Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
hinter den Hochbeeten im vorderen Teil des Gartens Deckung nahmen.
King lehnte sich über die Mauer und gab vier getrennte Dreiersalven auf zwei Ziele ab. Die ersten sechs Kugeln zerfetzten den Stamm einer Palme. Die zweiten ließen Funken von einem Stein fliegen. Im düsteren Licht ein Ziel zu finden war keine leichte Aufgabe, da man es durch Regen und Dunkelheit nur am feindlichen Gewehrfeuer erkennen konnte. Und das war eine gefährliche Taktik.
Unmittelbar nachdem King das Feuer eingestellt hatte, tauchten Queen und Sara aus ihren Verstecken auf, so dass die VPLA-Soldaten sich wieder zurückducken mussten. King nutzte die Ablenkung, um über den Hof zu sprinten und sich neben Queen fallen zu lassen.
»Sara!«, rief er.
Sie sah sich nach ihm um, während sie sich hinter ihren dicken Palmenstamm duckte. »Was denn?«
»Weißt du, wo sie sind? Merkst du es?«
Sara wusste, was er meinte. Konnte sie sie spüren? Vor ein paar Tagen hätte sie das für eine alberne Frage gehalten. Aber jetzt, in der Hitze des Gefechts, wünschte sie, sie könnte sie bejahen. Leider war dem nicht so. »Nein! Die Kristalle bringen mich ganz durcheinander … odermachen mich gesund. Wie man’s nimmt. Sie haben etwas an sich, was die neuronalen Pfade in meinem Nervensystem neu ausrichtet. Meine Sinne funktionieren jetzt so normal wie deine. Ich bin blind, sozusagen.«
Verdammt, dachte King. Jetzt hätten sie den kleinen Vorteil von Saras falsch verdrahteten Sinneswahrnehmungen gut brauchen können. So musste es eben mit guter alter Taktik gehen. Bei den meisten Feuergefechten bildete sich ein bestimmter Rhythmus heraus. Eine Seite feuerte und ging wieder in Deckung, dann tat die gegnerische Seite es ihr nach. Ein kleiner falscher Schritt im Muster dieses riskanten Tanzes konnte zum Tod führen. Wenn man den Rhythmus absichtlich durchbrach, war er sogar garantiert. Man konnte nur nicht vorhersagen, wen es erwischte … es sei denn, man zinkte die Karten.
King blieb in Deckung, während Queen und Sara den Kampf fortsetzten. Er zählte mit, während die Gewehrsalven ausgetauscht wurden. Er hörte Kugeln dumpf in den Baum einschlagen, der Sara schützte, und von der Mauer wegpfeifen, hinter der Queen lag. Die VPLA-Soldaten hatten sie entdeckt, und es war nur eine Frage der Zeit, bis die erste Granate geflogen kam.
King schob sich zur anderen Seite des Hochbeets. Er wartete, bis Queen und Sara ein Trommelfeuer legten. Dann, als das letzte Leuchtspurgeschoss die Luft durchschnitt, erhob er sich im selben Moment wie die sieben VPLA-Soldaten aus seiner Deckung. Doch sie zielten auf Sara und Queen und bemerkten King erst, als es zu spät war. Zwei der Freiwilligen des Todes gingen mit je drei Kugeln im Leib zu Boden. Einen dritten verwundete King am Arm – seinem Wurfarm. Der Mann schrie auf, nicht nur vor Schmerz, sondern weil die Kugel die Sehnen an seinem Unterarm durchschlagen hatte. Seine Finger öffneten sichkraftlos, und die entsicherte Handgranate, die er gerade hatte werfen wollen, kullerte ihm vor die Füße. Sekunden später detonierte sie, riss den Soldaten in Fetzen und jagte Metall- und Steinsplitter in Kopf und Brust von zwei anderen.
Fünf weniger. Blieben noch zwei. Das Blatt hatte sich gerade zu ihren Gunsten gewendet.
Dann pulsierte ein Blitz außerhalb des Berges und tauchte die Stadt in grelles Flackerlicht.
King erstarrte, als hätte er in die Augen der Medusa geblickt.
Auf der zweieinhalb Meter hohen Mauer, die den Hof umschloss und ihn von den Säulen der Balustraden trennte, stand eine Armee von Hybriden, geduckt und angriffsbereit. Die beiden überlebenden Freiwilligen des Todes sahen sie ebenfalls und legten auf sie an. Queen und Sara jedoch standen angesichts der erdrückenden Übermacht mit gesenkten Waffen auf und traten zu King. Sie wussten, wenn auch nur ein einziger Schuss fiel, würde der Kampf binnen Sekunden entschieden sein und mit ihrem Tod enden.
King warf sein AK-47 zu Boden und hob die Hände. Queen und Sara folgten seinem Beispiel. Die Freiwilligen des Todes taten es ihnen schließlich nach.
Überall in der regennassen Stadt flammten lodernde Feuer auf. Das orangefarbene Licht traf von unten auf die Kristalle und verdoppelte dadurch seine Intensität. Es wirkte wie ein Sonnenuntergang in Südkalifornien, warm und freundlich. Glänzend wie Whisky rauschte der Regen durch die Oberlichter auf die Stadt und floss durch ihre Straßen.
Dann patschten Schritte durch die Nässe. Weston kam mit
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