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Operation Cyborg

Operation Cyborg

Titel: Operation Cyborg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Riess
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dachte er ein zweites Mal, das wird noch was werden.
    *
    Werner Krieger war sauer, richtig sauer. Realistisch betrachtet war es schon eine Weile abzusehen, daß passieren würde was man ihm gerade verkündete. Aber bis zuletzt hatte er gehofft, daß die Verantwortlichen und Entscheidungsträger genug Grips besaßen und das so verheißungsvolle Projekt nicht stoppten. Vor allem nicht, weil schon ein Menge Geld und Zeit in das Projekt geflossen waren. Aber die Ansprache von Oberst Kantner war eindeutig. Das Projekt THOR würde am 13.07.2007 offiziell beendet werden. Major Kriegers Stab würde aufgelöst und seine Mitarbeiter wieder direkt dem Bundesamt für Informationsmanagement und Informationstechnik, kurz IT-AmtBw, unterstellt. Die befristeten Verträge mit externen Mitarbeitern ließ man auslaufen.
    »Es tut mir Leid, Krieger. Ich weiß, daß Sie Großartiges geleistet haben, aber die Sache ist durch. Die Planungskosten für 'Herkules' lassen einfach keinen Spielraum für ein weiteres IT-Projekt dieser Größenordnung zu«, hatte Kantner gesagt. Krieger wußte, daß Kantner nicht dafür verantwortlich war, daß man ihm sein Projekt wegnahm, also unterdrückte er den kurzzeitig aufwallenden Wutausbruch. Lautstarkes Argumentieren würde sowieso nichts ändern und mittlerweile war er es auch müde. Die beständigen Kämpfe mit den Betonköpfen im Verteidigungsministerium hatten ihn zermürbt. Dennoch wollte er seine Ausbootung nicht unkommentiert lassen.
    »Das Projekt ist weit fortgeschritten. Es ist Wahnsinn, jetzt abzubrechen. Wir könnten ein lauffähiges System in nicht einmal einem halben Jahr präsentieren. Ein halbes Jahr, Oberst. Nur so lange müßten wir noch durchhalten. Wir kosten doch nur einen Bruchteil von 'Herkules' und es gibt keine Interessenkonflikte.«
    »Ich weiß, Krieger. Aber die Zivilisten im BMV haben kalte Füße bekommen. Denen ist der Nutzen dieses Projektes nicht klar zu machen. Hinter 'Herkules' stehen verdiente Größen aus der Industrie. Und die liefern Hardware. Das ist greifbar. Da können sich die Minister davorstellen und sich fotografieren lassen«, sagte Kantner ruhig.
    »Ja und sich von den Lobbyisten die Hintern pudern lassen«, grollte Krieger mürrisch. Kantner schwieg vielsagend.
    »In ein paar Jahren haben die Amerikaner, Russen oder Chinesen ihre Systeme oben und dann gibt es wieder lange Gesichter. Da werde ich aber nicht mehr hier sein um dann das Rattenrennen aufzunehmen«, Kriegers Stimme klang rau.
    »Machen Sie keinen Mist, Krieger. Sie sind einer meiner fähigsten Leute. Es wird neue Aufgaben geben. Für 'Herkules' benötigen wir noch einen Koordinator«, sagte Kantner und es klang ehrlich aber trotzdem auch irgendwie kläglich. Koordinator!
    »Ich bin einfach nur müde, Karl. Ich habe es so satt. THOR war mein Projekt und wir waren so dicht davor«, Krieger hielt Zeigefinger und Daumen fast zusammengedrückt. »Nein, ich habe mich entschieden. Ich werde aus dem Dienst ausscheiden.«
    Kantner wirkte aufrichtig enttäuscht. Aber er kannte Krieger schon sehr lange. Den Dienstgrad außen vor gelassen, verband sie sogar so etwas wie Freundschaft, im mindestens aber gegenseitiger Respekt. Es war Kantner sehr schwer gefallen, Krieger die Weisung von oben bekannt zu machen und er hatte befürchtet, daß Krieger ganz hinschmeißen könnte. Und er wußte, daß er ihn dann kaum mehr würde umstimmen können, aber er versuchte es dennoch und redete die folgenden 10 Minuten mit Engelszungen auf seinen fähigen Untergebenen ein – erfolglos.
    »Wenn du es dir noch einmal überlegen willst, Werner, dann hat es dieses Gespräch gerade nicht gegeben«, sagte Kantner schließlich, als er einsah, daß es keinen Sinn mehr haben würde, weiter auf Krieger einzureden.
    »Ich denke, es ist besser so«, sagte dieser und erhob sich. »Trotzdem danke, daß du immer hinter mir gestanden hast.«
    Beide Männer schüttelten sich die Hand.
    »Major Krieger«, sagte Kantner und nickte.
    »Oberst Kantner«, erwiderte Werner Krieger und bemühte sich um ein Lächeln. Dann verließ er das Büro seines Vorgesetzten und lief geknickt in Richtung seines Arbeitsplatzes. Er mußte nun die traurige Meldung an seine Kollegen überbringen.
    Und noch etwas anderes gibt es zu tun, dachte der 52-Jährige grimmig. Sie mochten das Projekt beenden – es ihm wegnehmen. Aber er würde verhindern, daß sie THOR sterben ließen, indem sie einfach den Stecker zogen und die Festplatten irgendwo in einen Schrank

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