Operation Overkill
sich einmal um und wandte sich dann an den älteren der beiden FOE-Mitarbeiter –
Tony Deacon, der die Abteilung Fernost leitete. Mark Clayton, der andere FOE-Mann, lehnte sich zurück und achtete darauf, dass sie von niemandem beobachtet oder belauscht wurden. »Müssen wir zu dem Einsatz noch irgendetwas besprechen?«, fragte Richter.
Deacon schüttelte den Kopf, während er wie ge-bannt Richters Gesicht musterte. »Nein«, erwiderte er.
»Sie finden alles im Aktenkoffer, dazu Angaben zu Ihren Kontaktpersonen und Anweisungen für den Fall, dass Sie sich absetzen müssen. Ihr Wagen steht hinten auf dem Parkplatz. Ein Granada Scorpio, der Ersatz für den, den Sie das letzte Mal hatten. Ein guter Bekannter lässt Ihnen ausrichten, dass Sie ihn diesmal heil zurückbringen sollen.«
477
Er reichte Richter ein Schlüsseltäschchen mit einem Anhänger. »Hier sind die Schlüssel. Ihr Diplomatenpass, die Tickets für die Fähre und die Versicherungs-unterlagen einschließlich grüner Karte sind ebenfalls im Aktenkoffer. Dazu zwei Kreditkarten und genü-
gend Bargeld, damit Sie eine Weile über die Runden kommen. Ferner ein Einführungsschreiben – versiegelt, und das sollte es auch bleiben, bis Sie es vorlegen
– sowie eine Kopie, die nur für Sie bestimmt ist. Vernichten Sie sie, sobald Sie sie gelesen haben. Des Weiteren eine versiegelte Kopie der Einsatzakte, auf den neuesten Stand gebracht, dazu Siegel und Umschläge, damit Sie sie wieder versiegeln können, sobald Sie sie gelesen haben. Im Kofferraum liegt ein Koffer mit Kleidung, hoffentlich die richtige Größe.«
»Danke.«
»Was ist mit Ihrem Gesicht passiert?«, fragte Deacon.
»Ich wurde überfallen«, sagte Richter, worauf Clayton lachte. »Sonst noch was?«
»Nein«, sagte Deacon. »Das Ticket für die Rückfahrt mit der Fähre ist undatiert. Sie müssen also nur rechtzeitig dort sein, ansonsten können Sie an Bord gehen, wann Sie wollen. Die Unterkunft, die wir für Sie re-serviert haben, dürfte Ihnen gefallen. Offenbar hat die Buchhaltung doch einen gewissen Sinn für Humor.«
Er blickte sich um, als wollte er so schnell wie möglich weg.
»Sonst noch was?«
»Nein, das ist alles. Eine angenehme Reise.«
478
»Nur noch eins«, sagte Richter. »Ich bin mit dem Motorrad hergekommen. Kann einer von euch damit nach Hammersmith zurückfahren?«
»Ich habe einen Führerschein«, sagte Clayton. »Wo steht es?«
»In der hintersten Ecke vom Parkplatz«, antwortete Richter. Er gab Clayton die Schlüssel und musterte dessen Anzug. »Der Helm ist unter dem Sitz eingeschlossen, und in der Satteltasche steckt ein wasserdichter Overall. Es ist eine alte Maschine, aber ich hänge daran. Sehen Sie zu, dass Sie sie nicht zuschan-den fahren.«
»In Ordnung.«
Sie standen auf, schüttelten einander die Hand, wie es unter Geschäftsleuten üblich ist, und brachen auf.
Der Aktenkoffer, den Deacon mitgebracht hatte, stand unter dem Tisch. Es war ein eleganter Attachékoffer samt Kette und Handschelle. Richter fragte sich, ob er ihn behalten durfte, wenn er den Auftrag hinter sich hatte.
Jelenia Góra, Polen
Obwohl der Konvoi in aller Frühe losfuhr, geriet er hinter Wroclaw in einen Stau. Kurz vor Jelenia Góra, wo sich die Fernverkehrsstraßen aus Wroclaw, Prag, Görlitz und Boleslawiec kreuzen, sahen sie auch, warum. Zwei Lastwagen waren frontal zusammengesto-
ßen, und die Rettungsdienste waren nach wie vor 479
damit beschäftigt, einen der Fahrer aus dem Führerhaus zu schneiden. Der andere Laster war zwar an den Straßenrand geschleppt worden, aber trotzdem war die Kreuzung teilweise blockiert, und die Polizei lotste den Verkehr auf einer Spur an der Unfallstelle vorbei.
Modin überlegte kurz, ob sie Tschechien links liegen lassen, über Görlitz fahren und dort nach Deutschland einreisen sollten – so wie Bykow gestern Abend vorgeschlagen hatte –, doch er verwarf den Gedanken erneut. In Anbetracht der Fracht, die sie be-förderten, war die vorgesehene Strecke nach wie vor am sichersten. Deshalb warteten sie, bis sie an der Kreuzung durchgewunken wurden.
Dover
Richter blickte sich auf dem Parkplatz um und entdeckte in der hinteren Ecke einen dunkelgrauen Scorpio. Er überprüfte die Zulassungsnummer, schloss ihn auf und stieg ein. Dann öffnete er den Aktenkoffer und untersuchte den Inhalt. Die Tickets für die Fähre waren auf den Namen Beatty ausgestellt, und Simpson war so aufmerksam gewesen und hatte einen Diplomatenpass unter dem
Weitere Kostenlose Bücher