Operation Ocean Emerald
Auto neben dem Range Rover, ein Pkw, den Max gerade wendete, um so bald wie möglich den Rückzug anzutreten.
Was für eine Garantie gab es, dass die Polizei Max schnappen würde? Überhaupt keine. In Aaro schäumte der Hass auf. Was konnte er tun? Entschlossen griff er nach einem der beiden verbliebenen Steinbrocken und schleppte ihn zu einer Öffnung im gemauerten Rand. Unter Aufbietung all seiner Kräfte stieß er den Brocken hinunter.
Er spähte durch die Öffnung und sah den Stein im Fallen kleiner werden. Er schien zuerst auf der Erde zu landen, schlug aber schließlich doch im gewünschten Ziel ein: in der Motorhaube von Max’ Wagen. Man hörte ein scharfes Krachen und sofort erlosch das Geräusch des Motors.
Stille.
Die Wagentür ging auf.
Sogleich rannte Aaro los. Er rannte die Treppe hinunter,vorbei an dem noch immer bewusstlosen Bodyguard auf die Dachebene.
»Bob, wo bist du? Hat der Bengel den Stein auf das Auto gewälzt?« ,
brüllte die aufgeregte Stimme von Max aus dem Funkgerät am Gürtel des Bodyguards.
»Bring den Schlüssel von Delacroix’ Wagen mit, wenn du kommst …«
Aaro riss auf der Dachebene die Tür auf und lief so schnell er konnte die Treppe hinunter und zur Eingangshalle. In der Halle, deren Wände voller Gemälde hingen, sah er sich um und versteckte sich schließlich in einer Art Kammer, bis er den schnaufenden Max durch die Halle in den Saal stampfen hörte, wo Delacroix und dessen Kumpane mit Handschellen gefesselt waren.
Aaro kam aus seinem Versteck heraus und eilte in entgegengesetzter Richtung durch die Halle zur Treppe, die nach draußen führte. Die Treppe wollte und wollte nicht enden, aber schließlich erreichte er den Hof. Der Steinbrocken, den er vom Turm heruntergeworfen hatte, hatte den BM W-Sportwagen von Max übel zugerichtet.
Aber das interessierte Aaro jetzt nicht. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf den Range Rover von Delacroix.
»Bob, wo bist du?«, brüllte Max in sein Funkgerät. Er stand in dem Saal, wo ihn Delacroix, Juliette, Emilio, Eva und Helmut böse anstierten. Bob hatte jedem von ihnen den Mund mit grauem Isolierband verklebt.
Max stopfte wutentbrannt das Funkgerät in die Tasche, beugte sich über Delacroix und wühlte wie wild in dessen Taschen. »Den Autoschlüssel«, zischte er außer Atem.
Draußen kauerte Aaro hinter einem mannshohen Felsen und spähte zum Range Rover hinüber. Wo blieb Max?
Die Erklärung folgte umgehend: Max kam die Treppe herunter und stützte dabei seinen taumelnden Komplizen, der sich allmählich von seiner Begegnung mit dem Steinbrocken zu erholen schien. Die beiden stiegen in den Range Rover von Delacroix und Max ließ den Motor an. Mit einem wütenden Tritt aufs Gaspedal wendete er den Wagen und rammte dabei sein eigenes Auto.
Aber dann sah man auch schon die Rücklichter des schweren Geländewagens hinter der ersten Kurve des steil nach unten führenden Zufahrtswegs verschwinden. Aaro seufzte vor Erleichterung auf.
Er hatte sich noch immer nicht ganz von der Überraschung erholt, die ihm Max’ Beteiligung an der ganzen Geschichte bereitet hatte. Dennoch: Im Nachhinein betrachtet passte alles ohne Weiteres zusammen – auch das Verhalten von Max, als die Entführung begann.
Die Sonne kam zwischen den Wolken hervor und die schneebedeckten Gipfel der Berge leuchteten im sanften Morgenlicht. Aaro wischte sich über die Wange, wo er sich eine Schramme zugezogen hatte.
Vorsichtig ging er auf die Treppe zu, die nach wie vor im Halbdunkel lag. Um ihn herum herrschte vollkommene Stille. Hatte der Komplize von Max die Bande um Delacroix auch garantiert unschädlich gemacht?
Aaro starrte auf jede einzelne Stufe, als könnte sich jeden Moment eine Falltür unter ihm öffnen. Das Gefühl wurde stärker, je näher er dem Eingang kam.
Aber es geschah nichts. Er betrat die Halle und blieb stehen, um zu lauschen. Aus dem Saal hörte er ein seltsames Summen. Er ging zur Tür und spähte hinein. Die Entführer lagen sternförmig auf dem Fußboden, das Handgelenk jeweils mit dem Handgelenk des Nebenmannes verbunden und auch die Füße mit Fußschellen aneinandergefesselt. Das Summen kam von den Geräuschen, die die Entführer hinter dem grauen Isolierband vor ihren Mündern ausstießen.
Aaro marschierte in Siegerpose zu Delacroix und Juliette und musterte die beiden, die ihn gequält hatten, eine Weile.
»Game over«
, sagte er schließlich, drehte sich um und sperrte sicherheitshalber die Tür hinter sich
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