Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
wissen?«
»Der Schlamm.« Duncan zoomte noch näher. Das Bild war kristallklar. Ein Vorzug des teuersten und umfangreichsten Satellitennetzwerks der Welt. »Das ist der Abdruck eines US-Militärstiefels.«
Boucher setzte eine dünne Brille auf. Mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete er das Bild. »Na so was, ich werd verrückt.« Er lehnte sich zurück. »Wenn Sie’s mal satthaben, das Land zu regieren, vielleicht wollen Sie ja für mich arbeiten?«
Duncan lächelte. »Es ist schlimm genug, hier herumsitzen zu müssen, ganz zu schweigen von einem fensterlosen Raum mit Leuchtstoffröhren.«
»Sie könnten ja unser Budget aufstocken, bevor Sie das Weiße Haus räumen.«
Duncan lachte in sich hinein, obwohl er wusste, dass sie mit der Witzelei nur versuchten, die Spannung zu überspielen. Denn Boucher hatte noch etwas anderes auf Lager. »Was gibt es sonst noch?«, fragte Duncan.
Boucher räusperte sich. »Zoomen Sie heraus und scrollen Sie nach Nordosten. Dort werden Sie eine Lichtung finden, die vor einem Jahr noch nicht existierte. Verdammt, sie war noch nicht einmal gestern da.«
Duncan entdeckte die Lichtung. Aus der Höhe schien es sich um einen gerodeten Streifen Dschungel zu handeln. Er zoomte näher. Zuerst war die Szene nicht zu identifizieren, dann setzte sich langsam ein Bild zusammen, und seine Augen konnten einzelne Details ausmachen. Bäume waren umgestürzt, einige davon zerbrochen. Zwischen den Stämmen lagen Leichen. Eine Menge Leichen. Die Wunden der Toten waren, im Unterschied zu denen der Dorfbewohner, leuchtend rot – frisch. Dann entdeckte er mehrere ausgestreckte Körper, aber sie schienen nicht verletzt zu sein. Im Gegenteil, sie schienen über die Lichtung zu robben, bergauf. Ihre Köpfe waren mit Blättern und Zweigen getarnt. Jetzt, da er wusste, wonach er zu suchen hatte, nahm er eine rasche Zählung vor.
Boucher beobachtete ihn. »Es sind mindestens fünfzig, die da vorrücken. Wir glauben, dass in den Bäumen weiter unten noch mehr lauern.«
»Was sind das für Leute?«
»Keine Ahnung. Die Zweige, mit denen sie sich getarnt haben, verdecken alle Identifizierungsmöglichkeiten.«
»Was tun sie da?«
»Sehen Sie sich den Mann in der oberen linken Ecke an. Den, der einen Ast in der Hand hält. Das war unser erster Hinweis.«
Duncan fand den Mann. Er sah aus wie die anderen,aber ein roter Fleck hob ihn heraus. Nachdem er noch näher gezoomt hatte, konnte Duncan erkennen, dass dem Mann das Gehirn aus dem Hinterkopf explodierte. Man hatte auf ihn geschossen. Eine Kugel war in seine Stirn eingedrungen und hinten wieder ausgetreten. Eine Kugel, die von weiter oben kam.
Er wartete nicht auf Bouchers Instruktionen. Er folgte der imaginären Schussbahn zu ihrem Ausgangspunkt. Als er die Baumlinie erreichte, hielt er an. »Verdammt.«
»Da ist eine Lücke im Laubdach«, sagte Boucher.
Duncan suchte danach und zoomte näher. Im nächsten Moment füllte die Lücke den ganzen Bildschirm. Er war noch nie gut darin gewesen, Dinge auf der Grundlage von Makrofotografien zu erraten. »Was ist das?«
»Mündungsfeuer.«
Jetzt erkannte er, was das Bild zeigte. Er sah das Vorderteil der Waffe – einen langen, schlanken Lauf mit einem großen Zielfernrohr. Eine Lichtexplosion flammte aus der Mündung. Er erkannte das Design der Spezialanfertigung. Er hatte das Gewehr nie in der Hand gehabt. Aber Fotos davon gesehen. Das XM312-B.
Bishop.
Der Präsident seufzte. Sie waren am Leben. Aber sie standen im Gefecht. Hoffnungsvoll hob er den Blick zu Boucher und begriff, dass das immer noch nicht alles gewesen war.
Boucher stand auf, stieg über das Präsidentschafts-Siegel hinweg und setzte sich neben Duncan. Er drückte eine Taste auf dem Laptop. Das Bild veränderte sich. Ein Hügel von frischen Erdbrocken und Steinen füllte den Bildschirm. Staub hing noch in der Luft. Baumspitzen ragten heraus.
Duncan blickte in Bouchers blassblaue Augen. »Ist das …?«
Boucher nickte. »Fünf Minuten nach dem vorherigen Bild aufgenommen. Sieht aus, als hätten sie den Berg oberhalb von ihnen gesprengt. Wir wissen nicht genau, was geschehen ist, aber es sieht nicht gut aus.«
»Von wann ist die Aufnahme?«, fragte Duncan. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
»Vor einer Stunde.«
»Behalten Sie die Gegend weiter im Auge. Ich will Fotos von allem und jedem, das sich verändert, selbst wenn es nur ein umgestürzter Baum ist.«
Boucher stand auf und klappte den Laptop zu. »Ja,
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