Operation Cyborg
analysiert. Sie sind zwar verschlüsselt, aber ich bin mir sicher, daß es Adresslisten und Textdaten sind. Die Art der Kommunikation ist interessant«, brummte Siggi fasziniert. Er rief verschiedene Programmfenster auf und klickte scheinbar planlos darin herum. Lang versuchte die Aktionen seines Mitarbeiters zu verstehen, aber es gelang ihm nicht. Er war zu aufgeregt.
»So also steuert er Tacker.C.«, murmelte Siggi und überprüfte weitere Scan-und Analyseprogramme, die er per Fernsteuerung auf dem russischen Server laufen hatte, dann hackte er einige Daten in seine Tastatur. »Ah, jetzt ja. Der Tracer ist durch. Wir haben ihn lokalisiert«, triumphierte Siggi schließlich.
Lang ballte die Faust. Hatte er es nicht immer gesagt. Einmal werden auch die vorsichtigsten Hacker selbstgefällig und machten Fehler.
»Von wo kommen die Zugriffe?«, fragte Lang und spürte ein Kribbeln in der Magengegend, so aufgeregt war er. Auch wenn er sich alle Mühe gab, es sich nicht anmerken zu lassen.
»Die kommen aus dem Rechenzentrum der Frankfurter Uni«, antwortet Jimbo für Siggi. »Die IP kam mir doch gleich bekannt vor.«
Das wurde ja immer besser. Heute würde Lang Severin schnappen.
»Toni, sag' den Jungs Bescheid«, wies er seinen Kollegen an.
»Schon geschehen, Boß«, bestätigte dieser lässig.
»Na dann los«, schnaubte Lang.
Noch während er sich mit Toni in die Tiefgarage begab, stülpte er sich das Headset über.
»Siggi, bleib am Ball«, sprach er in das Headset. Gib mir jede Veränderung, jede noch so kleine Information sofort durch.«
»Geht klar, Boß«, kam unverzüglich und in bester digitaler Sprachqualität die Antwort.
»Jimbo. Sieh zu, daß du herausbekommst, wo der betreffende Rechner in der Uni stehen könnte«, gab Lang als weitere Order durch. »Gehe so vorsichtig wie möglich vor, damit der Kerl nicht Lunte riecht.«
»Roger«, kam lediglich als Antwort, aber Lang war zu aufgeregt um jetzt auf die flapsigen Bestätigungen seiner Mitarbeiter einzugehen.
Heute kriege ich dich, dachte er grimmig und lief noch schneller, um mit seinem jüngeren Kollegen Schritt zu halten.
*
'Jazz' langte mit einer Hand über ihre Schulter in den geöffneten Rucksack und hatte mit einem Mal eine Pistole in der Hand, die sie auf Toms Stirn richtete. Er kannte sich zwar nicht mit Waffen aus, aber er wußte, daß das Kaliber in dieser Situation ziemlich egal war. Die Kugel würde ihn in jedem Fall töten. Der Schuß peitschte laut über den ganzen Platz und Tom registrierte verdattert, daß er noch am Leben war.
Der Schuß war nicht aus ihrer Waffe gekommen. Vielmehr hatte jemand anderes auf 'Jazz' geschossen und sie voll an der Schläfe getroffen. Ein häßlicher Ton war dem Schuß direkt gefolgt, so als hätte Metall auf Metall getroffen. Das Mädchen taumelte zur Seite und Tom sah, daß ein großes Stück Haut an ihrer Schläfe weggerissen worden war. Aber nur ein kleines Rinnsal Blut tropfte an ihrer Wange herunter. Dort wo jetzt die Haut fehlte, blitzte helles Metall auf. Noch seltsamer aber war, daß das Mädchen nicht tödlich getroffen zusammenbrach. Sie erlangte die Balance zurück und drehte den Kopf in die Richtung, aus der der Schuß gekommen war. Da erklang ein zweiter Schuß und traf das Mädchen direkt an der Schulter.
Genau in diesem Moment brach im Café 'Paperback' das blanke Chaos aus. War auf dem ersten Schuß eine kurze atemlose Sekunde gefolgt, in der die Welt still zu stehen schien, reihte sich an den zweiten Schuß die Kakophonie von hysterischen Schreien, schrillem Kreischen und dem Quietschen und Schaben von vielen Stuhlbeinen. Tische und Stühle stürzten polternd um, gefolgt vom Splittern unzähliger Gläser. Einige Besucher warfen sich geistesgegenwärtig auf den Boden, andere versuchten panisch, taumelnd und stolpernd das Weite zu suchen. Zwei oder drei blieben jedoch wie paralysiert auf ihren Plätzen sitzen, die Augen und Münder weit aufgerissen. Ein dritter Schuß traf das Mädchen an der anderen Schulter, doch ihre Miene blieb ungerührt. Mit starrem Gesicht trotzte sie dem Kugelhagel und versuchte, das Gleichgewicht zu finden um ihre Waffe auf den Angreifer auszurichten. Weitere Schüsse trafen sie und mit jedem Treffer taumelte sie weiter von Tom weg. Er war bereits beim zweiten Schuß erschrocken aufgesprungen, hatte sich aber keinen Zentimeter bewegt. Der siebte Treffer ließ das Mädchen endlich nach hinten über einen umgestürzten Tisch stolpern.
Eine große Hand
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