Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
Sir.«
»Und erweitern Sie das Suchgebiet. Nehmen Sie so viele Ressourcen in Anspruch, wie Sie benötigen. Ich muss Ihnen ja nicht sagen, was auf dem Spiel steht.«
Boucher schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Das müssen Sie nicht.«
»Danke, Dom.«
Boucher wandte sich zum Gehen, zögerte dann jedoch. Er war bereits CIA-Direktor gewesen, als Duncan sein Amt angetreten hatte. Auf Duncans Wunsch hatte er die Schaffung des Schachteams geleitet und für Deep Blues Einsatz im Team gesorgt. Er wusste, was das Leben dieser fünf für Duncan bedeutete. Er legte ihm die Hand auf die Schulter. »Wir holen sie da raus, Tom.«
Duncan nickte nur, während Boucher durch die Nordwesttür zum Hauptkorridor des Westflügels hinausging. Ein Plan begann, sich in seinem Kopf zu formen. Er würde nicht einfach herumsitzen und das Schachteam sterben lassen.
Doch bevor er den Gedanken weiterspinnen konnte, klopfte es an der Nordosttür. »Was gibt es, Judy?« Er wusste, dass er gereizt klang. Aber seine Sekretärin war an seine Stimmungsschwankungen gewöhnt und dachte sichnichts dabei. Sie ging durch den Raum, griff nach einer Fernbedienung und schaltete den an der Wand befestigten Flachbildschirm ein. Sie ging auf CNN. »Es braut sich etwas zusammen.«
Die bildschirmfüllende Aufnahme einer aufgedonnerten Reporterin erschien. Der Ton war abgestellt. Während Judy ihn hochregelte, las Duncan von den Lippen der Frau ab. Es war leicht, seinen Namen zu erkennen. Als der Ton schließlich da war, musste er nur ein Wort hören. »Herzanfall.«
Die Katze kam langsam aus dem Sack.
Er wandte sich zu Judy. »Werfen Sie besser schon mal die Kaffeemaschine unten an.«
Judy nickte und eilte hinaus. Duncan bezeichnete das Lagezentrum des Weißen Hauses immer als »unten«. Wahrscheinlich würde er den Rest des Tages dort zubringen, während die Medien das Weiße Haus belagerten und vergeblich eine Pressekonferenz verlangten. Dann würden sie das Personal mit Telefonanrufen bombardieren. Doch niemand durfte die Wahrheit erfahren. Dass das gesamte Weiße Haus unter Quarantäne stand. Dass die Krankheit, die mit ihnen hier drin war, die gesamte Menschheit ausrotten könnte. Das Chaos würde losbrechen.
Tom Duncan ließ sich in die Couch zurücksinken und massierte sich die Schläfen. Sein Vorhaben, dem Schachteam beizustehen, würde warten müssen. Sie mochten gerade im Gefecht mit unbekannten Angreifern stehen, aber er selbst musste jetzt gegen einen raffinierteren Gegner in den Ring steigen – Reporter. Bis das erledigt war, war das Schachteam auf sich allein gestellt.
20 Annamitische Kordilleren – Vietnam
Nachdem er zehn Minuten auf Händen und Knien gekrochen war, fragte King sich langsam, ob sie die falsche Abzweigung genommen hatten. Einmal hatten sie einen Augenblick lang innegehalten, als der Berg erzittert und ein Luftschwall durch den Tunnel gerauscht war. Natürlich machten sie sich Gedanken über die Ursache und fragten sich, ob die anderen in Schwierigkeiten steckten, aber sie konnten keine Zeit damit verschwenden, es herauszufinden. Saras Entführer, wer sie auch sein mochten, hatten lediglich ein oder zwei Minuten Vorsprung, und sie mussten eine Gefangene mitschleifen. Inzwischen hätten sie sie eigentlich eingeholt haben müssen. King hielt an und drehte sich zu Queen um. Er wollte ihr schon sagen, sie solle umkehren und einen der anderen Tunnel versuchen, als er ein Geräusch hörte.
Vielmehr eine Stimme.
Er verstand die Worte nicht. Es war nicht Englisch oder eine andere der vier Sprachen, die King und Queen beherrschten – sondern Vietnamesisch. King erkannte die Sprache am Tonfall. Die beiden Sprecher klangen nervös. Sie wussten, dass sie verfolgt wurden.
Ein neues Geräusch erfüllte den Tunnel. Ein lautes, sich entfernendes Rauschen. Dann wieder. Und ein drittes Mal. King hastete vorwärts in die Dunkelheit, bis er die Stelle erreichte, von der das Geräusch ausgegangen war.
Der Tunnel senkte sich hier im Vierzig-Grad-Winkel nach unten. Ein Ende war nicht abzusehen, und während die Verfolgten den Tunnel hinabschossen, verschwand das von ihnen verursachte Rauschen in der Ferne.
King spürte Queens Hand auf seiner Schulter und sah sich nach ihr um. Sie deutete auf den Boden, dicht neben dem Punkt, wo der Tunnel nach unten abknickte. Im grünen Schein der Nachtsichtbrille sah King einen Block C4-Sprengstoff und einen Zeitzünder, der rückwärts zählte. Er konnte gerade noch die Zahl
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