Operation Overkill
dann ein Klicken, als der Hörer aufgelegt wurde.
Truschenko wusste, dass es sich bei dem Anrufer nur um Gennadi gehandelt haben konnte. Demnach war sein Geliebter vom SWR festgenommen worden.
Das wiederum hieß, dass das SWR seine Fernsprech-verbindung entdeckt hatte und Operation Podstawa aufgeflogen war.
Er saß ein paar Minuten da, während ihm Tränen in die Augen stiegen, als er an seinen geliebten, zärtlichen Gennadi dachte. Dann traf er eine Entscheidung.
Seit fünfundzwanzig Jahren war Gennadi Arkenko sein Lebensgefährte – so lange hielt manch eine Ehe nicht –, und irgendjemand musste für das Leid büßen, das man ihm angetan hatte. Er würde ihn nicht im Stich lassen.
Truschenko ging zum Tisch, setzte sich hin und schaltete seinen Computer ein. Er schloss das Telefonkabel an, lud das Kommunikationsprogramm, drück-te die Selbstwähltaste und wurde über Modem und Handy mit dem Großrechner verbunden.
26
Donnerstag
Hammersmith, London
Baker gab einen Befehl ein, mit dem er die Steuerung des Computers in Moskau übernahm, und wies ihn an, die erste Nummer zu wählen. Der Bildschirm wurde dunkel, dann tauchte in der oberen linken Ecke die kurze Mitteilung »Wählprogramm« auf, gefolgt von der Nummer. Kurz darauf hörte Richter ein leises Zirpen, als sich die beiden Computer miteinander in Verbindung setzten, dann erschien ein Computer-symbol und darunter eine Mitteilung in kyrillischer Schrift:
WILLKOMMEN IN DER MAILBOX VON
SYKTYWKAR
Tippen Sie ‹?› für Hilfe. Geben Sie Benutzernamen und Passwort ‹GUEST› ein, wenn Sie uns zum ersten Mal besuchen.
Darunter tauchten »Benutzernamen eingeben« und ein blinkender Cursor auf. »Ich nehme an, das ist nicht der richtige«, sagte Richter, während er für Baker den russischen Text übersetzte.
»Nein«, erwiderte Baker. »Das ist eindeutig nicht 767
der richtige. Das ist nur eine Mailbox – eine Art elektronische Anschlagtafel –, die vermutlich von ein paar Computer-Narren in Syktywkar eingerichtet wurde.«
Er warf einen Blick auf die Liste. »Ich glaube, die nächste Nummer können wir überspringen, weil es sich dabei so gut wie sicher um einen weiteren Anschluss der Mailbox handelt. Probieren wir’s mit der dritten.«
Der fünfte Computer reagierte ganz anders als die vorherigen. Als er angewählt wurde, tauchte kein Willkommensgruß auf, keine einzige Textzeile. In der linken oberen Ecke des Bildschirms blinkte lediglich ein kleiner Cursor. Baker warf Richter einen kurzen Blick zu. »Das ist er vermutlich«, sagte er.
Walnusszimmer, Kreml, Krasnaja Ploschtschad
Der junge SWR-Offizier klopfte höflich an, ehe er die Tür öffnete. Er musterte kurz die Männer, die am Tisch saßen, ging dann zu Juri Baratow, salutierte und reichte ihm ein Blatt Papier. Der Leiter des SWR überflog den Text. »Truschenko ist auf der Krim«, sagte er dann, an die übrigen Männer am Tisch gewandt. »Wir haben festgestellt, aus welchem Ortsbereich er anruft, und die Anweisung erteilt, seine Telefonkarte unbrauchbar zu machen. Konstantin Abramow hat der dortigen Einheit befohlen, ihn festzunehmen.«
768
Hammersmith, London
»Jetzt bin ich auf Ihre Hilfe angewiesen«, sagte Baker.
»Ich kann kein Russisch, aber das brauchen wir, um reinzukommen. Mal sehen, ob ein Hilfsprogramm vorhanden ist.« Er drückte die Taste mit dem Frage-zeichen und danach »Eingabe«. Eine Textzeile in kyrillischer Schrift blinkte auf. »Was heißt das?«, fragte er.
»Da steht ›Falscher Benutzer- oder Dateinamen‹«, antwortete Richter.
»Typisch«, sagte Baker und drückte die F1-Taste.
»Normalerweise ruft man damit das Hilfsprogramm ab«, erklärte er. Wieder tauchte dieselbe Meldung auf.
»Sieht so aus, als ob kein Hilfsprogramm vorhanden ist, weil man nicht will, dass sich Unbefugte Zugang zu dem System verschaffen. Vermutlich wartet er darauf, dass sofort Benutzername und Passwort eingegeben werden.«
»Versuchen Sie es mit ›Podstawa‹ «,schlug Richter vor. Auch das nützte nichts, aber unmittelbar darauf wurde der Bildschirm schwarz und eine kurze Mitteilung auf Englisch tauchte auf: »Connection terminated by gateway: reverse trace detected«.
Baker blickte nachdenklich auf den Bildschirm.
»Das ist eindeutig das richtige Gerät«, sagte er. »Sobald der falsche Benutzername eingegeben wurde, hat der Computer ein Überwachungsprogramm gestartet, um festzustellen, woher der Anruf kommt.«
»Könnte das problematisch werden?«, fragte
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