Operation Cyborg
schossen beide Fahrzeuge unkontrolliert, fast Seite an Seite, auf den Platz der kleinen Tankstelle am Ortseingang von Steinbach.
Der Besitzer der Tankstelle, der gerade noch im Begriff gewesen war, von einem Kunden Geld zu kassieren, starrte entsetzt auf die beiden Geschosse, die auf seinen Arbeitsplatz zurasten. Noch während er heiser aufschrie, war es auch schon geschehen. Der weiße Mitsubishi rammte ungebremst Tanksäule Nr. 1 und riß diese unter lautem Kreischen und Knirschen vollständig aus der Verankerung. Immerhin kam der Wagen dadurch glücklicherweise zum Stehen, bevor er in den Tankstellenladen dahinter krachte. Aber augenblicklich schoß hinter dem Mitsubishi Treibstoff in einer regelrechten Fontäne aus der zerstörten Zapfsäule und ergoß sich überall auf dem Platz der Tankstelle. Fast zeitgleich prallte der schwarze SUV mit voller Wucht gegen eine der Stahlsäulen der Überdachung. Der Aufprall war so heftig, daß der massive Träger ein Stück weit aus der Bodenverankerung gerissen wurde. Unter lautem Ächzen gab ein Teil der Dachkonstruktion nach und stürzte herab.
»Raus hier«, rief der Tankstellenbesitzer. Er hatte erstaunlich schnell seinen Schrecken überwunden und reagierte geistesgegenwärtig. »Wir müssen hier weg. Hier kann jederzeit alles hochgehen«, schrie er den entsetzt nach draußen gaffenden Kunden an. Er schaffte es tatsächlich, den älteren Herrn aus seiner Schockstarre zu wecken und beide rannten aus dem Tankstellenladen, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her. In seiner Panik legte der fast siebzigjährige Kunde einen Spurt hin, der jedem professionellen Läufer zur Ehre gereicht hätte. Keinen Gedanken verschwendete er dabei an seinen Wagen, der irgendwo noch inmitten der Trümmer stand.
Der Tankstellenbesitzer besann sich jedoch nach ein paar Metern. Vielleicht benötigen die Insassen der Wagen Hilfe, schoß es ihm in den Kopf. Er blieb stehen und drehte sich um. Fassungslos erblickte er, wie der blonde Fahrer des Mitsubishis eine Pistole durchlud und dann versuchte, seine Wagentür zu öffnen indem er mit der Schulter dagegenstieß. Sein Beifahrer rüttelte ebenfalls panisch an seiner Tür. Der Anblick der Waffe inmitten dieser umherspritzenden Kraftstoffe verschiedenster Oktanzahlen war dann auch für den Tankstellenbesitzer zuviel. Ohne einen weiteren Augenblick zu verharren, drehte er sich auf dem Absatz um und folgte dem rüstigen Rentner in Richtung Stadtmitte. Als er das Tankstellengelände schon fast verlassen hatte, warf er im Laufen doch nochmal einen Blick über die Schulter. Er sah ein Kabel der Leuchtreklame, das von der Tankstellendecke hing. Kleine Funken tropften aus dem abgerissenen Ende.
»Oh mein Gott«, entfuhr es ihm und er erhöhte noch einmal das Tempo unter Aufbietung all seiner Kräfte.
Zur gleichen Zeit versuchte sich Tom aus dem Wagen zu befreien, aber er schaffte es nicht, die Wagentür zu öffnen. Er rüttelte so feste er konnte daran und versuchte, mit dem Knie dagegenzudrücken, aber sie bewegte sich nur wenige Zentimeter. Blut lief ihm die Schläfe herunter. Er hatte sich bei dem Aufprall den Kopf gestoßen. Und dennoch – es war verdammtes Glück gewesen, daß sie nur die Zapfsäule und nicht einen der Pfeiler gerammt hatten. Tom roch das Benzin, das sich hinter ihnen ergoß und er wußte, daß ihr Glück nur von kurzer Dauer sein würde, sollte sich der Kraftstoff entzünden. Ein akutere Gefahr offenbarte sich aber plötzlich neben ihm vor dem Fenster der Wagentür.
Der Cyborg hatte den Aufprall ebenfalls überstanden und war nun an der Beifahrerseite aufgetaucht. Die Maschine mit dem Mädchengesicht schlug die Scheibe mit der blanken Faust ein. Tom nahm gerade noch rechtzeitig schützend die Arme vor das Gesicht, als der Regen aus Glassplittern über ihm niederging. Der Cyborg griff den Türholm, riß die verklemmte Tür mit einer einzigen Bewegung komplett aus der Verankerung und schleuderte sie mühelos hinter sich. Die Tür durchpflügte die große Schaufensterscheibe des Tankstellenladens wie ein heißes Messer die Butter und krachte in die Regale dahinter. Genau in dem Moment als der Cyborg Tom an der Kehle packen wollte peitschte ein erste Schuß laut auf. Magnus hatte es geschafft, sich aus dem Wagen zu befreien indem er sich durch das zerstörte Fenster seiner Wagentür gewunden hatte. Noch während er auf dem Türrahmen hockte hatte er aus kürzester Entfernung über das Wagendach hinweg auf den Cyborg geschossen.
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