Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
Vermutung.
King sprang die Treppen hinab zum Tempelhof mit den Palmen und Blumenrabatten. Er fragte sich, ob die Schockwelle des C4 so stark sein würde, dass die Kristalle hoch oben an der Decke zersprangen. Würden sie auf sie herabstürzen? Würde die Sintflut aus dem gewaltigen unterirdischen Fischbecken die Stadt hinwegschwemmen? Er wusste es nicht. Aber er wusste, dass das darauf folgende Chaos sein Verbündeter war.
In vollem Lauf erreichte er den Hof und machte sein AK-47 schussbereit.
Ein zweiter Feuerstoß flackerte über die Balustraden. Queen gab Warnschüsse ab und ließ die VPLA wissen, dass der erste Mann, der die Nase hereinsteckte, ein toter Mann war. Das Tor war ein enger Flaschenhals.
Er erreichte die Balustraden und kauerte sich neben Queen, die nicht mehr in ihrer ursprünglichen Position lag. Ebenso wenig wie Sara. Sie hatte sich weiter nach links verlagert.
Queen hatte bereits zweimal die Stellung gewechselt, nach jedem Feuerstoß. Erstens um den Eindruck zu erwecken, dass eine größere Streitmacht den Tempel verteidigte, aber auch, um den Mann zu täuschen, der hereingespäht hatte und zweifellos bald eine Handgranate in ihre Richtung schleudern würde.
King nahm das Tor ins Visier. »Lagebericht?«
»Sie werfen immer mal wieder einen Blick herein, und ich versuche sie davon zu überzeugen, dass das keine gute Idee ist«, sagte Queen, über die Zielvorrichtung ihres AK-47 visierend. »Alles erledigt?«
»Ich habe den Tempel vermint.« King zeigte ihr die Zündvorrichtung. »Die Fahrt hier raus wird schnell und nass.«
Queen feuerte eine Salve ab, als ein Mann seinen Kopf um die Ecke des Tors streckte. Splitter und Funken flogen, doch die drei Kugeln verfehlten ihr Ziel knapp. King und Queen sprangen auf und liefen in Saras Richtung. Auf halbem Weg warfen sie sich hin und legten die Waffen wieder an. Queen machte eine Kopfbewegung zu Sara hin, die nervös wirkte, aber das Gewehr und ihre Konzentration unverwandt aufs Tor richtete. »Was ist mit ihr?«
King musterte Sara. Auch triefnass und Grimassen schneidend war sie irgendwie immer noch schön. Einen Augenblick lang wusste er nicht recht, was Queen eigentlich von ihm wissen wollte. Ging es um die Mission oder darum, dass Queen seit seiner ersten Begegnung mit Sara in ihm wie in einem offenen Buch gelesen hatte. »Was soll mit ihr sein?«
»Wie wird sie sich halten?«
King versuchte, seine Erleichterung zu verbergen, war aber sicher, dass Queen auch diese Scharade durchschaute. »Sie ist ein Naturtalent.«
»Bist du sicher?«
Eine Dreiersalve knallte. Hinter dem Tor schrie ein Mann auf. War er getroffen? King blickte sich um und sah, wie Sara aufsprang und auf sie zulief, das Gewehr unverrückt auf das Tor gerichtet, während sie zwischen den Reihen von Balustraden hindurchhuschte. King lächelte. Sie war ein Naturtalent.
Queen schlug King auf die Schulter, während sie sich aufrichtete. »Da soll mich doch einer …«
Die kleine Gruppe traf sich in der Mitte der Balustradenreihen.
»Wie weiter?«, fragte Sara.
»Deckung!«, schrie King, während mehrere Handgranaten über die Fläche zwischen ihnen und dem Tor kullerten. King riss Sara hoch, und alle drei rannten in den Hof zurück. Die Balustraden zersplitterten und flogen durch die Luft, als fünf Granaten gleichzeitig detonierten. Es war eine ähnliche Taktik wie die, die das Schachteam beim ersten Angriff der regulären VPA angewandt hatte. Steinsplitter surrten durch die Luft, und die Druckwelle schickte King, Queen und Sara zu Boden.
King rappelte sich auf und duckte sich hinter ein Hochbeet im hinteren Teil des Hofs. Es beherbergte rote und gelbe Blumen und vier Palmen. Die Position war gut zu verteidigen, aber nur sieben Meter von der mit Sprengstoff gespickten Treppe entfernt. Viel zu nahe für das, was er vorhatte.
Queen und Sara bezogen hinter einem identischen Hochbeet auf der anderen Seite Stellung. Sara kniete sichhinter eine Palme und legte an. Queen warf sich platt hinter die dreißig Zentimeter hohe Steinumrandung und zielte um die Ecke herum. Sie wirkten wie zwei Katzen, die auf die Füße gefallen waren und kampfbereit fauchten. Und das gerade noch rechtzeitig.
Am Eingang zum Hof markierte ein Wall aus Schutt den Ort, wo die Balustraden gestanden hatten. Sieben Soldaten sprangen mit gezückten Waffen darüber und eröffneten das Feuer. Kugeln prasselten durch den Hof und Querschläger surrten davon, während die VPLA-Männer ein Sperrfeuer legten und
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