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Operation Cyborg

Operation Cyborg

Titel: Operation Cyborg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Riess
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Beinen? Sag bloß, du gehst mal wieder zur Uni. Raus aus der Gruft, rein ins Leben?«, schob sie grinsend nach.
    Eigentlich mochte Tom seine Mitbewohnerin. Sie hatte relativ kurze, wasserstoffblonde Haare, die dank Gel in alle Richtungen abstanden. Ihre Kleidung war ein Konglomerat aus den unterschiedlichsten Stil-und Moderichtungen. Ein einziges Kunstwerk – bunt, knapp, zerrissen und auf verwirrende Art sexy. Insgesamt wirkte ihr Äußeres wie eine Mischung aus Punk und Visu. Oder so ähnlich. Sie war gerade einmal 1,60 Meter groß und ihr kesses Gesicht mit der Stupsnase ließ sie wie einen Teenager wirken und nicht wie 26. Sie war frech und intelligent und studierte Anglistik. In der Tat, Tom mochte sie, nur ihre dauernd wechselnden Partner nervten!
    »Hey, ich hab' heute Nachmittag ein Date, ob du's glaubst oder nicht«, sagte Tom und grinste stolz von einem Ohr zum anderen.
    »Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Na, dann sieh mal zu, daß du's nicht gleich wieder versaust. Wo trefft ihr euch denn?«
    »Sei nicht so neugierig. Ich habe keine Lust, daß du 'zufällig' auftauchst und uns wie ein Agent durch zwei Löcher in einer Zeitung beobachtest«, meinte Tom während er sein T-Shirt auszog.
    »Oh, also im 'Paperback'. Wie einfallsreich«, bemerkte Nina verschmitzt. »Keine Bange, ich werde dich sicher nicht stören. Fred und ich haben heute den ganzen Nachmittag Vorlesung und danach gehen wir ins Kino und dann werden wir irgendwo versacken. Könnte also spät werden. Sturmfreie Bude...«, säuselte Nina übertrieben.
    »Ne, so einer bin ich nicht. Weißt du doch!«
    »Ja, weiß ich. Leider! Wie sieht sie denn aus, wie alt ist sie, was macht sie? Studiert sie auch? Erzähl' doch mal.«
    »Nicht jetzt. Einzelheiten folgen später«, versuchte Tom sie abzuwimmeln. Neugieriges Stück!
    »Oh, du alter Geheimniskrämer«, sagte Nina. Gespielt beleidigt drehte sie sich um und bewegte sich, mit ihrem süßen Hintern übertrieben wackelnd, wieder in Richtung Küche. »Hauptsache du hast nicht für das Date bezahlt«, sagte sie noch augenzwinkernd über die Schulter. Tom warf sein zusammengeknülltes T-Shirt nach ihr, aber verfehlte sie. Er hörte sie noch kichern, als er wieder die Tür zum Bad schloß.
    Dann duschte er, zog sich an und verrieb noch ein wenig Gel in den Haaren. Er betrachtete sein Werk im Spiegel. Ob er die Augenringe mit irgendeiner Mousse von Nina überschminken sollte? Er neigte sein Gesicht prüfend nach links und rechts. Sicherlich, er war nicht gerade ein deutscher Brad Pitt, aber wirklich häßlich war er auch nicht. Er gab sich alle Mühe, nicht dem Klischee eines typischen Computernerds zu entsprechen. Seine schwarzen Haare waren kurz geschnitten und stets durch etwas Gel in einen relativ interessanten Look geknetet. Seine Klamotten waren einigermaßen stylisch, im mindesten jugendlich, modern. Außerdem hatte er das Glück, daß seine Augen trotz der stundenlangen Computersitzungen in den letzten 15 Jahren immer noch scharf sahen und er keine Brille brauchte. Gut, er war ein wenig untrainiert und hatte hier und da vielleicht ein wenig Fett angesetzt, aber daß es mit den Frauen bisweilen etwas schwierig war, mußte an anderen Dingen liegen – nicht am Aussehen. Nein, es mußte an den Frauen liegen. Zumindest redete er sich das mit Erfolg ein. Er selbst fand, daß er eigentlich ein richtig cooler Typ war.
    Er entschloß sich, auf Make-Up zu verzichten und verließ das Bad. Er ging in die vollgequalmte Küche. Nina und Fred waren wieder in Ninas Zimmer verschwunden. Tom sollte schleunigst das Weite suchen, wenn er sein Seelenheil bewahren wollte. Kaffee hatten sie ihm natürlich auch keinen übrig gelassen. Eilig holte er aus seinem Zimmer sein Handy, griff sein Notebook, stopfte beides in seine alte, löchrige Tragtasche und verließ so schnell er konnte die WG, bevor seine Mitbewohnerin und sein derzeitiger Mitbewohner auf Zeit mit ihrem Radau begannen.
    *
    Hans Lang war ein guter BKA Beamter. Er war noch einer vom 'alten Schlag'. Knorrig und nicht gerade umgänglich. Er hatte als junger Mann bei der GSG9 gedient, war bei der Geiselbefreiung in Mogadischu dabei gewesen und dann Anfang der 80er Jahre zum BKA gewechselt. Auch dort hatte er sich im Kampf gegen die RAF bewährt. Seit über fünf Jahren war er nun Leiter einer Spezialeinheit gegen Internetkriminalität. Körperlich war der 52jährige noch gut beieinander, aber das war nichts gegen seine geistigen Fähigkeiten, die nur noch von

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