Operation Cyborg
es mich noch einmal zusammenfassen«, setzte Tom erneut an. »Die Maschinen führen in der Zukunft Krieg gegen die Menschen.« Magnus nickte zustimmend. »Und die Maschinen – die in der Lage sind, durch die Zeit zu reisen – glauben sie hätten bessere Karten, wenn sie in einen Killer in die Vergangenheit schicken, um dort jemanden zu töten?«, Magnus nickte wieder.
»Wer«, sprach Tom halblaut weiter, »um Himmels willen, wäre so bescheuert und würde etwas derart hirnrissiges versuchen? Wären Zeitreisen in die Vergangenheit tatsächlich möglich, könnte jeder Eingriff in die Geschichte völlig unvorhersehbare Folgen haben, auch für den, der sich davon etwas verspräche. Auf eine solche Art in einen Krieg einzugreifen – selbst wenn man es könnte – wäre Wahnsinn!«
»S.net ist nicht wahnsinnig. Es denkt nur anders als wir Menschen«, kommentierte Magnus lapidar.
»Esnet?«, fragte Tom.
»S.net ist das Computersystem das gegen die Menschheit kämpft«, erklärte Magnus. »Die Amis nennen es anders, aber Hierzulande hat sich die Bezeichnung S.net etabliert. Es handelt sich dabei um eine KI, die ursprünglich für das amerikanische Militär geschaffen wurde. Diese KI war aus programmiertechnischer Sicht ein Meisterwerk. Sie war so ausgefeilt, daß sie ein eigenes Bewußtsein entwickelte. Doch die amerikanischen Militärs hatten die Büchse der Pandora geöffnet. S.net stufte im Zuge seiner Selbsterkenntnis die Menschen als Bedrohung ein und begann, sich gegen seine Erschaffer zu wenden«, dozierte er weiter.
»Eine Künstliche Intelligenz mit eigenem Bewußtsein?«, entfuhr es Tom. Das wird ja immer schöner, dachte er im Stillen. Dennoch begannen ihn die Ausführungen von Magnus zu interessieren. Zumindest aus theoretischer Sicht fand er das Thema spannend.
»Dieses Mädchen vorhin«, begann Tom eine Frage, doch Magnus fiel ihm unwirsch ins Wort.
»Das war kein Mädchen«, schnaubte er verärgert. »Das war ein Cyborg. Ein Metallkopf. Eine von S.net geschaffene Tötungsmaschine. Das Ding ist wahrscheinlich ein Cyborg der 800er Serie. Möglicherweise sogar ein 'Drei-Achter'. Dieses Modell bereitet uns mittlerweile die größten Probleme. S.net setzt die Cyborgs hauptsächlich als Infiltratoren ein, das heißt, sie sollen sich unter uns Menschen mischen und unsere Aktionen sabotieren oder Anführer des Widerstands auslöschen. Sie sind äußerlich betrachtet, nur schwer von Menschen zu unterscheiden. Seit einiger Zeit benutzt S.net immer häufiger eine weibliche Außenhülle, weil es wohl analysiert hat, daß diese Infiltratoren größere Erfolgschancen haben, als die Modelle mit männlicher Außenhaut.«
Tom begann der Kopf zu brummen – diese vielen seltsamen Namen, die Magnus nannte und das alles im Kontext der wirren Geschichte die er ihm aufgetischt hatte, ließen seine Gedanken wirr hierhin und dorthin kreisen. Er fand nach wie vor, daß die ganzen Ausführungen eigentlich ja ausgemachter Blödsinn waren – eigentlich. Denn da war ja noch die Schießerei mit 'Jazz', deren Augenzeuge er aus nächster Nähe gewesen war und deren Ablauf ihn vor einige Rätsel stellte. Er hatte sich das doch sicher nicht eingebildet. Unter der Haut des Mädchens hatte Metall geschimmert und sämtliche Schußwunden hatten sie offenbar weder beeinträchtigt noch ihr Schmerzen bereitet.
»Aber ich habe gesehen, daß sie geblutet hat«, sagte Tom zu sich selbst und knetete nachdenklich seine Unterlippe.
»Es sind eben Cyborgs«, entgegnete Magnus. »Kybernetische Organismen. Lebendes Gewebe über einem Metallkörper. Diese Infiltrationseinheiten sind äußerlich exakt dem Menschen nachempfunden. Ihre Haut ähnelt der des Menschen. Die gleiche Haptik, die richtige Körpertemperatur. Und Sie bluten sogar, wenn auch nur kurz. Frühere Modelle haben sogar Schweiß und Körpergerüche abgesondert. S.net versuchte so unsere Hunde zu täuschen, aber das funktionierte nicht. Die Köter drehen förmlich durch, wenn ein Cyborg in der Nähe ist, egal wie 'echt' S.net sie wirken läßt«, gluckste Magnus.
»Warum wurde S.net nicht einfach wieder abgeschaltet, als es außer Kontrolle geriet«, fragte Tom und stutzte. Hatte er das gerade tatsächlich gefragt?
»S.net war da bereits zu mächtig«, antwortete Magnus. »Es hatte sich mit unglaublicher Geschwindigkeit in sämtlicher digitaler Infrastruktur ausgebreitet, dezentral organisiert und die Kontrolle an sich gerissen. Telekommunikation, Energienetze, öffentliche
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