Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
Soldaten um Kopfeslänge. Außerdem war er fast völlig nackt, trug nur eine Art Lendenschurz und hatte eine frische Bisswunde an der Schulter wie ein Wilder.
»Ich fürchte, das ist nicht möglich«, sagte der Mann.
Trung erwiderte nichts und ließ die Stille seine Frage stellen. Warum?
»Sie gehört mir«, lautete die Antwort.
Gehörte ihm? Es war zwar deutlich zu sehen, dass der Mann in einen primitiven Lebensstil zurückverfallen war (abgesehen von der Brille auf seiner Nase), trotzdem war Trung überrascht, dass er wie ein Höhlenmensch behauptete, die Frau wäre sein Eigentum.
Er ließ den Blick durch den Wald schweifen und sah sonst niemanden. Doch er wusste, dass der Mann nicht allein war. Ein einzelner Mensch konnte nicht einen derartigen Gestank verbreiten. »Sie ist wichtig für das vietnamesische Volk«, sagte Trung, bemüht, seine zunehmende Feindseligkeit zu verbergen.
»Das glaube ich Ihnen«, erwiderte der Mann. »Aber Sie können sie nicht haben.«
Trung kniff die Augen noch weiter zusammen, während er das Gewehr unmerklich auf den Kopf des Mannesrichtete, doch dem entging die winzige Veränderung in Trungs Miene nicht.
Er duckte sich, während der Gewehrlauf ihm folgte. Trungs Finger schloss sich um den Abzug. Im letzten Augenblick jedoch nahm er einen Schatten wahr. Etwas erhob sich hinter dem Mann.
Trung drückte den Abzug, und drei Schüsse krachten, doch weil er sich selbst Deckung suchend zu Boden werfen musste, gingen sie allesamt daneben. Eine behaarte Frau mit massigem Körper hatte sich mit einem Speer in der Hand aufgerichtet und die Waffe mit gewaltiger Wucht auf Trung geschleudert. Er hörte den Schaft durch die feuchte Luft zischen und dicht an seiner Wange vorbeisausen. Mit einem nassen Klatschen schlug der Speer mitten im Rücken des Soldaten ein, der die Gruppe nach der anderen Seite sicherte.
Er sank lautlos zusammen, seine Wirbelsäule glatt durchtrennt.
Konfusion brach aus, als Trungs jetzt noch neunundzwanzig Mann starke Truppe das Feuer eröffnete, zunächst ungezielt, dann auf die großen, haarigen Gestalten, die aus dem Dschungel kamen. Sie schienen aus dem Boden zu wachsen und aus den Bäumen zu fallen. Die ersten waren schon tot, als sie unten ankamen – sie plumpsten wie faulige Früchte aus den Bäumen. Dumpfe Aufschläge ließen Wolken von verrottenden Pflanzenresten und Blättern durch die Luft stieben.
Trung feuerte eine schnelle Dreiersalve ab. Eine der Kreaturen fiel nach vorne, taumelte zu Boden und schlitterte ihm vor die Füße. Unbemerkt von Trung war der wilde weiße Mann zum Angriff übergegangen. Mit hoch erhobenem Speer stürmte er heran, in der anderen Hand ein Messer gezückt. In seinen Augen flackerte derWahnsinn. Trungs Versuch, mit ihm zivilisiert zu verhandeln, war von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.
Während der Speer durch die Luft sauste, duckte sich Trung. Doch er war gar nicht das Ziel. Der Schaft traf den Mann neben ihm, warf ihn zurück und nagelte ihn an einen Baum.
Trungs Augen weiteten sich. Der wilde Mann war ein Krieger.
Mit seiner Trillerpfeife rief der Generalmajor neun seiner Leute zu sich, während die anderen weiter auf die vordringende Hauptmacht des Feindes schossen. Was er vorhatte, erforderte gutes Timing, Raffinesse und Opferbereitschaft.
Es gab eine kurze Feuerpause, als die Magazine leergeschossen waren. Die Soldaten waren Meister darin, sie zu wechseln, aber die winzige Verzögerung war alles, was der Gegner brauchte. Der weiße Mann reckte mit einem Schlachtruf sein Messer in die Luft. Das war der Augenblick, auf den Trung gewartet hatte.
Er warf die Granate, die er bereitgehalten hatte, seitlich ins Dickicht, wo sie unbemerkt über den Dschungelboden kollerte.
»Runter!«, schrie er seinen Männern zu. Bevor er hinter einem umgestürzten Baum in Deckung ging, sah er erfreut, wie sich die bebrillten Augen des Höhlenmenschen weiteten. Der Mann schrie eine Warnung und warf sich zur Seite, doch seine Stimme ging im Kriegsgeschrei seiner primitiven Genossen und dem Knallen der Gewehre der VPLA unter.
Die Druckwelle der Explosion und Schrapnellsplitter verbreiteten Tod und Verwüstung. Trung kam ohne eine Sekunde zu verlieren wieder auf die Beine. Wenn der Höhlenmensch und seine Genossen sich wieder aufgerappelthatten, würden Trung und neun seiner Männer verschwunden sein. Ein alter Tunnel, den er auf einer Vietcong-Karte entdeckt hatte, brachte sie hinter den feindlichen Linien wieder an die
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