Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
dass er genauso überrascht war.
Die Hölle brach los. Anderthalb Meter große, pelzige Gestalten strömten aus der Höhlenöffnung. Die Hybriden brüllten erschrocken auf, als sie von ihren eigenen Großmüttern attackiert wurden. Lucy quietschte und brachte sich in Sicherheit, drückte sich ein Stück weiter gegen die Tunnelwand. Die anderen waren schnell überwältigt und wurden von je zwei vollblütigen Neandertalerinnen zu Boden geworfen.
Dann löste sich die Rote aus der Dunkelheit, die gelben Augen glühten im Feuerschein. Sie trat über Rook hinweg, ohne Furcht vor ihm zu zeigen. Und ging auf Weston zu. Ihr Kopf zuckte, während sie sprach. »Großer Mann. Meiner. Ich zuerst gefunden. Gehört mir.«
Weston starrte in die rot geränderten Augen, die vor fünfzehn Jahren sein Leben verändert hatten. Sie hatte ihm, wenn auch unabsichtlich, das Leben gerettet und ihm eine Familie als Ersatz für die gegeben, die er verloren hatte. Darum hatte er sie am Leben gelassen. Und errettete ihr Volk vom Rand des Aussterbens – was sie zwar nicht verstehen konnte, aber instinktiv ahnte. Darum hatte sie ihn leben lassen.
Doch wenn die Rote Rook lebend haben wollte … den großen Mann … dann konnte sie nur eines von ihm wollen. Das bedeutete das Ende ihres Waffenstillstands.
Konkurrenz mochte gut fürs Geschäft sein, aber sie war wenig hilfreich, wenn es darum ging, eine Spezies vor dem Untergang zu bewahren. Im Moment konnte Weston nichts unternehmen. Red handelte mehr vom Instinkt geleitet als aus Überlegung. Sie war brünstig und wollte sich paaren. In diesem starken und großspurigen Soldaten sah sie einen brauchbaren Partner und war ihm bis mitten in die letzte Festung ihrer Urahnen gefolgt.
Weston betrachtete Rook und bemerkte dessen Entsetzen, das dicht unter der Oberfläche schlummerte. Was immer die alten Hexen ihm antaten, würde ein weit schlimmeres Schicksal sein als der Tod. »Nimm ihn«, sagte Weston. »Ich schenke ihn euch.«
Er konnte sich später um die alten Mütter kümmern. Jetzt musste er sie erst einmal aus dem Weg haben.
Die Rote schnaubte, wirbelte herum und hob Rook ohne Mühe hoch. Sie hievte ihn sich über die breite Schulter und trug ihn in jene Dunkelheit davon, aus der sie gekommen war. Die anderen folgten ihr. Rooks wütender Protest und seine unaussprechlichen Flüche verhallten in der Ferne, während die Gruppe sich durch einen der vielen geheimen Tunnel zurückzog, die kreuz und quer durch den Berg verliefen.
Ein gedämpfter Aufschrei ertönte aus der Richtung, aus der Queen und Rook gekommen waren. Queen konnte kein Wort verstehen, aber es klang nach einem Alarmruf.
»Kommt mit!«, befahl Weston, und seine Gruppe eiltedavon. Shanes Leiche nahmen sie mit, doch eine brennende Fackel und Kings Messer blieben zurück.
Noch einmal wurde Rooks Stimme in der Dunkelheit laut, weit entfernt, unverständlich und schmerzerfüllt. Dann war er weg, von einer Bande Monster aus grauer Vorzeit ins Herz des Berges verschleppt. Queen stand auf. Ihre Arme zitterten. Sie atmete mühsam. Bishop war tot. Rook hatte nicht mehr lange zu leben. Er würde lieber sterben, bevor er zuließ, dass diese Dinger sich an ihm vergingen. Oder sich so vehement zur Wehr setzen, dass ihnen keine andere Wahl blieb, als ihn zu töten.
Queen musste sich zwingen, die Mission nicht aus den Augen zu verlieren. Der Nguoi Rung namens Shane hatte zwei Menschen erwähnt, die im Mount Meru in der Falle saßen. Sie war nicht sicher, wo das war, vermutete aber, dass Westons Gruppe von dort gekommen war. Sie prüfte den Tunnel nach Anzeichen von Gefahr. Die aufgebrachten Stimmen von Westons Mannschaft waren in der Ferne verklungen. Sie hob die Fackel und Kings KA-BAR-Messer auf. Als sie sich umwandte, um tiefer in die Höhle einzudringen, nahm sie aus dem Augenwinkel ein Glitzern wahr. Es kam aus dem Raum, in dem sie und Rook sich versteckt hatten.
Sie hielt inne und ging zurück in die Kammer. Ihre Augen wurden groß, als ein unvergleichlicher Schatz im Licht der Fackel aufleuchtete.
»Himmelarsch.« Queens Zorn beschleunigte ihren Puls bis zu einem Punkt, wo sie ihn wie Bänder aus Schmerz in ihrer gebrandmarkten Stirn toben fühlte. Hätten sie nur ein paar Minuten früher gewusst, was dieser Raum enthielt, wäre Rook jetzt kein Gefangener gewesen.
55 Washington, D.C.
Die Leute vom Secret Service standen Spalier. Sie stellten sicher, dass seine Abreise unter völliger Geheimhaltung erfolgte. Niemand außer dem
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