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Operation Ocean Emerald

Operation Ocean Emerald

Titel: Operation Ocean Emerald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Andererseits würde die neue Situation kaum Delacroix’ Haltung ihm gegenüber in eine positive Richtung verändern. Im Gegenteil.
    Aaro fragte sich, wo Emilio steckte. War er schon weg?
    Im selben Augenblick kam die Antwort. Es fielen Schüsse und die Tür zersplitterte. Max’ Bodyguard war mit einem Satz an der Wand, Max schrie grell auf und wollte sich unter den nächsten Tisch zwängen, wobei er eine Blumenvase zu Fall brachte, deren Wasser ihm sogleich in den Nacken lief.
    Emilio kam herein und feuerte weiter auf Max’ Bodyguard – und auf das Fenster, vor dem Aaro stand.
    Glas zersplitterte und fiel in Scherben rechts und links von Aaro in den Abgrund. Aaro merkte plötzlich, dass er wie auf einer Bühne in der Fensteröffnung stand.
    Die Schüsse hörten auf und vollkommene Stille machte sich im Saal breit. Alle starrten auf den Jungen am Fenster.
    »Guten Morgen«, sagte Aaro und räusperte sich. Er überlegte fieberhaft, was jetzt zu tun war. Er konnte sich in exakt zwei Richtungen bewegen: entweder die Flucht nach hinten antreten, was unmöglich war, oder die Verblüffung ausnutzen und es nach vorne versuchen.
    Aaro sprang durchs Fenster, landete auf einem Sofa und wurde von den straffen Federn im Polster überraschend weit geschleudert, bis direkt auf den Tisch. Im Flug versetzte er der Waffe des verdatterten Emilio einen so heftigen Tritt, dass sie zu Boden fiel. Für den Bruchteil einer Sekunde ratterten bei allen Anwesenden die Gehirne, um die sich ständig ändernde Situation zu erfassen.
    Der Helfer von Max griff sich Emilios Waffe. Im selben Moment schnappte sich Aaro den Beutel mit den Diamanten aus Max’ Hand, sprang vom Tisch und rannte in den Gang hinaus, wo eine schmale Treppe nach oben führte.
    »Was glotzt du so?«, brüllte Max seinen Komplizen an und zwängte sich wieder unter dem Tisch hervor. »Leg sie alle in Eisen und hilf mir, den Jungen zu schnappen!«
    Max walzte wie ein ausgeflipptes Nilpferd an seinem Helfershelfer vorbei zur Tür.
    »Gib den Beutel her!«, hörte Aaro ihn hinter sich rufen. Trampelnde Schritte und wütendes Keuchen folgten ihm immer weiter die schmale Treppe hinauf. Aaro öffnete das Schloss einer schweren Tür und stellte fest, dass er auf die Dachebene geriet.
    Er spürte einen Stich im Magen, als er sah, wo er gelandetwar: auf dem höchsten Punkt des ohnehin schon hoch genug gelegenen Gebäudes. Genauer gesagt war es der zweithöchste Punkt, denn von der Dachebene ragte in der Morgendämmerung noch ein runder Turm zum Himmel auf. Ringsum tat sich die majestätische Alpenlandschaft auf.
    »Gib den Beutel her!«, hallte die keuchende Stimme von Max hinter Aaro aus dem Treppenhaus. »Wo bleibst du, Bob? Ich brauche die Knarre!«
    Am liebsten hätte Aaro sich auf den Bauch gelegt und die Augen zugemacht, weil ihm schwindlig wurde von der Höhe. Stattdessen rannte er zu der engen Wendeltreppe, die im Turm nach oben führte.
    In dem Moment kam Max feuerrot durch die Tür aufs Dach gewalzt. »Du hast keine Chance zu entkommen   …« Während er das sagte, blickte er sich um und hielt sich dabei am Türrahmen fest, als befände er sich in Gefahr, vom Dach zu stürzen, obwohl das Geländer fast einen Meter hoch war. »Gib den Beutel her!«
    Aaro wusste, dass Max recht hatte. Es gab keine Möglichkeit zu entkommen. Aber genau deshalb war es sinnlos, früher aufzugeben als eben nötig. Entschlossen stieg er die steile Treppe des fünf Meter hohen Turms hinauf. Der leichte Wind war kühl und erinnerte ihn daran, in welcher Höhe er sich bewegte. Aaro war einmal mit der Schule beim Skifahren gewesen und da waren sie auf über 2500   Meter hinaufgekommen. Jetzt befand er sich wahrscheinlich bei ähnlichen Werten, schätzte er.
    »Du kannst da nicht hochgehen«, rief Max von untenin merkwürdig flehendem Ton und hielt sich mit beiden Händen am Geländer fest, wobei er sich langsam auf den Turm zubewegte. »Bleib stehen! Dort oben gibt es keinen Fluchtweg.«
    Sein Komplize erschien mit der Maschinenpistole in der Hand auf der Dachebene und blickte mindestens ebenso bang in die Tiefe jenseits des Geländers wie sein Boss.
    »Du hast ausgespielt«, krächzte Max und wischte sich den Schweiß vom runden Gesicht.
    Aaro richtete den Blick auf die Steintreppe, ging Stufe um Stufe nach oben und versuchte, den Abgrund ringsum aus seinen Gedanken zu verbannen. Wegen der Windung der Wendeltreppe verlor er den Blickkontakt zu Max und dessen Komplizen.
    Während er nach oben

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