Operation Overkill
in welcher Reihenfolge er sie kappen musste. Dann holte er tief Luft. »Auf geht’s«, sagte er.
Rasdolnoje, Krim
Truschenko lief mit raschen Schritten ins Wohnzimmer, wo noch die letzten Aschereste im Kamin verglühten. Er schaltete das Licht ein, setzte sich an den Tisch und klappte seinen Laptop auf. Er schloss das Telefonkabel am eingebauten Modem an und verband es mit seinem Handy, dann stellte er den Computer an und wartete, bis das Startmenü geladen war.
Anton Kirow
Richters Hände waren schweißnass. Er wischte sie an einer Serviette ab und griff wieder zur Drahtzange.
»Könnten Sie mir noch mal vorlesen, in welcher Reihenfolge ich die Drähte durchtrennen muss?«, fragte er. »Und das Blatt so halten, dass ich mitlesen kann?«
»In Ordnung«, sagte Ross. »Erstens – gelb mit einem grünen Streifen.« Der Draht ließ sich mühelos durchtrennen. »Zweitens – einfarbig blau.« Der letzte Draht war rot, und als Richter ihn gekappt hatte, seufzte Ross erleichtert auf. »Gott sei Dank«, sagte er.
»Jetzt nichts wie raus.«
»Tut mir Leid«, sagte Richter. »Damit ist die Waffe 730
noch nicht entschärft. Ich habe lediglich dafür gesorgt, dass ich nicht in Stücke gerissen werde, wenn ich mich daran zu schaffen mache.«
»Was?«
»Das war erst der Sprengsatz, mit dem die Waffe gesichert ist«, erklärte Richter, während er die Flügel-schrauben löste. Er hob die Aluminiumplatte hoch, legte sie beiseite und hoffte, dass niemand darauf trat.
Ross und die beiden SAS-Männer blickten in die Kiste.
»Das hier«, sagte Richter und deutete auf den Zylinder, »ist die Bombe.«
Rasdolnoje, Krim
»Das wär’s«, murmelte Dimitri Truschenko, während er den Bildschirm betrachtete. Über sein Handy hatte er sich mit dem Laptop in einen fast zweieinhalbtausend Kilometer entfernten Großrechner eingeloggt.
Seine persönliche Kennung und das Passwort waren angenommen worden, sodass er jetzt nur noch die Waffe wählen und die Zündschaltung auslösen musste.
Anton Kirow
Richter verfolgte die am Zünder angebrachten Drähte, knipste vorsichtig alle Halterungen ab, mit denen sie befestigt waren, und achtete darauf, dass er die Dräh-731
te selbst nicht beschädigte. Sobald die Drähte gelöst waren, konnte er den Zünder aus der Kiste heben und am Boden abstellen. Vorausgesetzt, er bekam ihn überhaupt heraus. Er nahm das Schraubenzieher-Set zur Hand, baute Ratsche und Verlängerungsstück zusammen und montierte den Inbus-Schlüssel, dann setzte er ihn am Kopf der ersten von sechs Schrauben an, mit denen der Zünder befestigt war. Er hielt die Ratsche mit einer Hand fest und zog mit der anderen daran.
»Halt!«, rief Ross. »Sie drehen in der falschen Richtung.«
Richter hielt inne und warf ihm einen Blick zu. »Das sind Linksgewinde.«
»Oh. Entschuldigung.«
Dewar hatte nicht übertrieben, was den Kraftauf-wand anging, der nötig war, um die Schrauben zu lö-
sen. Richter spürte, wie sich seine Brust vor lauter An-strengung verkrampfte. Er hielt inne. »Hier«, sagte er zu einem der SAS-Männer. »Sie sehen aus, als ob Sie stärker wären als ich. Übernehmen Sie das.«
»Ich?«
»Keine Sorge. Ich sage Ihnen genau, was Sie machen müssen.«
Der Trooper nahm die Ratsche, zog einmal kurz daran, und die erste Schraube bewegte sich.
»Gut«, sagte Richter. »Alles Weitere übernehme ich.
Sie lösen jetzt die Schraube schräg gegenüber.«
Scheinbar mühelos lockerte der kräftige, breitschultri-ge Trooper die ersten vier Schrauben, worauf Richter 732
sie herausdrehte. »Jetzt«, sagte er, »kommt der kitzlige Teil.«
»Ja?«
»Der Zünder wird jetzt nur noch von zwei Schrauben gehalten. Die müssen wir ebenfalls entfernen, den Zünder aber dabei festhalten. Wenn er verrutscht, könnte die Waffe hochgehen.«
»Alles klar.«
Der Trooper setzte den Inbus-Schlüssel an der fünften Schraube an. Richter legte beide Hände um den Zünder und nickte. Der SAS-Mann ruckelte kurz, und die Schraube gab nach. »Noch nicht abschrauben«, sagte Richter. »Lösen Sie erst die letzte.«
Der Trooper wiederholte das Ganze, drehte dann die Schrauben jeweils um ein paar Millimeter heraus, bis sie nur mehr einen Fingerbreit im Gewinde saßen.
»Gut«, sagte Richter und fasste den Zünder fester.
»Schrauben Sie beide heraus.« Der SAS-Mann beugte sich vornüber und entfernte die letzten Schrauben.
Rasdolnoje, Krim
Truschenko saß mit angespannter Miene vor dem Computer, als er die Waffe markierte,
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