Operation Cyborg
packte Tom am Arm und drückte mit der Kraft einer Schraubzwinge zu.
»Mitkommen«, raunte ihm ein großer blonder Mann zu und übertönte die schrillen, entsetzten Schreie der anderen Cafébesucher. Eine noch rauchende Waffe hielt er schußbereit in der rechten Hand. Ehe Tom reagieren konnte, begann der Mann, ihn mit brutaler Gewalt hinter sich herzuziehen. Reflexartig griff Tom nach seiner Umhängetasche, die auf einem Stuhl lag. Er konnte sie gerade noch greifen, da wurde er auch schon von dem großen Mann fortgezerrt. Mühsam hielt er sich auf den Beinen. Sie waren keine 10 Schritte gelaufen, da hatte der Mann sich wieder umgedreht und feuerte erneut seine Waffe ab. Tom glaubte, seine Trommelfelle würden platzen. Er sah, daß das Mädchen, das irrwitzigerweise schon wieder im Begriff war sich zu erheben, von einem weiteren Treffer herumgewirbelt wurde und erneut nach hinten kippte.
»Los weiter. Lauf, Tom! Und zwar so schnell du kannst«, wies ihn der blonde Riese lautstark an.
Tom befolgte wie in Trance den Befehl und rannte. Die Ereignisse waren schneller auf ihn hereingeprasselt, als er denken konnte, aber soviel hatte er bereits begriffen. Dieser Kerl versuchte gerade, ihm das Leben zu retten.
Zusammen sprinteten sie die Gräfstraße entlang, die parallel zum Campus verlief. Nach ein paar Metern wechselte der Mann die Straßenseite und Tom folgte. Die am Bürgersteig geparkten Autos gaben ihnen Deckung. An der ersten Straßenecke bogen sie rechts ab, dann nach einigen Metern wieder links. Toms untrainierter Körper bestrafte den plötzlichen Spurt bereits zu diesem Zeitpunkt mit stechenden Muskelschmerzen. Lange würde er den Sprint nicht durchhalten können und schon jetzt lag er einige Meter hinter seinem Retter. Tom wußte nicht, ob sie immer noch verfolgt wurden, aber er war auch nicht in der Lage sich umzusehen – er war zu sehr mit Laufen beschäftigt. Er sah, daß sein Retter endlich an einem alten weißen Mitsubishi abstoppte. Der blonde Hüne wechselte zur Fahrerseite und schlug, ohne eine Miene zu verziehen, mit dem Ellbogen die Scheibe der Tür ein. Dann langte er durch das Loch, das er geschlagen hatte, entriegelte die Tür und stieg ein. Endlich hatte auch Tom schnaufend und stöhnend den Wagen erreicht. Der Blonde hatte bereits die Beifahrertür entriegelt und sie aufgestoßen. Während Tom ächzend einstieg, machte sich sein Retter bereits an der Verkleidung unter dem Lenkrad zu schaffen. Er drückte das dünne Plastik herunter, dann zerrte er einen Strang Kabel heraus, der dahinter verlief. Zwei oder drei der Kabel wählte er aus und riß sie mit einem Ruck aus der Kabelklemme.
Da erblickte Tom das Mädchen um die Ecke biegen. Sie war ihnen also noch dicht auf den Fersen und Tom beobachtete sie ungläubig. Sie lief noch einige Meter, stoppte dann ab und sah mit ihrem ausdruckslosen Gesicht die Straße entlang. In ihrer rechten Hand hatte sie noch ihre Pistole. Ihr grünes Top hatte an mehreren Stellen blutdurchtränkte Risse und auch das Loch an ihrer Schläfe war deutlich zu sehen. Für einen kurzen Moment spiegelte sich dort das Sonnenlicht. Wie konnte es sein, daß sie überhaupt noch auf den Beinen war, fragte sich Tom. Der Motor des Mitsubishi röhrte laut und schreckte ihn auf. Sein blonder Begleiter hatte es geschafft, den Wagen kurzzuschließen. Er verdrehte noch zwei Kabel miteinander, dann legte er den ersten Gang ein.
Doch noch jemand anderes war auf das Motorengeräusch aufmerksam geworden. Das Mädchen hatte sie entdeckt. Toms Begleiter schenkte ihr keine Beachtung. Er stieg aufs Gaspedal. Mit einem Satz sprang der Wagen aus der Parklücke und schrammte leicht das vor ihnen parkende Fahrzeug. Der Blonde drückte nun den Schalthebel mit Gewalt in den Rückwärtsgang und das Getriebe knirschte empört.
Das Mädchen stürmte vorwärts. Noch ihm Laufen riß sie die Waffe hoch und feuerte. Der erste Schuß verfehlte den Wagen, weil das Fahrzeug im richtigen Moment einen Satz nach hinten machte doch der zweite Schuß streifte mit häßlichem Kratzen die Motorhaube. Langsam – für Toms Empfinden viel zu langsam – begann der Wagen, rückwärts fahrend zu beschleunigen. Das Mädchen war nur noch etwa 20 Meter von ihnen entfernt. Der dritte Schuß traf die Windschutzscheibe, direkt unter dem Holm des Daches und hinterließ ein gezacktes Loch. Aber das Glas hielt. Der Wagen rollte nun immer schneller. Ein zweites Loch fraß sich in die Scheibe. Tom kauerte sich ängstlich tief
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