Operation Cyborg
Einrichtungen, alles. Und das weltweit, wo immer es Infrastruktur fand, die unter amerikanischer Administration stand – aber auch viele nichtamerikanische Systeme wurden infiltriert. Als das amerikanische Militär bemerkte, daß sie im Begriff waren, die komplette Kontrolle an S.net zu verlieren, versuchten sie noch, das Computersystem abzuschalten, aber da war es schon zu spät. S.net wertet den Versuch seiner Deaktivierung als Angriff und als Bedrohung seiner Existenz und wandte sich von da ab gegen die Menschen.«
»Aber wie hat S.net die gesamte Menschheit angegriffen?«, wollte Tom wissen.
»Es gibt auf diesem Planeten eine Waffe, die dazu in der Lage ist«, sagte Magnus gepreßt. »Sie ist computergesteuert und absolut vernichtend! Eine Waffe, die so letal ist, daß sie schon in geringer Stückzahl die Welt aus ihren Angeln heben kann.«
»Atomraketen?« entfuhr es Tom. »Das ist doch Wahnsinn!«
»Wie gesagt. S.net denkt in anderen Kategorien als wir«, entgegnete Magnus traurig. »Die KI hatte zwar keinen Zugriff auf das gesamte Atomwaffenpotential der Erde, sondern nur auf die zu diesem Zeitpunkt bestückten Raketen der USA, aber es waren genug, um einige ausgewählte Ballungszentren und Finanzmetropolen mit Atomwaffen anzugreifen. Es reichte, um die Welt ins Chaos zu stürzen. Fast eine halbe Milliarde Menschen starben alleine bei diesem Angriff. Und noch mehr Menschen fielen den daraus resultierenden Folgen zum Opfer: Nuklearer Winter, Klima-und Umweltkatastrophen, Seuchen – es war die Hölle auf Erden. Dieser Angriff bewirkte aber noch mehr: den Zusammenbruch unserer vernetzten, globalisierten Gesellschaft. Wie Dominosteine fielen etablierte Strukturen weg – eine nach der anderen, beginnend mit dem ersten Stein: die weltweiten Finanzplätze und ihre Währungssysteme. Nach dem Wegfall der Strukturen in den Industrienationen, gingen die Entwicklungsländer und strukturschwachen Gebiete förmlich im Chaos, Hunger und Elend unter. Ganze Kontinente wurden innerhalb kürzester Zeit entvölkert.« Magnus legte eine Pause ein und ließ die Worte wirken. In Toms Magen rumorte es. Noch bevor sein Geist auch nur ansatzweise in der Lage war, die gesamte Dimension der geschilderten Katastrophe zu überblicken, fuhr Magnus auch schon fort.
»In den Monaten, in denen die Menschheit verzweifelt um ihr Überleben kämpfte und versuchte, mühsam die Ordnung aufrechtzuerhalten, beziehungsweise neu zu etablieren, blieb S.net ebenfalls nicht untätig. Es plünderte die Waffenarsenale und militärischen Forschungslabors der USA und bediente sich an den bereits vorhandenen, zahlreichen computer-und maschinengesteuerten Waffen. Zusätzlich brachte S.net geeignete Produktionsstandorte unter seine Kontrolle, um dort noch hochwertigere Waffen herzustellen, wie beispielsweise Luftdronen, Kampfpanzer und sonstige Tötungsroboter. Als sich S.net stark genug wähnte, begann es schließlich im Jahr 2012 mit einem konventionellen Krieg gegen die Reste der Menschheit, mit dem Ziel ihrer vollständigen Auslöschung«, Magnus mußte schlucken. Dieser Teil seiner Geschichte schien ihm besonders schwer zu fallen. »In den Regionen der Erde, in denen die Menschen noch nicht gut genug organisiert waren – also dort wo administrative Strukturen und die entsprechenden Mittel fehlten, löschte S.net sämtliches menschliches Leben aus«, fuhr er mit rauher Stimme fort. »In den anderen Regionen, wie zum Beispiel in Nordamerika, in Teilen Asiens oder dem europäischen Festland, formierte sich jedoch bewaffneter Widerstand und warf sich S.nets Armee todesmutig entgegen. Hier in Europa waren es die Deutschen, die sich zum Kampf gegen S.net organisieren konnten.«
»Ausgerechnet Deutschland?«, fragte Tom skeptisch.
»Du mußt wissen, daß auf dem europäischen Kontinent vor allem Menschen in Deutschland überlebten. In Deutschland gibt es weniger Ballungszentren als in anderen Ländern und darüberhinaus verfügt Deutschland flächendeckend über eine gute Infrastruktur, auch in ländlichen Gegenden. Außerdem existiert entlang der ehemaligen Deutsch-Deutschen Grenze ein breiter Gürtel von Schutzbunkern – aber auch im restlichen Deutschland gibt es viele dieser Anlagen. In der Zeit des Kalten Krieges wurden unzählige davon gebaut. In vielen Städten wurden sie, unbemerkt von einer breiteren Öffentlichkeit, zahlreich in Gebäude integriert – Parkhäuser, U-Bahnhöfe, Krankenhäuser, öffentliche Einrichtungen und so weiter. Ein
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