Operation Cyborg
melden. Ihre Mutter wollte sie dann abholen, damit Nina die Nacht wieder bei ihrer Familie verbringen würde. Nina willigte gerne ein. Sie hatte nicht vorgehabt, alleine in der WG zu schlafen.
Kaum war ihre Mutter zur Tür heraus, hatte sie mit einem Mal alle Energie verlassen. Weinend war sie noch im Flur zusammengesunken, nur einen Meter von den häßlichen Markierungen entfernt, die die Spurensicherung hinterlassen hatte. Schließlich schaffte sie es, aufzustehen und sich in ihre Wohnküche zu setzen. Die Kraft, in Toms Zimmer zu gehen, besaß sie aber nicht. Eine halbe Stunde hockte sie in der Küche und starrte auf den Boden.
Dann kam besagter Anruf...
...von Tom?!
Sie hatte Angst abzuheben. Hoffnung und Zweifel rangen in ihr, doch dann drückte sie mit zitterndem Finger die entsprechende Taste am Telefon.
»Ja?«, sagte sie und ihre Stimme brach.
»Nina, hier ist Tom«, hörte sie die ihr nur zu vertraute Stimme sagen, dann kamen ihr auch schon die Tränen.
»Du Arsch«, schrie sie weinend in das Telefon. »Warum meldest du dich erst jetzt. Weißt du eigentlich, was ich hier durchmache. Fred ist tot und die sagen, du seist verbrannt als dieser Magnus eine Tankstelle hochjagte. Scheiße Tom, das verzeihe ich dir niemals.«
»Bitte beruhige dich Nina. Ich weiß nicht wie die darauf kommen, daß ich tot sei. Aber ich bin es nicht. Ich konnte mich in Sicherheit bringen, bevor die Tankstelle explodierte«, sagte Tom. Verdammt, er hätte sich doch schon gestern Nacht bei Nina melden müssen. Wäre er nur nicht so feige gewesen. Daß Nina nicht nur den Tod von Fred, sondern zusätzlich seinen Tod betrauern würde hatte er einfach nicht bedacht.
»Was weißt du über den Tod von Fred. Was hast du damit zu tun, Tom«, sagte Nina. Ihre Stimme klang gefährlich kalt.
»Ich weiß nur, daß er tot ist«, erwiderte Tom. »Ich war gestern Nacht in der WG bevor die Polizei kam.«
Was Nina nicht sehen konnte war, daß sich Tom verzweifelt mit einer Hand die Stirn rieb. Wieviel von dem was er wußte, konnte er Nina mitteilen, ohne sie zusätzlich in Gefahr zu bringen? Sein Blick schweifte ratlos durch das leere Pensionszimmer. Er war alleine. Jazz hatte er einkaufen geschickt. Das war auch der Grund, warum er sich endlich hatte durchringen können, Nina anzurufen. Dazu hatte er in jedem Fall ungestört sein wollen.
»Fred muß demjenigen in die Quere gekommen sein, der mich töten wollte«, sagte er schließlich. Er konnte nicht die ganze Wahrheit sagen. Wie hätte er ihr in diesem Moment etwas von Cyborgs oder dem Tag des jüngsten Gerichts erzählen können?
»Wehe wenn das alles etwas mit deinen Computeraktivitäten zu hat«, drohte Nina »Ein Polizist hat mich heute morgen auch danach befragt. Es scheint so, als habe das BKA Hinweise erhalten, du könntest in irgendwelche Hackerattacken oder soetwas ähnliches verwickelt sein. Und nach einem Markus Schäfer haben die mich auch befragt. Studiert der nicht mir dir?«
Tom war perplex. Das BKA soll irgendwelche Hinweise erhalten haben? Scheiße, dachte er. Hatte Schäfer etwa doch eine Ahnung und war damit gleich zu den Bullen gerannt? Tom grübelte angestrengt, ob Markus ihn irgendwie und irgendwann hat bespitzeln können, aber es fiel ihm nichts ein. Er hatte Markus nie auch nur einen Zentimeter weit vertraut. Und auch gestern hatte er sich bedeckt gehalten und mit Wissen gegeizt. Aber Moment mal! Sein Laptop hatte er unbeaufsichtigt zurückgelassen, als er sich mit Lohmeier hatte 'rumschlagen müssen. Aber selbst wenn Markus sein Passwort kennen würde, hätte er auf dem Laptop nichts finden können. Ein verschlüsselter Container mit ein paar MP3 Dateien, das war alles. Seine Sourcecodes waren ebenfalls in einem verschlüsselten Container, aber der befand sich in einem versteckten Verzeichnis. Nein, das war's nicht. Möglich, daß Schäfer selbst irgendeinen Scheiß gebaut und das BKA ihn hops genommen hatte. Und der Kerl versuchte seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, indem er andere belastete. Aber ausgerechnet ihn? Vielleicht hatte Schäfer sich rächen wollen, weil Tom ihn an der langen Leine hielt. Wenn das BKA auch nur den leisesten Hinweis hatte, daß er Severin war, könnte das aber erklären, was die beiden Beamten in Zivil gestern Nacht in der WG gewollt hatten. Und vielleicht war es ein Trick von ihnen, seinen Tod vor der Presse nicht zu dementieren. Sie wollten ihn in Sicherheit wiegen um ihn dann hochzunehmen.
»Tom? Bist du noch dran? Verdammt!
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