Operation Cyborg
legten. Ein paar Vorarbeiten hatte er in weiser Voraussicht bereits erledigt, den Rest würde er nun in die Wege leiten. Ein klein wenig aufrechter lief er weiter den Gang entlang und verließ dann das Hauptgebäude.
*
»Das Brot hat die Kohlenhydrate und Ballaststoffe, die dein Körper benötigt«, beharrte Jazz stur.
»Ja schon, aber ich hätte gerne noch irgend etwas aus tierischen oder pflanzlichen Fetten oben drauf«, sagte Tom, der in jeder Hand eine Scheibe trockenes Brot hielt, die ihm der Cyborg gerade gebracht hatte. »Oder etwas, das mit viel Zucker gemacht ist!«
»Dein Körperfettanteil ist sowieso zu hoch«, entgegnete Jazz.
»Was soll das heißen?« Tom blickte an sich herab.
»Ich habe es gemessen, als ich dich berührt habe«, sagte Jazz.
»Wie bitte? Wann hast du mich berührt?«, fragte Tom entsetzt.
»Als du geschlafen hast, habe ich dich untersucht. Du hast keine schwerwiegenden Verletzungen davongetragen«, antwortete Jazz.
»Du hast was gemacht, als ich geschlafen habe?« Toms Stimme überschlug sich leicht.
»Ich besitze Sensoren für verschiedene äußerliche Tests. Bioelektrische Impedanzanalyse gehört auch dazu. Die menschliche Haut gibt vielerlei Aufschluß über physische und psychische Kondition von euch Menschen. Dazu genügt eine kurze Berührung«, erklärte Jazz, die verwirrt schien, daß sich Tom darüber so aufregte.
Tom verstand zwar nicht alle Ausdrücke, die sie benutzte, aber darum ging es ihm in dem Moment auch gar nicht. Dieses Ding betatschte ihn während er schlief? Er schüttelte sich, dann versuchte er so ruhig zu antworten wie er konnte.
»Paß auf Jazz, ich sage dir das nur einmal. Du wirst mich nicht mehr anrühren wenn ich schlafe. Das... das geht einfach nicht.« Entnervt ließ er die beiden Brotscheiben auf den Teller fallen. »Ich gehe mir jetzt noch etwas holen, was ich auf das Brot machen kann. Etwas mit ganz viel Zucker oder ganz viel Fett. Am besten etwas mit beidem. Und einen Kaffee brauche ich auch.« Er stand auf und ging aus dem Zimmer. Jazz blickte ihm nach und ihr Gesichtsausdruck verriet, daß sie noch immer ein wenig verwirrt war.
Die Rezeption war mittlerweile besetzt, wie Tom bemerkte, als er um die Flurecke bog. Jemand saß dort am Tresen, war aber nicht zu sehen, weil er – oder sie – ganz von einer Tageszeitung verdeckt wurde.
»Amoklauf in Frankfurt«, stand in großen Lettern auf der Vorderseite des Boulevardblattes und darunter: »Erst Schüsse beim Studentenfutter, dann Barbecue an der Tankstelle. Wie der irre Mr. X fast ein Blutbad anrichtete und dann beinahe einen ganzen Ort abfackelte, lesen Sie auf Seite 2.«
Was für ein Schwachsinn, dachte Tom verärgert. Die einzigen Irren seid ihr Schmierfinken!
»Entschuldigung, wo ist denn der Speiseraum«, fragte Tom.
»Den Gang runter und dann links«, brummte eine Männerstimme hinter der Zeitung.
»Danke«, sagte Tom und wollte sich gerade in Bewegung setzen, da sprach der Mann, ohne die Zeitung herunterzunehmen, erneut.
»Ich will nicht unhöflich sein, aber wenn Frau Ferro Männerbesuch hat, dann kostet das Zimmer 'n Zehner mehr«, hörte Tom ihn sagen.
»Äh ... geht klar, ich richte es ihr aus«, antwortet Tom und beeilte sich, in den Speiseraum zu gelangen. Ein weiterer Gast war hier und bediente sich am Buffet. Er schenkte Tom keine Beachtung.
Tom nahm einen Teller und lud sich ein paar fettglänzende Scheiben Wurst und Käse darauf, dazu noch zwei weitere Scheiben Brot und schließlich ein paar Portionen Butter und Nuß-Nougat-Creme.
»So«, dachte sich Tom zufrieden. Zuviel Körperfett! Die spinnt ja wohl!
Schließlich füllte er noch einen großen Kaffeebecher mit heißem Kaffee und ging zurück in das Zimmer, vorbei an dem Mann an der Rezeption, der immer noch hinter seiner Zeitung saß und las. Jazz sah auf den gefüllten Teller, als er durch die Tür trat, verzichtete aber auf einen Kommentar. Während Tom begann, genüßlich zu essen, fuhr er sein Laptop hoch. Es dauerte recht lange. Das Ding ist wirklich schrecklich alt und langsam, dachte Tom und schlang den letzten Bissen der ersten Brotscheibe herunter. Immerhin besaß er für das Laptop eine WLAN-Karte. Die hatte ihn damals noch ein Heidengeld gekostet.
»Hey, hier gibt es immerhin einen WiFi Hotspot«, sagte Tom schmatzend, als er die zweite Scheibe Brot, diesmal mit Käse, verschlang. Jazz sah ihm neugierig über die Schulter.
»Du solltest darauf achten, daß die Verbindung verschlüsselt ist«,
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