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Operation Cyborg

Operation Cyborg

Titel: Operation Cyborg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Riess
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den Abendhimmel auf. Wie spät mochte es jetzt sein? Vielleicht 21:00 Uhr? Auch von hier waren die Flammen noch deutlich zu sehen und Tom hörte die Sirenen, verschiedenster Einsatzkräfte, die zum Katastrophengebiet eilten. Im Laufschritt folgte er weiter dem Feldweg, bis dieser auf einen anderen traf. Er bog links ab und rannte weiter. Dieser Weg verlief nun grob geschätzt parallel zu der Straße, die zur Tankstelle geführt hatte. Vor sich konnte er bereits die Gleisstrecke der S-Bahn sehen. Der Feldweg beschrieb hier eine kleine Kurve und verlief nunmehr an den Gleisen entlang. Tom hatte sich nicht getäuscht. Nach fast 10 Minuten kam er am S-Bahnhof an. Der Bahnsteig war menschenleer.
    Tom war völlig außer Atem und die Ereignisse der letzten Stunden forderten ihren Tribut. Seine Glieder schmerzten und er war sehr erschöpft. Am liebsten hätte er sich direkt hier auf den Boden gelegt und ausgeruht. Aber er nahm sich zusammen und warf stattdessen einen Blick auf den Fahrplan, der in einem Glaskasten hing. In nicht einmal 5 Minuten würde die nächste S-Bahn Richtung Frankfurt eintreffen. Im fahlen Spiegelbild des Glaskastens erkannte er, daß er fürchterlich aussehen mußte. Mit einem Taschentuch aus seiner Tasche und etwas Spucke wischte er sich durch das Gesicht und rieb Dreck und Blut ab. Ein dumpfes Pochen in seinem Kopf begann, sich zu verstärken. Er war wirklich in einem erbärmlichen Zustand und bemerkte noch nicht einmal das Loch an der Vorderseite seiner Tasche, als er nach seinem Portemonnaie kramte, um zu überprüfen, ob er seinen Studentenausweis dabei hatte. Er wollte nicht riskieren, unter diesen Umständen, beim Schwarzfahren erwischt zu werden. Gedankenverloren schaute er auf den Ausweis, der ihm als Semesterticket die Fahrt ohne Fahrausweis ermöglichte. Da bemerkte er, daß die S-Bahn bereits im Begriff war, einzufahren und so steckte er mit fahrigen Bewegungen den Studentenausweis und das Portemonnaie wieder zurück in seine Tasche.
    Er stieg ein und ließ sich auf einen freien Sitz fallen. Keiner der wenigen anwesenden Fahrgäste in seinem Wagen schenkte ihm Beachtung. Jetzt wo er endlich wieder saß überkam ihn eine bleierne Müdigkeit. Wie sollte es nun weitergehen, fragte er sich. Da ihm absolut keine bessere Idee kam, entschloß er sich, in die WG zurückzukehren. Nach nur zwei Stationen stieg er in Frankfurt West aus. Dann trottete er in der beginnenden Dunkelheit in Richtung seiner Wohnung. Drei schockierende Erlebnisse sollten ihm heute noch bevorstehen.
    *
    Das erste große Entsetzen traf Tom, als er die Haustür der WG aufschloß und den leblosen Körper von Fred im Flur fand.
    Die unnatürliche Art wie der Kopf zu Seite gedreht war ließ keinen Zweifel daran, daß Fred tot war. Seine halboffenen, getrübten Augen blickten den Flur entlang. Tom starrte entsetzt auf die Leiche, dann mußte er würgend husten, aber er konnte verhindern, daß er sich direkt in den Flur erbrach. Er hatte noch nie einen Toten aus der Nähe gesehen und nun war die erste Leiche die er erblickte, ausgerechnet jemand den er gekannt hatte. Es war erst an diesem Morgen gewesen, daß Fred lebend in seiner Küche gesessen hatte, aber Tom kam es vor, als wäre es eine Woche her. Aufgewühlt blickte er weiter auf Freds Leiche, dann schaffte er es endlich, den Blick von ihm abzuwenden. Da fiel ihm ein, daß er die Wohnungstür noch gar nicht hinter sich geschlossen hatte. Eilig schob er die Tür zu.
    Sein erster Weg führte ihn ins Bad denn er mußte plötzlich dringend auf die Toilette. Als er danach in den Spiegel blickte, bemerkte er erstaunt, daß er aussah wie nach einer Kneipenschlägerei. Unter seinem linken Auge hatte sich ein Veilchen gebildet und er sah mehrere Kratzer überall in seinem schmutzigen Gesicht. Vorsichtig wusch er sich den gröbsten Schmutz ab, dann ging er in sein Zimmer, wobei er über Freds Leiche steigen mußte. Er konnte sich nicht ansatzweise denken, wie er das alles Nina erklären sollte. Er wußte, daß Freds Tod in direktem Zusammenhang mit dem Mordanschlag auf ihn stand. Er war sich sicher, daß der Cyborg Fred getötet hatte und Tom überkamen Schuldgefühle. Auch wenn es nicht plausibel war, aber er fühlte sich für Freds Tod verantwortlich.
    Er betrat sein Zimmer und schloß hinter sich die Tür, um nicht Freds Leiche sehen zu müssen. Völlig geschlaucht ließ er sich auf sein Bett sinken. Was sollte er jetzt nur tun? Mit wem sollte er über die Ereignisse des heutigen

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