Operation Macho
mich nicht sehen will, von mir aus. Dann bleibe ich draußen, aber ich werde nicht zulassen, dass dieser Forbes …“
„Bitte, Tony.“ Sie kramte in ihrem Koffer, bis sie Unterwäsche, Bluse und Shorts gefunden hatte. Während sie sprach, zog sie sich an. „Es ist so am besten. Wir haben gegenüber meiner Mutter ein schreckliches Bild von dir aufgebaut. Das können wir im Moment nicht ändern.“ Sie knöpfte ihre Bluse zu und sah ihn an. „Ich muss mich ihr fügen, bis die Situation sich wieder normalisiert hat.“
Tony wirkte über die Situation nicht gerade glücklich, aber er nickte. „In Ordnung. Ruf mich an, sobald du Neuigkeiten hast.“
Sie ging zu ihm und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Du machst dir Sorgen um sie, stimmt’s?“
„Ja.“ Er fuhr sich durch das zerzauste Haar. „Und es stört mich, dass sie nicht einmal will, dass ich dich dort hinfahre.“
Lynn zog ihn kurz in die Arme. „Denk einfach daran, dass sie dich nicht wirklich kennt.“ Sie streifte die Schuhe an und kämmte sich rasch. Dann nahm sie ihre Handtasche. „Ich sollte lieber gehen.“
„Lynn, ich …“
„Was?“ Sie blieb wieder stehen.
Er schüttelte nur den Kopf. „Ach, egal. Fahr zu deiner Mom. Und … grüße sie von mir.“
„Das werde ich.“ Sie lief zur Tür hinaus in die morgendliche Kälte.
Tony setzte sich auf das Bett und blickte starr auf den Boden. Er konnte nur hoffen, dass es Gladys bald wieder gut ging. Allerdings kam der Zeitpunkt ihrer Krankheit äußerst ungelegen. Ausgerechnet jetzt musste Lynn ihn überstürzt verlassen, bevor er ihr durch Zärtlichkeiten zeigen konnte, was die vergangene Nacht ihm bedeutete.
Sie beide hatten einen überwältigenden Anfang erlebt, aber Lynn glaubte immer noch, dass er lediglich seinen Frust über die gescheiterte Ehe mit Michelle loswerden wollte. Irgendwie musste er sie davon überzeugen, wie ernst es ihm mit ihr war. Außerdem wollte er auch genau wissen, was er ihr bedeutete. Schließlich war er kürzlich erst von einer Frau betrogen worden. Bestimmt genoss Lynn seine leidenschaftlichen Zärtlichkeiten, aber er wollte, dass sie ihn liebte.
Er ging zum Fenster. Im ersten Sonnenlicht glitzerten die Pfützen auf dem Plattenweg zwischen den Häuschen. Offenbar hatte es während der Nacht geregnet. Tony öffnete das Fenster und holte tief Luft. Es roch nach Gras und nasser Erde. Selbst einen Wirbelsturm hätte ich letzte Nacht nicht mitbekommen, dachte er. Lynn hatte seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch genommen, und er sehnte sich schon wieder nach ihr.
Aber ihre Mutter brauchte sie jetzt, und da durfte er nicht so selbstsüchtig denken. Wahrscheinlich rief Lynn ihn frühestens in einer Stunde an, und so lange wollte er nicht im Zimmer warten. Tony beschloss, sich einen Kaffee zu holen.
Während er an Gladys’ und Buds Häuschen vorbeiging, bemerkte er, dass das Fenster offenstand. Anscheinend hatte Bud in seiner Aufregung vergessen, es zu schließen, bevor sie ins Krankenhaus fuhren. Ein helles Frauenlachen ertönte, und Tony musste lächeln. Es klang fast wie Gladys. Dann lachte die Frau wieder, und er erkannte, dass es wirklich Gladys war.
Ihre Stimme kam aus dem offenen Fenster. „Willst du mein kleiner Snoopy sein, Bud?“, fragte sie mit tiefer sinnlicher Stimme und lachte wieder.
„Wer weiß?“, erwiderte Bud lachend. „Wie würdest du diese Form denn sonst nennen?“
„Nennen wir sie doch …“
„Hey!“ Tony rannte zur Tür und dachte gar nicht darüber nach, in was er da gerade hineinplatzte. Er hämmerte an die Tür. „Gladys! Bud!“
Hastiges Rascheln ertönte, dann öffnete sich die Tür, und Gladys spähte nach draußen. „Was ist denn los?“
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Tony.
„Mir geht’s blendend, aber du siehst nicht direkt überwältigend aus. Weshalb hämmerst du zu dieser Uhrzeit an die Tür?“
Fluchend blickte er zum Parkplatz. Natürlich war Calvins Wagen fort. „Calvin ist mit Lynn weggefahren.“ Misstrauisch blickte er sie an. „Oder wisst ihr das bereits?“
Gladys zog den Bademantel zu und öffnete die Tür. „Ich weiß nichts von Lynn und Calvin. Zieh dich an, Bud. Es ist was passiert.“
„Dann hast du keine Lebensmittelvergiftung?“
Gladys blickte ihn so verständnislos an, dass Tony sofort von ihrer Unschuld überzeugt war.
„Calvin hat das alles erfunden, um mit Lynn allein zu sein.“ In seiner Hosentasche suchte Tony nach dem Schlüssel für den Mustang. „Sag mir nur,
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