Operation Cyborg
genug.«
*
Und auch Ewald Tätschner grübelte noch ein wenig über den Fall, bevor er zur Tagesordnung überging. Nicht nur der Amokläufer, sondern auch seine Geisel waren tot, davon war er fest überzeugt. Ob eine weitere Person an der Tankstelle ums Leben gekommen war konnte zwar nicht geklärt werden, aber da keine Vermißtenmeldung existierte und keine Zeugenaussage Rückschlüsse zuließ, kam man zu der Überzeugung, daß die spärlichen Blutspuren auf andere Weise in die Waschanlage der Tankstelle gelangt waren. Der gestohlene BMW SUV gab noch Rätsel auf. Man konnte sich nicht erklären, wie er an die Tankstelle gekommen war. Auch der zeitliche Ablauf des Geschehen, paßte an manchen Stellen nicht so ganz zusammen. Die Schilderungen von Lang, zu den Vorkommnissen in der WG Wohnung, wo sie die Leiche von Klanner fanden waren ebenfalls äußerst seltsam. Zeugen aus dem Haus behaupteten, sie hätten einen Schuß gehört, aber Lang und sein Kollege konnten oder wollten das nicht bestätigen. Nun, die Kollegen vom BKA waren natürlich über jeden Zweifel erhaben und ihre Aussagen glaubwürdiger, als die von aufgeschreckten Hausbewohnern.
Noch Nebulöser erwies sich Ermittlung nach der Identität des Amokläufers. Sie konnte nicht ermittelt werden. Niemand auf der Welt schien zu wissen, wer der Mann gewesen war.
Und von woher er gekommen war?
Und was, verdammt nochmal, seine Motive gewesen waren?
Es gab kein Bekennerschreiben, es gab keine Spuren von ihm im Internet. Nichts. Auch die Hilfe von ausländischen Behörden brachte keine neuen Erkenntnisse. Es schien, als wäre der Kerl vom Himmel gefallen!
Immerhin konnten sie die Nacht vor dem Amoklauf rekonstruieren, auch wenn sie das nicht viel weiterbrachte. Im Gegenteil! Der Mann hatte noch in der Nacht auf Dienstag eine Gruppe Jugendlicher angegriffen und sich dann unter dem Namen Peter Magnusen – offensichtlich nicht sein richtiger Name – in einem Hotel nahe der Messe einquartiert. Nachdem er sein Zimmer unbemerkt verlassen hatte, überfiel er eine Tankstelle und erbeutete laut Angaben des Angestellten etwa 800 Euro. Wie er an seine Waffe gekommen war, wußte man indes nicht. Sie konnte aber einem Mord im Frankfurter Rotlichtmilieu zugeordnet werden.
Nun ja, dachte Tätschner.
In spätestens zwei Tagen würde sich die Aufregung endgültig gelegt haben. Die Pressemeute pilgerte zur nächsten Katastrophe weiter und zurück blieben trauernde Angehörige, eine zerstörte Tankstelle, ein paar traumatisierte Studenten und eine am Boden zerstörte WG Bewohnerin, die an einem Tag sowohl ihren Lebensgefährten als auch einen Freund und Mitbewohner verloren hatte.
Ende Teil 1
Teil 2 – »Jazz we can«
Toms erste Nacht mit der Maschine gestaltete sich fürchterlich. Als sie die entwaffneten Beamten in der WG zurückgelassen hatten, führte ihn der Cyborg quer durch das nächtliche Frankfurt. Freundlicherweise nahm ihm die Maschine nach etwa einem Kilometer die schwere Reisetasche ab, als Tom sich sichtlich immer schwerer damit abmühte und immer häufiger anhielt, um den Tragegurt von der einen auf die andere Schulter zu wechseln.
Tom war am Ende seiner Kräfte. Und er war so demoralisiert, daß er dem Cyborg einfach nur hinterherschlurfte. Was hätte er auch machen sollen? Weglaufen? Er bezweifelte, daß er der Maschine entkommen wäre. Und wohin hätte er denn gehen sollen?
Tom erkannte die Ironie darin, daß er sich verdammt alleine fühlte. Er, der ewige Einzelgänger, kam sich zum ersten Mal in seinem Leben wirklich verloren vor. Der Cyborg war die einzige Person, an die er sich halten konnte. Und das Ding war genaugenommen nicht einmal eine Person. Tom traute sich nicht, Nina anzurufen – noch nicht zumindest. Wie hätte er ihr erklären sollen was alles passiert war? Er mußte erst einmal selbst das Erlebte verarbeiten. Also folgte er müde und traurig dem Cyborg bis zu einer kleinen Pension am Stadtrand.
Dort angekommen machte Toms Begleiter zunächst etwas seltsames. Er ging zu dem tonnenschweren Felsbrocken, der vor der Pensionseinfahrt den Parkstreifen begrenzte und den die Stadt aufgestellt hatte, damit an dieser Stelle kein Fahrzeug geparkt werden konnte. Mühelos hob die Maschine den großen Stein mit einer Hand an. Tom war beeindruckt. Dann griff der Cyborg mit der anderen Hand darunter und holte einen Schlüssel hervor. Tom begriff, daß die Maschine hier einen Zimmerschlüssel deponiert haben mußte. Daß der Cyborg so
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