Operation Cyborg
Vergangenheit eingriff und in seinem Leben im Hier und Jetzt mitmischte.
»Aber warum habt ihr – habe ich – nicht alles auf sich beruhen lassen. Du riskierst dein Leben, damit ich meine körperliche Unversehrtheit bewahre«, sagte Tom und schlechtes Gewissen keimte in ihm.
»Naja, wir konnten nicht wissen, ob S.net es nicht doch zu einem späteren Zeitpunkt, also nach 2024, schaffen könnte, dich in der Vergangenheit zu töten. Also entschlossen wir uns, daß ich dich nicht nur schützen, sondern auch auf die Zukunft vorbereiten sollte, damit du dich im Zweifelsfall später selbst beschützen könntest«, antwortete Magnus und seine Stimme verriet keinerlei Regung. Tom entschied, die Fragen nach dem 'Warum' erst einmal hinten anzustellen.
»Du sagtest, daß du seit gestern in meiner Zeit bist. Du hattest Informationen aus erster Hand, sozusagen. Du wußtest wo du mich finden konntest, aber wie hat das Ding mich nur so schnell aufgespürt?«, fragte Tom.
»Wer weiß schon seit wann es dich sucht. Es kann bereits vor einem halben Jahr in deiner Zeit gelandet sein. Außerdem wissen wir nicht, über welche Informationen S.net verfügt«, antwortete Magnus.
»Weiß S.net, wie ich aussehe?«, wollte Tom wissen.
»S.net kennt Tom Sanders aus den Jahren 2016 bis 2017. Da warst du im S.net Arbeitslager interniert«, gab Magnus als Antwort.
Tom kratzte sich am Kopf, als er nochmal über alles nachdachte. Der Cyborg hatte womöglich während seiner Suche auch das Internet nach ihm durchkämmt und dabei sein Profil in der Single Community entdeckt. Schon erstaunlich! Aber die Bildersuche dieser Singlebörse funktionierte ohne Anmeldung und ließ sich auch nach Regionen und Städten filtern. Eine Gesichtserkennungssoftware des Cyborgs hatte dann eventuell den Rest erledigt.
»Eine Sache aber paßt nicht ganz«, murmelte Tom nachdenklich. Magnus sah ihn fragend an.
»Heute ist der 10.07. und nicht der 11.07.«, sagte Tom und blickte fragend zu Magnus.
»Alternative Zeitlinien«, kommentierte Magnus schließlich nach kurzem Überlegen. »Ich sprach mit dir, also mit deinem zukünftigen Ich, darüber. Jede Zeitreise in die Vergangenheit kann eine neue Zeitlinie eröffnen. Möglich also, daß mein Sprung in die Vergangenheit schon eine Veränderung mit sich brachte. Das ist auch der Grund, warum ich so nahe an den Termin des Anschlags geschickt wurde. Wir wollten vermeiden, daß eine alternative Zeitlinie bei längerer Entwicklung dazu führen könnte, daß ich dich gar nicht mehr in Frankfurt finden würde. Allerdings planten wir 4 Tage ein, aber so genau funktioniert das wohl nicht. Oder dein zukünftiges Ich hat nicht alle Funktionen der Zeitmaschine durchschaut. Immerhin bin ich in einem Stück durchgekommen«, Magnus grinste, aber sein Gesprächspartner verzog keine Miene also wurde er sofort wieder ernst.
Tom dachte angestrengt nach. Mit dem Thema Zeitreisen hatte er sich bisher nur wenig, eher gar nicht, beschäftigt. Er konnte sich aber an eine interessante Diskussion über alternative Zeitlinien von ein paar Physiknerds an der Uni erinnern. Er hatte zwar nicht mehr alle Details der hitzigen Diskussion im Kopf, aber einiges fiel ihm nun wieder ein. Es paßte mit dem zusammen, was Magnus und er gerade erörtert hatten.
»Das würde aber bedeuten«, sprach Tom langsam, »daß ich ganz ursprünglich, also vor dem allerersten Zeitsprung, den S.net initiierte, auch Anführer des Widerstands und – beziehungsweise oder – der Entwickler von THOR gewesen sein muß. Möglicherweise haben mich aber die Erfahrungen beim Mordanschlag des Cyborgs erst recht zum gefährlichen und erbitterten Gegner von S.net gemacht. Wahrscheinlich war der Widerstand in der allerersten Zeitlinie kurz davor, zu siegen und S.net griff zum vermeintlich ultimativen Mittel und schickte einen Attentäter in die Vergangenheit, leitete aber damit eine Entwicklung ein, die in einer Zeitschleife immer wieder dazu führte, daß ich Anführer des Widerstands wurde und S.net einen Cyborg schicken mußte, der mich töten sollte. Das bedeutet aber auch, daß ich das entscheidende Wissen und die Fähigkeiten so oder so besitze. Es kommt nur entweder früher oder später zum Tragen.«
»Ja, äh«, pflichtete ihm Magnus zögernd bei, dann nickte er. »So ähnliche Überlegungen führte dein zukünftiges Ich auch.«
'Zukünftiges Ich', wie das schon klang, dachte Tom und bekam eine Gänsehaut. Der Gedanke, daß es theoretisch schon mehrere seiner
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