Operation Cyborg
aber keine Hinterlist war in seinen Augen.
»Danke Nina. Es ist wirklich...«
»...wirklich sehr wichtig. Ich hab's schon kapiert«, unterbrach ihn Nina und zog eine Grimasse. Sie war wieder ganz das kesse Mädchen.
Fred stöhnte zu ihren Füßen und begann, sich wieder zu regen. Pedersen sah ein wenig peinlich berührt zu dem leicht am Kopf blutenden, jungen Mann auf dem Boden.
»Das tut mir verdammt Leid«, sagte er verlegen. »Ich stehe unter großem Druck, aber ich hätte mich nicht so aufführen sollen. Wo finde ich dieses Café?«
Nina erklärte es ihm, während sie Fred half, aufzustehen. Fred hielt sich die Schläfe und versuchte, Pedersen so finster anzuschauen, wie er nur konnte. Pedersen ignorierte es. Schließlich bedankte er sich ein weiteres Mal bei Nina und verließ dann schnell das Gebäude mit der Hausnummer 30b.
*
Als Tom in der Uni auftauchte und den großen Saal des Rechenzentrums betrat, wurde er mit nicht wenigen zynischen Kommentaren von den anwesenden Kommilitonen begrüßt. Aber das hatte er geahnt, also trug er es mit Fassung.
»Daß du dich mal wieder blicken läßt, Tom. Hat Nina dich endlich aus deinem Zimmer geschmissen?«, griente Akin. Der türkischstämmige Informatikstudent war gleichzeitig einer der Systemadministratoren im Rechenzentrum der Universität, dessen Rechnerpool allen Studenten offen stand.
»Ja ja, mach' du nur deine Sprüche«, antwortete Tom und sein selbstgefälliger Gesichtsausdruck verriet, daß er einen verbalen Konter vorbereitete. »Ich dachte mir eben, daß ich euch 'Lamern' mal wieder über die Schulter gucken muß, bevor ihr das ganze Netzwerk der Uni lahmlegt«
»Hört, hört« sagte Akin zu Lukas, der neben ihm saß. »Der großartige Meisterhacker Tom Sanders wacht über uns.«
Lukas grinste nur, sagte aber nichts. Er nickte Tom zu, dann richtete er seine Aufmerksamkeit sofort wieder auf den 'Ego-Shooter', der über seinen Bildschirm flimmerte. Er war gerade in ein Netzwerkduell mit einem anderen Administrator aus dem sogenannten Soziologenturm der Universität verwickelt. Und das wollte er auf gar keinen Fall verlieren.
»Du solltest Lohmeier besser aus dem Weg gehen, wenn du nicht die Hausarbeit endlich fertig hast. Der ist richtig stinkig«, meinte Akin nun ernsthaft. »Oh je, ich sehe schon. Du hast sie immer noch nicht fertig!« Er schüttelte mitleidig den Kopf.
Genaugenommen hatte Tom noch nicht einmal damit angefangen, aber das brauchte er Akin nicht auf die Nase zu binden. Also zuckt er unschuldig und nichtssagend die Schultern und grinste.
»Sind die anderen hinten?« fragte Tom um das Thema zu wechseln.
»Ja ein paar der Banausen sind da«, bestätigte Akin und deutete mit dem Daumen schräg hinter sich, wo die Tür zu einer weiteren Räumlichkeit war. »Markus wird sich sicher auch freuen, daß du mal wieder hier aufschlägst«, schob Akin nach und es klang sarkastisch.
»Ich weiß schon. Die alte Nervbacke sucht mich verzweifelt«, entgegnete Tom mißmutig.
»Du solltest dem Typen endlich mit seinem doofen Programm helfen. Dann kaut der Kerl mir wenigstens nicht mehr das Ohr ab.«
»Mal schauen«, antwortete Tom und überlegte, ob er nicht einfach wieder nach Hause gehen sollte. Aber jetzt war er hier, also sollte er sich dem Grauen endlich stellen. Er verabschiedete sich von dem türkischen Kommilitonen und stapfte in Richtung des Rechnerraums der Administratoren. Es war ein etwa 10 Quadratmeter großer Raum, vollgestopft mit den besten Rechnern, die die Uni zu bieten hatte, was allerdings nicht so viel hieß. Markus war tatsächlich da und winkte Tom gleich zu. Naja, dann bringen wir es mal hinter uns, dachte sich Tom und ging zu Markus während er die anderen Anwesenden grüßte, indem er mal hierhin mal dorthin nickte.
»Man, cool, daß du da bist«, ereiferte sich Markus sogleich. »Du mußt mir unbedingt...«
»Ich weiß, ich weiß. Ich soll dir bei deinem Programm helfen«, unterbrach ihn Tom und machte eine beschwichtigende Handbewegung.
Tom packte sein Laptop aus und schloß es an das Netzwerk der Universität an. Dann fuhr er seinen Rechner hoch. In der nächsten halben Stunde, ließ er sich von Markus erklären, an was für einem Programm dieser arbeitete und welche Art von Hilfestellung er benötigte. Was Tom zu hören bekam, gefiel ihm gar nicht. Markus bastelte an einer Art Anonymisierungsproxy mit Datenverschlüssellung. Einige der Funktionen, die er nicht hinbekam, hatte Tom extra für Tacker.C entworfen.
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