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Operation Cyborg

Operation Cyborg

Titel: Operation Cyborg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Riess
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Die erste Kugel hatte sie voll an der Schläfe getroffen. Ein garantiert tödlicher Treffer, aber es hatte so ausgesehen, als hätte sie Stahlplatten unter der Haut gehabt. Und warum bezeichnete Magnus das Mädchen explizit als 'es', nicht als 'sie'? War sie denn kein weibliches Wesen? Etwa kein Mensch? Was aber dann? Tom bekam eine Gänsehaut und seine Gedanken wirbelten lose in seinem Kopf herum.
    Durch die Löcher in der Windschutzscheibe und die fehlenden Seitenscheiben pfiff schrill der Wind, während der Wagen beständig mit 70 Stundenkilometern Frankfurt hinter sich ließ.
    *
    Zur gleichen Zeit, wie Magnus und Tom aus Frankfurt flohen, war jemand in Moskau noch guter Laune. Boris Iliev hatte gerade den Brief an Mascha weitergegeben und die junge, bezaubernde Sekretärin hatte ihn mit einem überwältigenden Lächeln entgegengenommen. Alleine die Sekretärinnen dieses Gemeinschaftsbüros waren die horrende Miete wert, die Iliev jeden Monat für seine Büroräume zu bezahlen hatte. Er teilte sich die Etage mit einer Reihe anderer Firmen, von denen er allerdings nichts weiter wußte. Es interessierte ihn auch nicht, was diese Firmen machten und er hoffte für deren Eigner, daß sie sich auch nicht für ihn interessierten.
    Er lief den kurzen Gang hinunter, der rechts von den Aufzügen und dem Empfangsbereich lag. Vor seiner Bürotür blieb er noch einmal kurz stehen und warf einen Blick über die Schulter. Er sah, wie Mascha in den Telefonhörer sprach. Sie war im Begriff, den sündhaft teuren Expresskurier zu informieren, damit dieser den Brief noch heute in die Auslieferung der Deutschen Post einbrachte. Verglichen mit dem Gegenwert der Informationen, die dieser Brief beförderte, war die Gebühr für den Kurierdienst marginal und verglichen mit den Geldern, die Iliev aus Amerika für den gesamten Auftrag erhielt war auch der Wert, den der Brief transportierte, nur Kleinkram.
    Iliev betrat sein Büro und schloß leise die Tür hinter sich. Der Raum war recht groß und mit teuren Möbeln ausgestattet, nur die Zusammenstellung des Mobiliars wirkte lieblos und wenig abgestimmt. Es paßte zu Iliev. Der etwa 1,75 Meter große Mann trug einen perfekt sitzenden Roy Robson Anzug, der seinen wachsenden Bauchumfang erfolgreich kaschieren konnte. Nur zu seinem Gesicht und den stoppeligen roten Haaren wollte der feine schwarze Anzug einfach nicht passen. Ilievs Haut war fleckig und er hatte eine Warze auf der linken Wange und ein Muttermal auf der rechten. Er hatte eng stehende, kleine Augen und sein Kinn war breit und verpaßte ihm eine grobschlächtige, brutale Physiognomie. Alles in allem sah er trotz des noblen Zweiteilers aus wie der typische Gangster eines amerikanischen B-Movies aus den 80ern, in denen klischeehafte Russen als Bösewichter herhalten mußten.
    Iliev durchquerte sein Büro und setzte sich an seinen Arbeitsplatz vor die englische Computertastatur seines Rechners. Er startete sein Mail Programm. In der e-Mail die er schrieb stand nur ein einziger englischer Satz:
    »Der Fisch ist an der Angel.«
    Er schickte die e-Mail an eine .com Adresse die sein Mail Programm automatisch ergänzte nachdem er den Buchstaben 'k' in die Empfängerzeile eingetippt hatte. Dann lehnte er sich zurück, drehte seinen ledernen Chefsessel um 180 Grad und blickte aus dem großen Fenster hinter seinem Schreibtisch. Ja, es lief wirklich gut, dachte er zufrieden und träumte ein wenig vor sich hin. Da klingelte das Telefon. Iliev blickte auf das Display und runzelte die Stirn, dann nahm er ab.
    »Ja«, sagte er auf russisch und mit unfreundlicher Stimme in den Hörer, dann lauschte er den Worten seines Anrufers. Mit jeder Sekunde die verstrich, verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck und schließlich zeichneten sich feine rote Äderchen auf seinen Wangen ab.
    »Das kann doch nicht wahr sein«, brachte er mühsam hervor und fuhr sich mit der freien Hand durch die roten Borsten auf seinem Kopf. »Wenn das BKA ihn vor uns erwischt, haben wir ein Problem. Ist es sicher, daß die eine heiße Spur haben?«
    Iliev wartete die Antwort ab.
    »Universität Frankfurt? Scheiße, Mikosch, das könnte er wirklich sein«, meinte Iliev mit rauher Stimme. »Wie kommen die nur darauf?«
    »Jemand steuert Tacker.C über eine unverschlüsselte Verbindung?«, fragte er entsetzt in den Hörer. War Severin wahnsinnig geworden? Iliev war fassungslos.
    »Ja das könnte sein«, sprach er leise in den Hörer. Auf seiner Stirn hatte sich ein dünner

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