Operation Cyborg
sagte sie.
»Hab' 'nen VPN-Tunnel«, erwiderte Tom lässig. »Bin schließlich Profi.« Tom zwinkerte Jazz über die Schulter zu.
»Dafür warst du recht leichtgläubig in der Single Community«, entgegnete sie wie beiläufig.
»Moment, das ist unfair. Woher sollte ich wissen, daß eine Killermaschine hinter mir her ist und sich als paarungswilliges Mädchen tarnt«, verteidigte sich Tom.
»Aber jetzt bist du gewarnt. Wir sollten also vorsichtig sein, daß nicht ein weiterer Cyborg sich auf deine Fährte setzt«, sagte Jazz.
»Hmm«, brummte Tom. »Glaubst du, daß tatsächlich noch ein Killer hinter mir her ist?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Jazz. »Wahrscheinlich wird S.net für jeden Cyborg, den es durch die Zeit schickte, andere Direktiven vorgegeben haben. Trotzdem sollten wir bei allen unseren Aktionen ständig wachsam sein.«
»A propos«, sagte Tom. »Was machen wir überhaupt als nächstes? Wir können uns hier schließlich nicht für längere Zeit verkriechen. Übrigens will dein Pensionswirt jetzt 10 Euro mehr, weil wir hier als Pärchen hausen.«
»Wir sind aber gar kein Pärchen.« Jazz zog eine seltsame Grimasse, indem sie die Oberlippe an einer Seite etwas anhob.
»Jedenfalls für den Typen sind wir's. Ist ja auch egal. Viel wichtiger ist mir: wie geht es weiter?«
»Wir werden noch ein oder zwei Tage hier bleiben. Wir benötigen neue Ausrüstung. Und früher oder später werden wir Geld brauchen«, sagte Jazz.
»Um das Geld werde ich mich kümmern. Da ist sowieso noch etwas zu erledigen«, erwiderte Tom zähneknirschend.
»Gut. Dann erledige das. Unsere Ausrüstung werde ich besorgen, dazu dürfte das Geld, das ich besitze, noch ausreichen. Und dann fahren wir nach Koblenz«, sagte Jazz.
»Nach Koblenz? Was wollen wir denn dort?« Tom runzelte verwundert die Stirn.
»Wir werden Werner Krieger suchen und ihn vor einem Anschlag schützen«, antwortete Jazz.
»Werner Krieger? Wer ist das. Ist hinter ihm auch ein S.net-Killer her?«
»Werner Krieger ist Major bei der Bundeswehr und in das THOR Projekt involviert. Er wird am 12.07.2007 bei einem Anschlag getötet. Dein zukünftiges Ich war der Ansicht, daß S.net dahinter steckte«, erläuterte Jazz. Tom zuckte leicht zusammen, als Jazz von seinem 'zukünftigen Ich' sprach. Magnus hatte die gleichen Worte gewählt und Tom mußte unweigerlich an ihn denken – er fehlte ihm irgendwie. Magnus wäre jedenfalls eine umgänglichere Begleitung, als dieses bisweilen wunderliche Robotermädchen.
»Stammen diese Informationen von der Speicherkarte, die du bei Magnus gefunden hast?«, wollte Tom wissen.
»Ja«, antwortete Jazz. »Es gibt einiges für uns zu tun in Zukunft.«
»Lautet deine Primärdirektive nicht einfach, mich zu schützen?«, bemerkte Tom, während er im Webbrowser seine Mails durchging.
»Ja Direktive 1a lautet, dich zu beschützen«, sagte Jazz.
»Und Direktive 1b?«, fragte Tom und schaute neugierig auf.
»Die lautet, S.net hier und heute zu bekämpfen. Wo und wie immer wir können«, antwortet Jazz und lächelte ihn dabei gütig an, so als hätte sie ihm soeben zum Geburtstag gratuliert. Nun war es an Tom, eine Grimasse zu ziehen, indem er die Oberlippe auf einer Seite hochzog.
*
Um 9:30 Uhr klingelte Ninas Handy abermals. Doch diesmal handelte es sich bei dem Anrufer um jemanden, den sie niemals erwartete hätte. Erschrocken – geradezu paralysiert – starrte sie auf den Namen, der im Display stand.
Morgens um 6:00 Uhr hatte die Polizei sie aus dem Bett in der Wohnung ihrer Mutter geklingelt und ihr mitgeteilt, daß ihr Lebensgefährte Fred Klanner tot in ihrer Wohnung lag und ihr WG Mitbewohner vermutlich bei dem Brand an einer Tankstelle gestorben war. Nina war regelrecht hysterisch geworden und ihre Mutter und die Beamten benötigten fast eine halbe Stunde, um sie zu beruhigen. Auf ihren eigenen Wunsch fuhr sie dann mit den Beamten zur Gerichtsmedizin, um Freds Leiche zu identifizieren. Ihre Mutter hatte sie begleitet. Und Nina war stärker als sie gedacht hatte. Sie bewahrte die Fassung und erledigte diesen schweren Gang, ohne einen Zusammenbruch zu bekommen.
Später begleitete ihre Mutter Nina zurück in die WG. Sie kümmerte sich rührend um ihre Tochter und es hatte Nina einige Überredungskunst gekostet, sie vorerst wieder nach Hause zu schicken. Aber Nina beharrte darauf. Sie wollte wenigstens für einige Momente alleine sein. Sie mußte jedoch versprechen, sich spätestens am Nachmittag wieder zu
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