Operation Overkill
führte ihn Baker kurz herum. »Ist Ihnen an der Tür etwas aufgefallen, als Sie hereingekommen sind?«, fragte er.
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»Eigentlich nicht«, erwiderte Richter.
»Sie ist mit Kupfer verkleidet«, sagte Baker. »Au-
ßerdem sind an der Seite, an der sich die Angeln befinden, Bänder angebracht, die für einen möglichst guten Kontakt sorgen. Der ganze Raum – Wände, Boden und Decke – ist ebenfalls mit Kupfer verkleidet.
Im Grunde genommen sind Sie also in einem Fara-dayschen Käfig.«
»Ich lese die Klassiker«, sagte Richter. »Was genau ist ein Faradayscher Käfig?«
Baker warf ihm einen leicht verzweifelt wirkenden Blick zu. »Einfach ausgedrückt –«
»Das ist immer am besten«, murmelte Richter.
»Einfach ausgedrückt, handelt es sich um einen elektronischen Schirm. Er verhindert, dass man außerhalb des Gebäudes – genau genommen außerhalb dieser Abteilung – die Emanation der Computer erfassen kann.
Wir werden dieses Jahr noch das ganze Gebäude damit verkleiden, und danach wie jedes Büro mit einem eigenen Terminal ausgestattet.« Er hielt inne. »Haben Sie schon mal vom TEMPEST gehört?«
»Nein«, erwiderte Richter.
»Okay, das ist ein Programm, das in den achtziger Jahren im Auftrag des Pentagon für elektronische Ge-räte entwickelt wurde, die von Regierungs- und Si-cherheitsbehörden benutzt werden. Damit kann man Sachen wie Funkfrequenzabschirmung, Power-Filter und dergleichen mehr genau bestimmen. Inzwischen wurde es von den meisten Ländern der westlichen Welt übernommen, und es wird auch hier eingesetzt.«
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Sie gingen durch eine Doppeltür, die in einen gro-
ßen Raum führte. Richter fiel zuerst die Geräuschku-lisse auf – ein leises, aber unverkennbares Summen und Rattern. Dann breitete Baker die Arme aus. »Das hier«, sagte er, »ist mein Baby.«
Richter betrachtete das Gerät. Hohe, dunkelblaue Schränke rote Blinklichter. Es war riesig. So etwas hatte er noch nie gesehen. »Was ist das?«, fragte er.
Baker versuchte Clint Eastwood nachzuahmen, was ihm eher schlecht als recht gelang. »Das ist der stärkste Supercomputer der Welt«, sagte er. »Ein Cray-2.«
»Okay«, sagte Richter. »Ich bin beeindruckt. Was ist ein Cray-2?«
Baker, der allmählich einsah, dass Richter völlig ahnungslos war, schüttelte betrübt den Kopf. »In den fünfziger Jahren«, sagte er, »entwarf ein amerikanischer Computerexperte namens Seymour Cray den ersten Supercomputer der Welt den er ›Cray-1‹ nannte. Im Jahr 1976 verkaufte er das erste Gerät an ein Unternehmen in Chippewa Falls, Minnesota. Der Cray-1 nahm nur rund zwanzig Quadratmeter Bo-denfläche in Anspruch, wog aber über fünf Tonnen und enthielt zweihunderttausend integrierte Schaltkreise, nahezu dreieinhalbtausend Platinen und hundert Kilometer Kabel und Drähte. Er war mehr als hundert Mal so schnell als die schnellsten IBM-Rechner und hatte eine Prozessorleistung von zwei-hundertfünfzig MIPS.«
»Moment«, sagte Richter. »Ich komme nicht mehr mit. Was ist ein MIP?«
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»Die Einzahl gibt es nicht. Es ist ein Akronym, die Abkürzung für ›Million Instructions Per Second‹ beziehungsweise ›Millionen Befehle pro Sekunde‹, Das heißt, um es mal etwas verständlicher auszudrücken, dass der Cray-1 pro Sekunde etwa dreihundertzwan-zig Millionen Wörter verarbeiten konnte – das ist der Inhalt von rund zweieinhalbtausend durchschnittlich dicken Romanen. Und das«, fügte er hinzu, »war im Jahr 1976.«
»Ich bin beeindruckt«, sagte Richter, und diesmal war er es tatsächlich.
»Das sollten Sie auch sein. Aber dieses Gerät hier stellt bereits die nächste Generation dar. Der Cray-2
hat eine Leistungsfähigkeit von dreitausend MIPS –
damit ist er zwölf Mal schneller als der Cray-1. Man muss die Genehmigung der Regierung – der amerikanischen Regierung – einholen, wenn man einen bestellen will, und er kostet ein Vermögen. Aber er ist das Beste vom Besten, und manche Sachen kann man nur damit erledigen.«
»Was machen Sie damit?«
Baker warf ihm einen leicht verschmitzten Blick zu.
»Nähere Einzelheiten darf ich Ihnen nicht nennen«, erwiderte er. »Aber wir verarbeiten gewissermaßen in Verbindung mit dem GCHQ und dem SIS Daten.«
»Okay«, sagte Richter. Er hatte das Gefühl, dass sie etwas weit vom eigentlichen Thema abgekommen waren. »Was ist mit dem Computer in Krutaja?«
»Ach ja«, sagte Baker. »Kommen Sie mit.« Er führte ihn durch den großen Raum hindurch und in ein
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