Operation Cyborg
hatte gestern Nacht einen tödlichen Unfall. Viellicht war es auch Selbstmord. Das weiß man noch nicht.«
»Oh, ach so. Ja. Schlimme Sache«, murmelte Krieger. »Ist hier alles in Ordnung. Ich meine ist der Mainframe oben? Und das SAN läuft ordnungsgemäß?«
»Ja«, entgegnete der Mitarbeiter verwundert. »Warum sollte damit was nicht in Ordnung sein?«
»Ach, ich frage nur so. Normalerweise bekomme ich von Schwandtner morgens immer einen Statusbericht«, erwiderte Krieger geistesgegenwärtig, dann verließ er den Rechnerraum.
Komisch, dachte er erneut, als er zu seinem Büro ging. Hoffentlich hat der Junge keinen Blödsinn gemacht und ist wirklich krank.
In seinem Büro griff Krieger zum Hörer und wählte Schwandtners Privatnummer aber niemand hob ab, nur der Anrufbeantworter ging an und Krieger legte wieder auf.
»Hmm. Vielleicht kommt er heute einfach etwas später«, murmelte er. Wäre nicht das erste mal, überlegte er, also nur nicht nervös werden.
Plötzlich klingelte Kriegers Telefon. Auf dem Display stand: »S. Schwandtner Handy«.
Na, wer sagt's denn, dachte Krieger und nahm ab.
»Guten Morgen, hier ist Stefan«, erklang Schwandtners Stimme, die gegen großen Lärm ankämpfte.
»Schwandtner? Ist alles klar bei Ihnen. Ich habe mir schon Sorgen gemacht«, sagte Krieger und versuchte am Lärm zu erkennen, von wo Schwandtner anrief.
»Ja, Mist! Ich bin hier auf der B9 liegengeblieben. Ich glaube die Kupplung ist hinüber«, sagte Schwandtner und erwischte einen ruhigeren Moment, so daß er nicht schreien mußte. »Hab' den ADAC schon angerufen, es kann aber bestimmt noch ein paar Stunden dauern, bis ich im Büro sein werde.«
»Kommen Sie gerade von Ihrer Freundin?«, fragte Krieger, obwohl er sich das ja denken konnte.
»Ja. Echt blöde Sache. Gestern war mit dem Wagen noch alles in Ordnung. Ich verstehe das selbst nicht. Es tut mir Leid«, übertönte Schwandtner das Rumpeln eines LKWs.
»Machen Sie sich nicht verrückt, Schwandtner. Sehen Sie zu, daß Sie heil nach hause kommen. Sie brauchen nicht im Büro zu erscheinen. Wir sehen uns heute Abend im 'Bäreneck', okay?«, bot Krieger an.
»Nein, nein«, erwiderte Schwandtner. »Ich sehe zu, daß ich nachmittags noch ins Büro komme. Da gibt es noch etwas, über das ich mit Ihnen sprechen wollte. Ist mir einfach wichtig. Also ... oh je, da rollen die nächsten LKWs an. Machen Sie's gut und bis später.«
»Ja, äh, bis später«, sagte Krieger noch, aber Schwandtner hatte schon aufgelegt.
Einigermaßen beruhigt lehnte sich Krieger in seinem Bürostuhl zurück. Ein Glück hat der Kerl hier keine Dummheiten gemacht. Aber warum bestand er darauf, nochmal ins Büro zu kommen? Na schön, Schwandtner war pflichtbewußt, aber was könnte es denn jetzt noch so Wichtiges zu besprechen geben – etwas, das ganz offensichtlich mit THOR zusammenhing? Wir werden sehen, dachte Krieger. Wir werden sehen.
*
Jazz betrat das Bankgebäude. Die kleine Sparkassenfiliale lag in der Nähe der beliebten Frankfurter Einkaufsstraße Zeil. Im kleinen Vorraum befanden sich zu diesem Zeitpunkt drei Kunden. Einer ließ sich gerade seine Kontoauszüge drucken und der andere hob Geld ab. Ein dritter wartete, daß er an die Automaten gehen konnte. Jazz schenkte den drei Kunden kaum Beachtung und betrat durch eine Schiebetür den Hauptraum. Sie erblickte zwei weitere Kunden und hinter dem Banktresen zwei Angestellte an ihren Schreibtischen. Einer der Kunden, ein Mann etwa Anfang vierzig, saß auf einem kleinen Ledersofa in der Ecke und las eine der ausgelegten Zeitungen. Bei dem zweiten Kunde handelte es sich um eine ältere Frau. Sie war gerade im Begriff, an den vorderen Bankschalter zu treten. Einer der Bankangestellten, ein hektisch wirkender Mitzwanziger, stand von seinem Arbeitsplatz auf, um die Kundin zu bedienen.
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BEGINN DER AUSWERTUNG
BILDSENSORAUFZEICHNUNG ENTDECKT
175 - 277
AUSWERTUNG BEENDET
Jazz lief hinüber zu einem der freien Bankschalter. Ihre Sonnenbrille behielt sie auf. Sie blickte zu der verbliebenen Bankangestellten hinüber. Die Frau schien noch recht jung zu sein. Sie saß an einem der Schreibtische und telefonierte. Jazz wartete. Neben ihr plapperte die ältere Dame auf den jungen Banker ein. Endlich legte die Angestellte auf. Sie sah zu Jazz hinüber und nickte ihr zu. Sie schrieb noch etwas auf einen Notizzettel, dann stand sie auf und kam zum Tresen.
»Sie wünschen?«, fragte die Angestellte. Sie hieß F. Vasarino,
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