Operation Cyborg
ausgerichtet, daß er sich bei mir melden soll?« wollte Pedersen ungeduldig wissen. Er war hier also doch richtig.
»Klar, habe ich«, Nina nickte.
Vielleicht hatte Tom sich ja bereits in seinem Hotel zurückgemeldet, während er hierher unterwegs gewesen war, dachte Pedersen.
»Nun, angerufen hat er bisher nicht. Ist Tom denn da«, fragte Pedersen und versuchte einen Blick in die Wohnung zu werfen, denn er glaubte eine Bewegung hinter Nina ausgemacht zu haben. Demonstrativ legte Nina ihre Hand an den Türrahmen und versperrte so Pedersen symbolisch die Sicht.
»Tom ist nicht da. Wenn er Sie nicht angerufen hat, dann wohl nur deshalb, weil er nicht mit Ihnen reden möchte, Herr...« sagte Nina und hob fragend die Augenbrauen, doch Pedersen machte keine Anstalten, seinen Nachnamen zu nennen. Nina wurde mißtrauisch. Der Typ sah ja nicht schlecht aus, aber seine nervöse Art und sein leicht penetrantes Auftreten waren ihr nicht geheuer, schon gar nicht wenn er es nicht einmal für nötig hielt, seinen vollen Namen preiszugeben. Sie machte einen Schritt zurück, um im Zweifelsfall die Tür schnell schließen zu können. Und als hätte sie es erwartet, trat der Kerl noch näher heran. Für Nina war das entschieden zu nahe. Sie wollte die Tür noch zuschlagen, aber der Mann war schneller. Er hatte bereits eine Hand an der Tür und drückte sie brutal auf, wobei er Nina nach hinten schob, als wäre sie aus Papier. Nina schrie erschrocken auf.
»Hey du Penner, was soll das«, brüllte ein Typ, der plötzlich hinter Nina erschien. »Was fällt...«
Doch weiter kam der Kerl nicht, denn Pedersen hatte ihn bereits mit dem Knauf seiner Glock an der Schläfe erwischt. Der Typ sackte in sich zusammen wie ein nasser Sack.
Nina starrte erschrocken auf die Waffe, die wie aus dem Nichts plötzlich in der Hand des Mannes erschienen war. Sie wurde leichenblaß. Als er sah, daß das Mädchen Todesangst hatte, besann sich Pedersen. Er steckte die Waffe wieder ein und versuchte mit beiden Händen eine beschwichtigende Geste zu machen.
»Hör mal, ich will dir nichts tun, wirklich«, beschwor sie Pedersen. »Bitte glaube mir, ich bin hier weil Tom in großer Gefahr ist. Es ist überlebenswichtig, daß er sich mit mir trifft.«
Nina sagte nichts. Sie stand wie angewurzelt da und atmete stoßweise ein und aus. Eine Träne kullerte ihr die Wange herunter. Verdammt, dachte Pedersen. Er hatte sich aufgeführt wie ein Gangster, nein, schlimmer noch, er hatte sich aufgeführt wie ein verdammter Metallkopf.
»Hey, nicht weinen. Es tut mir wirklich Leid, daß ich deinen ... deinen Freund geschlagen habe«, sprach Pedersen so behutsam wie er konnte und versuchte, wieder Vertrauen bei Nina zu gewinnen, doch es schien nicht zu wirken.
»Mist«, entfuhr es ihm kläglich und sein Unmut war gegen sich selbst gerichtet.
»Tom ist wirklich in Gefahr«, setzte er erneut an. »Ich bin ein alter Freund von ihm und wenn ich ihn nicht vor morgen Abend finden kann, passiert etwas schlimmes. Das mußt du mir wirklich glauben.«
Nina gewann langsam ihre Fassung zurück. Die Entschuldigungen sowie das Flehen des Fremden wirkten aufrichtig.
»Was wollen Sie von Tom?«, fragte sie und reckte trotzig ihr Kinn vor. »Wie soll ich ihnen glauben, daß nicht Sie die Gefahr für ihn sind?«
»Ich kann dir das nicht erklären, aber bitte sage mir wo er ist. Es ist wichtig. Alles was ich tun kann, ist dich zu bitten mir zu helfen«, sagte Pedersen. Er hoffte die richtigen Worte gefunden zu haben.
Nina sah ihn weiter skeptisch an, aber ihre Selbstsicherheit war zurückgekehrt. Der Typ hatte eine Waffe. Er mußte sie nicht bitten, zu kooperieren. Er könnte sie zwingen. Und ihr Gefühl sagte ihr, daß sie dem Kerl vielleicht doch vertrauen konnte. Oder lag es nur daran, daß er recht gut aussah? Sie zögerte immer noch, doch der Fremde machte keine Anstalten, sie weiter zu bedrängen, sondern wartete fast schon ein wenig demütig auf eine Reaktion von ihr. Na schön. Sie wußte nicht, ob sie jetzt einen großen Fehler beging oder nicht, aber sie vertraute ihrem Bauchgefühl. Damit lag sie eigentlich immer richtig.
»Sie können Tom heute Nachmittag im 'Café Paperback' treffen, aber ich glaube nicht, daß er erfreut sein wird, wenn Sie ihn dort stören«, sagte sie schließlich. In der Öffentlichkeit könnte er Tom sowieso nichts antun, so er das vor haben sollte, entschied sie. Der Mann namens Magnus schien von einer Last befreit. Er lächelte zum ersten Mal
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