Operation Overkill
nicht wissen, Sir«, erwiderte Hicks.
Der Präsident blickte auf und schüttelte den Kopf.
»Nein«, sagte er. »Vermutlich nicht. Fahren Sie fort.«
»Unsere Quelle in Moskau – RAVEN – hatte völlig Recht. Es war und ist ein geheimer Angriff auf uns im Gange. Das Problem dabei ist nur, dass wir so gut wie nichts dagegen tun können. Die Russen haben in etlichen Großstädten der Vereinigten Staaten Kernwaffen versteckt, die sie über einen Fernmeldesatelliten zünden wollen.«
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»Was haben die getan?«, schrie der Präsident. Hicks antwortete nicht. »Herr im Himmel.« Der Präsident sprang auf und ging zum Fenster, stemmte die Hände in die Hüften und starrte mit blicklosen Augen auf den Rasen hinaus. Er drehte sich um, kehrte zum Schreibtisch zurück und drückte auf eine Taste der Gegensprechanlage. »Holen Sie schleunigst diesen Mistkerl von Karasin her«, befahl er. Eine quäkende Stimme ertönte aus der Anlage. »Ja, ich meine den verfluchten Botschafter. Er soll sofort herkommen.«
Das letzte Wort schrie er fast und hämmerte wütend auf die Taste. Mit geballten Fäusten trat er wieder ans Fenster, kehrte dann an seinen Schreibtisch zurück und setzte sich. Seine Wut verflog allmählich, und er war wieder ganz der ruhige, abwägende Mann, wie ihn Hicks bislang kennen gelernt hatte. »In welchen Städten?« fragte er.
»Das ist das Problem«, sagte Hicks. »Wir wissen nicht, in welchen Städten, und selbst wenn, würde uns das bei der Suche nach den Bomben nicht weiterhelfen. Selbst mit Notstromaggregat sind sie nicht größer als ein Kleinwagen. Sie könnten so gut wie überall versteckt sein. Jede x-beliebige Kiste in irgendeinem Lagerhaus könnte eine Waffe enthalten.«
»Wie haben sie sie hierher gebracht?«, fragte der Präsident.
»Teils durch Schmuggel, teils unter Missbrauch des Diplomatengepäcks, soweit die Briten wissen.«
Der Präsident nickte, ohne Hicks’ Antwort wirklich 579
wahrzunehmen. »Also«, murmelte er. »Was können wir tun?« Er hob leicht die Stimme. »Und was wollen die von uns?«
Hicks zuckte die Achseln. »Genau das ist der sprin-gende Punkt, Mr. President. Die Russen wollen, dass wir gar nichts tun.«
Der grauhaarige Mann blickte jäh auf. »Die haben sich doch nicht umsonst die Mühe gemacht, die Bomben ins Land zu schmuggeln und einen Fernmeldesatelliten in die Umlaufbahn zu bringen«, sagte er. »Dahinter muss doch eine bestimmte Absicht stecken.«
Hicks nickte. »Oh, diese Absicht ist durchaus vorhanden, Mr. President. Aber die Russen wollen wirklich, dass wir nichts tun. Sie wollen, dass wir uns zu-rückhalten und zusehen, wenn sie in Westeuropa einmarschieren.«
Marne-la-Vallée
Punkt sieben klopfte Colin Dekker an Richters Tür, kam herein und setzte sich. Sie nahmen ein einfaches Frühstück zu sich, lediglich Toast und Marmelade, und spülten es mit englischem Tee hinunter – Dekker hatte die Beutel mitgebracht.
»Eine Frage«, sagte Dekker, als sie aufstanden und sich zum Aufbruch bereitmachten. »Dürfen wir vor dem Einsatz Handfeuerwaffen tragen?«
»Vermutlich nicht«, antwortete Richter. »Aber ich trage den Smith, und in Anbetracht der Lage schlage 580
ich vor, dass ihr alle eure persönlichen Waffen bei euch haben solltet.«
»Das genügt«, erwiderte Dekker und ging hinaus, um seinen Männern Bescheid zu sagen. Zwei von ihnen sollten hier bleiben, um »auf den Laden aufzu-passen«. Als er mit Trooper Smith im Schlepptau zu-rückkehrte, stiegen die drei Männer in den Granada und fuhren auf der gleichen Strecke wie Richter tags zuvor nach Disneyland, parkten dort den Wagen und nahmen den RER nach Paris.
Französisches Innenministerium,
Rue de Saussaies, Paris
Um zehn vor neun waren sie vor der britischen Botschaft. Tony Herron und John Westwood tauchten fünf Minuten später auf, worauf sie zu Fuß zum Innenministerium gingen, wo sie pünktlich eintrafen.
Lacomte saß bereits im Konferenzraum und studierte die Karten. Bei ihm war ein großer, gut gebauter Mann mit Bürstenschnitt, den Lacomte als Lieutenant Erulin von der GIGN vorstellte. Dekker und Trooper Smith musterten ihn interessiert. »Glücklicherweise«, sagte Lacomte, »spricht Lieutenant Erulin Englisch, sodass es keine Verständigungsschwierigkeiten geben sollte.«
Der Tonfall, mit dem er es sagte, ließ Richter stutzig werden. Er fragte sich, mit welchen anderen Schwierigkeiten Lacomte rechnete. Richter stellte Dekker als 581
Captain Colin vom Special Air Service
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