Operation Ocean Emerald
war eine schwierige Kombination.
Aaro hörte Schritte auf dem Steinfußboden vor der Tür näher kommen. Voller Entsetzen sprang er auf. Kamen sie schon, um ihn zu holen?
Nein. Eine andere Tür ging auf und wieder zu. Diesmal war er verschont geblieben …
Aaro begriff, dass er nicht einfach warten konnte, bis sie ihn holten. Noch war es fast dunkel. Bei Tageslicht wäre es wesentlich schwieriger, etwas zu unternehmen. Er musste jetzt handeln, egal wie es ausging. Und es gab nur eine Möglichkeit.
Er holte tief Luft und trat an den Holzdeckel des Aborts. Ruhig hob er ihn an und legte ihn zur Seite. Dann steckte er den Kopf durch das Loch, um zu sehen, ob esdraußen etwas gab, an dem er Halt finden könnte. Aber es war zu dunkel unter der Klokonstruktion.
Er richtete sich auf, schob ein Bein durch das Loch und suchte mit dem Fuß nach einem Halt. Der zuckende Fuß fand einen uralten Balken, auf den man sich vermutlich mit dem Gewicht des ganzen Körpers hinablassen konnte. Aaro schob auch das zweite Bein durch die Öffnung und hielt sich krampfhaft am Bretterrand fest. Ohne nach unten ins Leere zu blicken, bückte er sich unter die Stützkonstruktion. Links schimmerte eine Reihe Fenster, deren fahler Lichtschein kaum durch die Vorhangspalten hinausdrang. Vor den spitzbogigen Fenstern befand sich ein Mauervorsprung von der Breite einer halben Treppenstufe. Aaro beschloss, es zur Wand hinüber zu versuchen.
Gerade als er den zweiten Schritt auf den schräg angebrachten, die Abortkonstruktion zusammenhaltenden Balken zu machen wollte, hörte er unter sich ein fieses Krachen. Instinktiv griff er zum Rand der Kloöffnung und hielt sich mit aller Kraft fest, als der erste Balken brach und in den Abgrund stürzte. Aaro schnappte nach Luft und versuchte, mit seinen Füßen irgendwo Halt zu finden, aber die Wand war zu weit weg und der schräge Stützbalken sicherlich auch morsch.
Jetzt gab es nicht mehr viele Alternativen, weshalb er sich auf die einzig mögliche stützen und das Beste hoffen musste. Aaro schwang sich in Richtung Stützbalken und ließ gleichzeitig den Rand der Kloöffnung los. Er landete auf dem Balken und schloss die Augen. Falls dieser Balken ebenso schwach war wie der erste, war dies der letzte Augenblickseines Lebens. Er wagte nicht zu atmen, geschweige denn, sich zu rühren.
Aber der Balken hielt. Kühler Wind strich über Aaros Haut. Die Fenster schimmerten nur noch eine Armlänge entfernt und mit vorsichtigen Schritten bewegte er sich an der Wand entlang. Nach unten wollte er nicht schauen, denn das hätte seine Angst nur weiter gesteigert.
Schritt für Schritt bewegte er sich an den Fenstern vorbei, ohne darüber nachzudenken, ob jemand von drinnen seine langsam vorrückende Gestalt sehen könnte. Durch die Glasmalereien sickerte rötliches, gelbliches und grünliches Licht.
In der Mitte der Fensterreihe befand sich ein Absatz von einem halben Meter Breite und Aaro blieb einen Moment stehen, um sich auszuruhen. Er spitzte die Ohren. Ihm war, als hörte er ganz weit unten das Motorengeräusch eines Autos.
Mit der Stirn lehnte sich Aaro an das Bild eines Heiligen, der in der Glasmalerei verewigt war, und atmete schwer. Auf einmal merkte er, dass er durch den Vorhangspalt direkt in einen großen Saal schaute. Der Anblick kam ihm unwirklich vor und Aaro hatte Angst, entdeckt zu werden, bis er begriff, dass man aus einem erleuchteten Raum nicht in die Dunkelheit hinaussehen konnte.
Er erkannte Delacroix, der im Saal mit einer Person sprach, die hinter einer großen chinesischen Vase stand. Die Worte waren gedämpft zu hören, aber trotzdem zu verstehen.
»Weißt du, was der Unterschied zwischen uns beidenist?«, fragte Delacroix auf Englisch, ohne die Antwort abzuwarten. »Wir schätzen unterschiedliche Dinge.«
Die Gestalt hinter der Vase erwiderte nichts.
»Für dich ist das alles hier ein Rätsel«, fuhr Delacroix fort und machte eine ausladende Handbewegung. »Die Bilder, die Skulpturen, die Gobelins, die Vasen …«
»Das ist alles überflüssiges Zeug«, schnaubte die andere Person. »Das Einzige, das mich interessiert, ist Geld.«
»Wir sind wirklich sehr verschieden«, sagte Delacroix. »Dir fehlt der Sinn für das Schöne.«
Hinter der Vase ertönte ein höhnisches Lachen, das Aaro zu seiner Verwunderung bekannt vorkam. In dem Moment trat die Gestalt nach vorne. Aaros Augen weiteten sich, als er sah, mit wem Delacroix gesprochen hatte.
Im Saal stand Max Lownie
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