Operation Overkill
Regiment 22
vor und Trooper Smith als Trooper Smith. Dann kamen sie zur Sache.
Lacomte fasste kurz zusammen, was sich über Nacht getan hatte. Monsieur Giraud und der Minister hatten ihn demnach am späten Abend zu sich zitiert und sich nach dem neuesten Stand der Dinge erkundigt. Außerdem würde er unmittelbar vor der Mittagspause mit Giraud sprechen. Der französische Prä-
sident war mittlerweile informiert worden und hatte sich mit dem amerikanischen Präsidenten und dem britischen Premierminister beraten. »Der Minister hat ausdrücklich bekräftigt, was Monsieur Giraud gesagt hat, Mr. Beatty«, erklärte Lacomte. »Er möchte, dass unsere französischen Einsatzkräfte so wenig wie möglich in diese Sache verwickelt werden.«
Richter nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie Erulin hochfuhr. »Colonel, bei allem Respekt«, begann der GIGN-Offizier. »Diese Operation erfordert von unserer Seite aus erheblichen Aufwand. Wir sperren etwa vier, fünf Stunden lang eine belebte Autobahn auf einer Länge von über vierzig Kilometern in beiden Fahrtrichtungen. Wir setzen zwei Sattelschlepper und zahlreiche Rettungsfahrzeuge ein, von den Gendarmen und anderen Helfern gar nicht zu sprechen, die vor Ort sein müssen, damit die Sache glaubwürdig wirkt. Meiner Ansicht nach wäre es unsinnig, so zu tun, als ob es sich um ein offiziell nicht genehmigtes britisches Unternehmen handelt. Die Männer der GIGN sind durchaus in der Lage, diese Angelegenheit 582
zu erledigen.« Er bedachte Dekker und Smith mit einer abfälligen Handbewegung.
Lacomte betrachtete ihn einen Moment lang ruhig.
»Ich glaube, Sie könnten Recht haben, Lieutenant«, sagte er. »Ich schlage vor, Sie rufen sofort den Minister und Monsieur Giraud an und teilen ihnen mit, dass sie sich irren.« Erulin starrte ihn einen Moment lang an, dann senkte er den Blick. »Nein?«, hakte Lacomte nach. »Gut, dann machen wir es so, wie sie es wünschen.«
Erulin verfiel in mürrisches Schweigen. Richter fragte sich, inwieweit sich seine Haltung auf die Zusammenarbeit mit der GIGN auswirken würde, auf die sie angewiesen waren, und er wusste, dass Dekker die gleichen Gedanken durch den Kopf gingen.
»Da die Frage der Mannschaftsstärke aufgeworfen wurde«, fuhr Lacomte fort, »sollten wir uns bei dieser Gelegenheit damit befassen, welche Kräfte uns zur Verfügung stehen.« Er wandte sich an Dekker. »Meines Wissens haben Sie drei Mann dabei?«
»Ja, Sir«, erwiderte Dekker. »Die übliche Vier-Mann-Patrouille.«
Lacomte nickte. »Lieutenant Erulin ist Kommandeur einer Einsatzgruppe der GIGN. Mehr französische Beteiligung wünscht Monsieur Giraud nicht. Falls jemand von Ihnen mit der Organisation der GIGN nicht vertraut sein sollte« – womit er offenbar jeden im Raum meinte, der nicht französischer Staatsbürger war –,
»das sind zwei Eingreiftrupps zu je fünf Mann plus einem Hund samt Führer. Ich glaube, den Hund werden 583
wir heute nicht brauchen, da wir sicherlich auch ohne dessen Hilfe einen Lastwagen auf einer leeren Autobahn aufspüren können.« Dekker bedachte ihn mit einem höflichen Lächeln. »Damit hätten wir also insgesamt vierzehn Mann, dazu Captain Colin, Lieutenant Erulin und natürlich Mr. Beatty und meine Wenigkeit.
Ich nehme an«, sagte er und wandte sich an Richter,
»dass Sie, Mr. Herron und Mr. Westwood am eigentlichen Zugriff nicht teilzunehmen gedenken.«
»Bestimmt nicht«, sagte Richter und warf Colin Dekker einen kurzen Blick zu. »Wenn man einen Hund hat, muss man nicht selber bellen.«
»Ich halte mich raus«, sagte Westwood. »Mein Boss möchte, dass ich die Sache verfolge und ihm Bericht erstatte. Aber er hat nichts davon gesagt, dass ich mich ins Schussfeld begeben muss.«
»Na schön«, fuhr Lacomte fort. »Über die Einsatz-taktik möchte ich derzeit noch nicht sprechen, da wir ohne genaue Kenntnisse über Stärke und Aufstellung der Gegenseite lediglich Mutmaßungen anstellen können. Aber wir sollten uns mit der Strecke und der voraussichtlichen Durchschnittsgeschwindigkeit des Konvois befassen.« Er blickte auf seine Karte. »Von Straßburg nach Metz sind es etwa hundertfünfzig Kilometer, von Metz bis Reims um die zweihundert und von Reims nach Laon rund fünfzig. Wenn wir die zehn Kilometer vom Autobahnkreuz Laon bis zum Einsatzort hinzuzählen, kommen wir insgesamt auf etwas über vierhundert Kilometer.« Er blickte in die Runde. »Wie schnell kann ein Lastwagen fahren?«
584
»In den meisten Fällen viel
Weitere Kostenlose Bücher