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Operation Cyborg

Operation Cyborg

Titel: Operation Cyborg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Riess
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umsichtig vorging beeindruckte ihn noch mehr. Mit ihrem Zimmerschlüssel war es zusätzlich möglich, die Eingangstür der Pension zu öffnen, die um diese Uhrzeit bereits verschlossen war.
    Zusammen betraten sie den dunklen Flur. Die Rezeption war wie erwartet nicht besetzt und unbemerkt gelangten sie in das Zimmer, das der Cyborg bewohnte.
    »Wie lange hast du dich hier schon einquartiert?«, fragte Tom, als er das Zimmer begutachtete. Es erschien unbenutzt.
    »Seit 8 Tagen«, antwortete der Cyborg.
    »Seit über einer Wochen suchst du mich also?«, bemerkte Tom und gähnte. Er war erschöpft und hundemüde.
    »Ja«, erklang die schlichte Antwort. Der Cyborg stand schon wieder am Fenster und starrte hinaus, konnte aber niemanden sehen, der ihnen gefolgt war.
    Tom betrat das kleine Bad, das zu ihrem Zimmer gehörte und schloß die Tür hinter sich ab. Er sah sich im Spiegel an und erschrak ein wenig. Das Veilchen hatte seine Farbe inzwischen in ein dunkles violett gewandelt. Von einem 'blauen Auge' konnte jedenfalls keine Rede mehr sein. An den Kratzern im Gesicht hatte sich Schorf gebildet. Vorsichtig betastete er die geschwollene und schmerzende Stelle unter seinem Auge. Als er sich entkleidete, um zu duschen, entdeckte er darüberhinaus unzählige blaue Flecken und Prellungen. Aber die warme Dusche tat ihm gut, auch wenn die zahlreichen Kratzer gehörig brannten.
    Nach dem Duschen legte er sich in das einzige Bett in diesem Raum und versuchte, zu schlafen. Doch ein erholsamer Schlaf sollte sich nicht einstellen. Mehrmals in dieser Nacht schreckte er auf. Mal plagten ihn Albträume, mal wurde er durch ein Geräusch geweckt, außerdem war das Bett schrecklich ungemütlich. Was ihn aber eigentlich nicht zur Ruhe kommen ließ, war der Umstand, daß der Cyborg die ganze Zeit über mit ihm in diesem Raum war. Dieser zum Töten erschaffene Roboter, den man mit künstlichem Gewebe überzogen hatte, stand wie ein Gespenst nicht weit vom Bett entfernt und starrte regungslos aus dem Fenster.
    Als der Morgen dämmerte gab Tom die Hoffnung auf weiteren Schlaf schließlich auf. Stöhnend erhob er sich. Alles tat ihm weh. Er hatte fürchterlichen Muskelkater und ihm brummte gehörig der Schädel. Da fiel sein Blick auf den Cyborg. Er stand immer noch am Fenster, blickte aber nicht hinaus, sondern zu ihm herüber. Tom mochte den musternden Blick der Maschine gar nicht.
    »Willst du nicht auch mal Duschen? Oder hast du Angst einen Kurzschluß zu bekommen«, fragte Tom während er mühsam seine Beine aus dem Bett hievte.
    »Ich schwitze nicht. Für gewöhnlich ist eine Körperpflege nicht nötig«, entgegnete der Cyborg.
    »Ja für gewöhnlich«, sagte Tom und gähnte. »Aber schau dich doch einmal an. Wenn dich jemand so sieht, glaubt er du würdest dich für 'Dawn of the Dead 2' bewerben.«
    Tom bewegte den Kopf links und rechts und zog die Schultern hoch. Es knackte fürchterlich.
    »Manche Dinge die du sagst verstehe ich nicht«, antwortet der Cyborg. »Aber du hast recht, ich sollte mein Äußeres unauffälliger gestalten. Außerdem stecken noch Kugeln im Gewebe meiner Außenhülle. Ich werde sie entfernen und dann meine Haut reinigen.«
    Der Cyborg blickte auf seine schmutzigen Arme und Hände während er sprach. Bis auf die Stelle am Oberarm, an der ein größeres Stück Haut und Gewebe fehlte, wirkte es, als wären die Brandwunden, Kratzer und Schnitte schon wieder halbwegs regeneriert. Tom bemerkte das und war ein wenig neidisch.
    »Du heilst verdammt schnell«, sagte er und schnitt eine Grimasse.
    »Ja, es wurden einige Verbesserungen eingebaut, als unsere Haut entworfen wurde«, sagte der Cyborg.
    »Toll«, erwiderte Tom und tat gleichgültig. »Was ist nun, gehst du zuerst unter die Dusche, Madame, oder kann ich noch aufs Klo?«
    »Ich gehe zuerst«, sprach der Cyborg. Er lief zum Schrank neben der Eingangstür und griff hinein. Er holte eine Greifzange heraus und betrachtete die Flachzange mit den abgewinkelten Greifbacken prüfend. Tom hob die Augenbrauen als er das sah. Ihn gruselte es bei dem Gedanken, wie der Cyborg sich damit die Kugeln aus dem künstlichen Fleisch puhlen würde.
    »Ich werde auch die Dusche benutzen«, sagte die Maschine. »Wenn ich einen Kurzschluß bekomme, kannst du ja meine Sicherung wieder 'reindrehen«, fügte sie an, dann ging sie ins Bad.
    Toll, sagte Tom ein weiteres Mal, allerdings in Gedanken. Eine Killermaschine mit Sinn für Humor. Ein Glück, daß sie die Badezimmertür hinter sich

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