Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
zuflogen. Nein … über sie hinweg.
»Sie wollen einen Erdrutsch auslösen und uns darunter begraben!«
Bishop ließ sein Maschinengewehr liegen und sprang zur Falltür, die in den Tunnel führte. Es gab keinen anderen Ausweg. Unterhalb ihrer Position wartete eine ganze Armee, und gleich würde von oben der halbe Berg auf sie herabstürzen. Bishop riss die Luke auf, während Rook Somi aufhob und sie neben die Öffnung legte.
Rook sprang in den Tunnel, packte Somi unter den Achseln und zog sie mit sich. Er zerrte an ihr, bis auch ihre Füße in der Öffnung verschwunden waren. Unmittelbar darauf sprang Bishop herab und zog die Falltür über sich zu.
Dunkelheit verschlang sie.
Sie hatten keine Zeit, eine Taschenlampe einzuschalten. Sie krochen einfach so schnell wie möglich in die Finsternis hinein und warteten darauf, dass die Mörsergranaten einschlugen. Im Unterschied zu Granaten, die von Haubitzen oder Feldgeschützen abgefeuert wurden, flogen Mörsergeschosse ohne Zischen oder Pfeifen durch die Luft.
Bumm.
Die Decke des Tunnels wackelte. Eine Kaskade von Staub rieselte aus frisch entstandenen Rissen.
Bumm.
Bishop und Rook waren zu groß gewachsen für den engen Gang und schürften sich die Haut auf, prellten sich Köpfe, Knie und Ellbogen an den sie umschließenden Steinplatten, während sie fieberhaft weiterkrabbelten.
Bumm.
Die dritte Granate schlug ein. Ein Grollen dröhnte durch den Tunnel, als die Bergflanke nachgab, abrutschte und die Mauer unter sich begrub, die sie so tapfer verteidigt hatten. Dann brach die Falltür unter der plötzlichen Last zusammen. Sie zersplitterte, und der Berg holte sich den Raum zurück, der ihm abgerungen worden war.
Eine Staubwolke schoss durch den Tunnel und hüllte Rook, Bishop und Somi ein. Sie hielten sich Mund und Nase zu, hustend und keuchend, während die Luft immer dicker wurde. Rook, der rückwärts kroch und Somi dabei mit einem Arm hinter sich herschleifte, zog ihre kleine Gestalt näher zu sich. Er legte ihr seinen Hemdsärmel vor Nase und Mund, in der Hoffnung, dass das half.
Bis der dichte Staub sich legte, saßen sie fest. Sie bekamen kaum noch Luft, und Rook war sicher, dass man selbst im Licht einer Taschenlampe nicht die Hand vor Augen sehen konnte. Er aktivierte sein Kehlkopfmikrofon und sprach zwischen keuchenden Atemzügen: »King … Queen. Hier ist – Rook. Könnt ihr mich hören?«
Nichts. Keine Reaktion. Er versuchte es erst gar kein zweites Mal. Wenn sie nicht antworteten, bedeutete das, dass das Signal nicht durchkam, sie gerade zu beschäftigt waren oder tot. »Knight. Antworte … bist du da, Kleiner?«
Der Empfang war schlecht, aber verständlich. »Tut mir leid, Großer«, hörte er Knights Stimme. Er war außer Atem. Ein lautes Gebrüll im Hintergrund übertönte seine Stimme fast. »Kann nicht reden. Renne um mein Leben.«
»Wir auch«, meinte Rook. Es gab nichts weiter zu sagen als: »Viel Glück.«
»Euch auch.«
Die Verbindung brach ab. Knight war weg. Rook atmete eine Handvoll Staub ein und bekam einen Hustenanfall. Um ihn herum drehte sich alles. Helle Farbflecken tanzten in der Dunkelheit und machten ihn schläfrig. Er kämpfte dagegen an, denn er wusste, dass er kurz davor stand, die Besinnung zu verlieren. Dann schien mehr Staub als Sauerstoff in seine Lungen zu dringen, und er fügte sich in sein Schicksal.
19 Washington, D.C.
Tom Duncan saß stumm da und betrachtete den Rosengarten vor dem Fenster des Oval Office. Er lehnte den Kopf gegen seinen lederbezogenen Bürosessel und ärgerte sich sogleich darüber, wie gut die Lehne sich seinen Konturen anpasste. Er hatte während der letzten drei Jahre viel zu viel herumgesessen. Das war das Schwerste an der Präsidentschaft. Besprechungen, Dinner und Debatten. Immer nur sitzen. Die Zeit des Wahlkampfs war noch voller Leben gewesen, ein aufregendes Umherziehen von einem Ort zum anderen. Präsident der Vereinigten Staaten zu sein, war zwar nicht direkt langweilig, aber Duncan vermisste die Mobilität.
Stattdessen saß er hier im Oval Office und wartete darauf, dass Domenick Boucher, der Direktor der CIA, ihm Neuigkeiten vom Schachteam brachte. Er bedauerte, dass Deep Blue sich nicht an der Mission beteiligen konnte, aber diesmal wäre der Teambetreuer keine große Hilfe gewesen. Unter dem dichten Blätterdach des Dschungels, das visuelle und infrarote Satellitenaufnahmen unmöglich machte, war das Team so gut wie unsichtbar. Und da Deep Blue ohnehin anderweitig
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