Operation Cyborg
er auf und verließ die Bank, ohne noch einmal zu den beiden Bankangestellten zu blicken. Einer von ihnen war sowieso noch viel zu sehr mit der renitenten alten Dame beschäftigt. Nur Francesca Vasarino blickte verwirrt dem angsteinflößenden Mann in seinem dunklen Mantel nach. Als dieser schon eine halbe Minute aus der Bank war, schaffte sie es endlich, zurück zu ihrem Arbeitsplatz zu gehen. Erschöpft ließ sie sich in ihren Bürostuhl fallen und atmete tief ein. Dann konzentrierte sie sich wieder auf ihr Tagesgeschäft. Sie war gewillt, diesen fürchterlichen Arbeitstag einfach morgen schon wieder vergessen zu haben.
*
Vor der Bank blickte sich der schlanke Mann, mit dem nichtssagenden Gesicht und dem dunklen, langen Mantel kurz um und lief dann, wie zufällig, in die gleiche Richtung wie das hübsche Mädchen, das gerade für Severin das Geld abgeholt hatte. In ruhigem Gang, mal hierhin mal dort hin schauend, schlenderte der Mann in einigem Abstand hinter seiner Zielperson. Während er lief, zog er ein Handy aus der Innentasche seines Mantels hervor, klappte es auf, drückte eine einzige Taste und hielt es sich dann ans Ohr. Nach wenigen Sekunden sprach er einige Worte in das Handy, dann klappte er es wieder zu und ließ es in seiner Manteltasche verschwinden.
Das Mädchen lief in der Zwischenzeit seelenruhig die belebte Straße entlang. Sie wirkte weder hektisch, noch sah sie sich um. Sie wußte offensichtlich nicht, daß sie verfolgt wurde. Beide erreichten sie nach einer Weile das obere Ende der Zeil. Dort bog das Mädchen links ab und lief in Richtung 'Römerberg'. Da die Einkaufsstraße rund um die Liebfrauenkirche wie immer dicht bevölkert war, bestand auch hier kaum Gefahr für den Mann, von seiner Zielperson entdeckt zu werden. Nur einmal mußte er aufpassen, als das Mädchen für einige Zeit an der Ampel einer dicht befahrenen Straße warten mußte. Relativ dicht hinter ihr, hetzte er mit den letzten Passanten über die Straße, als die Ampel bereits wieder auf rot geschaltet hatte und stoppte an der anderen Straßenseite abrupt ab, um wieder ein wenig Abstand zu schaffen. Vorbei an den wie immer gut besuchten Straßencafés vor der Paulskirche erreichten Verfolger und Verfolgte schließlich den 'Frankfurter Römer'. Der Vorplatz rund um den Brunnen am altehrwürdigen Rathaus von Frankfurt war wie immer gefüllt von vielen Menschen. Passanten beim Shoppen, Touristen aus Asien und hektische Banker und Geschäftsleute eilten hierhin und dorthin. Und zwischen ihnen schlenderte das hübsche Mädchen in Richtung Mainufer. Sie überquerte eine Straße und lief zu einem Treppenaufgang, der auf die Brücke mit dem Namen 'Eiserner Steg' führte. Der Mann wartete, bis auch ihm die Ampel einen sicheren Übergang über die Straße gewährte und hetzte dann schnell ebenfalls die Treppe auf die Brücke hinauf. Keine 100 Meter vor ihm spazierte die Zielperson gemächlich in Richtung des Stadtteils Sachsenhausen. Der Mann holte wieder einige Meter auf. Nachdem die junge Frau die Brücke überquert hatte, stieg sie die Treppenstufen zum Mainufer herunter und folgte dem Fußgängerweg am Main entlang nach Osten. Hier waren weniger Leute unterwegs – Spaziergänger, Jogger und Inline Skater. Ein Spaziergänger hatte alle Mühe seinen Hund zurückzuhalten, der das Mädchen aggressiv ankläffte. Sie umrundete scheinbar achtlos den sich wie toll gebärdenden Vierbeiner und lief weiter.
Der Mann ließ sich am langgestreckten Mainuferweg ein wenig zurückfallen. Das Mädchen hatte sich noch nicht ein einziges Mal umgesehen. Sie erreichte gerade die nächste Mainbrücke mit dem Namen 'Alte Brücke'. Nach wie vor schlenderte sie, offenbar sorglos, unter der Unterführung der Brücke hindurch und war zunächst nicht mehr zu sehen. Der Mann wurde ein wenig nervös und erhöhte das Tempo. Er erreichte die Unterführung und spähte um die Ecke. Niemand war dort. Sie mußte die Treppe hoch auf die Brücke genommen haben. Der Mann hastete die Stufen hoch und erreichte die Auffahrt zur Brücke. Und dort sah er das Mädchen wieder. Sie befand sich bereits 15 Meter auf der Brücke, allerdings auf der anderen Straßenseite. Offensichtlich hielt sie auf einen Treppenabgang zu, der von der Brücke hinab zu einer kleinen Insel führte, die direkt unter der 'Alten Brücke' inmitten des Mains lag. Die Ampel vor ihm war noch auf grün geschaltet und er überquerte eiligst die Straße und folgte dem Mädchen auf die Brücke. Sie hatte
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