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Operation Overkill

Operation Overkill

Titel: Operation Overkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Commander James Barrington
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diesen Filmen nach Anhaltspunkten gesucht. Wir haben uns den Hügel auf den Filmen des KH-12 angesehen und das Loch, das auf den Aufnahmen des Blackbird an seiner Stelle zu erkennen ist. Ich glaube, der Hügel ist gar nicht das Entscheidende. Ausschlaggebend ist vielmehr, wie die Russen ihn zerstört haben – das ist die zweite Komponente, und genau das wollte mir mein Informant erklären.«
    Simpson dachte einen Moment lang darüber nach.
    »Was haben Sie jetzt vor?«, fragte er.
    »Nachforschungen anstellen. Wenn so viel Erde bewegt wird, muss das Erschütterungen ausgelöst haben. Und zuallererst werde ich die seismografischen Aufzeichnungen überprüfen. Danach muss ich über die Sache nachdenken.«
    Simpson nickte. »Denken Sie nicht zu lange nach.
    Ich habe ein ungutes Gefühl, und meiner Meinung nach wird es höchste Zeit, dass wir etwas unternehmen.«
    Anton Kirow
    Die Anton Kirow hatte viel Zeit gutgemacht. Am frü-
    hen Nachmittag hatte das Schiff den Bosporus hinter 318

    sich gelassen, und um 15 Uhr Ortszeit fuhr es durch das Marmara-Meer, einen kleinen Meeresarm zwischen Istanbul und den Dardanellen. Kapitän Bondarew saß gerade bei einem späten Mittagessen in seiner Kabine, als Saworin kurz anklopfte und eintrat. »Waleri«, sagte er, »der Plan wurde leicht abgeändert.«
    »Ja?« Bondarew legte seine Gabel hin und blickte auf.
    Oberst Saworin lächelte. »Nichts Weltbewegendes.
    Wir haben den Befehl bekommen, Athen nicht anzu-laufen. Moskau möchte, dass wir so schnell wie möglich durch die Ägäis und das östliche Mittelmeer fahren. Der erste Hafen, den wir anlaufen, wird vermutlich Tunis sein.«
    Bondarew schniefte. »Haben unsere Herren und Meister auch gesagt, warum?«
    »Nein, aber ich nehme an, dass wir früher als geplant in Gibraltar sein sollen.«
    Wieder schniefte Bondarew. Er mochte Athen nicht, aber er ärgerte sich immer mehr, dass er, der Kapitän des Schiffes, keine Entscheidungen treffen durfte. »Na schön«, sagte er. »Ich werde die entsprechenden Meldungen absetzen.«
    Le Moulin au Pouchon, St. Médard, bei Manciet,
    Midi-Pyrénées, Frankreich
    Das war ungewöhnlich. Hassan Abbas hatte an diesem Nachmittag drei E-Mails mit verschlüsselten Meldungen erhalten. Alle drei von einem deutschen 319

    Absender, aber geschickt hatte sie Dimitri Truschenko aus seinem geräumigen Büro im Moskauer Ministerium. Als Minister hatte Truschenko ein Anrecht auf das einzige, nicht überwachte Telefon, von dem aus man Auslandsgespräche führen konnte. Alle anderen Amtsanschlüsse liefen über eine oder mehrere Tele-fonzentralen, die, davon war Truschenko überzeugt, sowohl vom SWR als auch vom GRU – und vielleicht sogar von CIA und SIS – angezapft waren.
    Der sichere Anschluss wurde täglich auf Wanzen überprüft, und er war davon überzeugt, dass er nicht abgehört wurde. Zu Beginn seiner Amtszeit hatte Truschenko einen vertrauenswürdigen Kollegen angerufen, und mit dessen Einverständnis und – zu ihrer beider Sicherheit – im Beisein von Zeugen hatten die beiden Männer ein vorher schriftlich ausgearbeitetes Gespräch geführt, dessen Inhalt so eindeutig verräterisch war, dass jeder Dienst, der das Telefon abhörte, augenblicklich aktiv geworden wäre. Nichts war passiert. Niemand hatte zu früher Morgenstunde seine Tür eingetreten oder ihn aus dem Ministerium abgeführt und in eine Zelle in der Lubjanka geworfen.
    Seither hatte er diese Probe aufs Exempel mehrmals im Jahr wiederholt, ohne dass sich etwas getan hatte.
    Der Anschluss war dazu gedacht, dass die Minister offen mit ihren Kollegen sprechen konnten, ohne be-fürchten zu müssen, dass jemand mithörte und sie anschließend zwang, sich mitgeschnittene Aufnahmen von Gesprächen anzuhören, die sie niemals hätten führen dürfen. Truschenko benutzte den Anschluss nur 320

    selten für Anrufe, zum Teil deshalb, weil er sich nur zu bewusst war, dass er aufgrund des Unternehmens, an dem er beteiligt war, äußerste Vorsicht walten lassen musste, hauptsächlich aber, weil er ein Einzelgänger war und keine Lust auf Gespräche mit Kollegen hatte.
    Allerdings schloss er praktisch tagtäglich seinen Laptop an die Telefonbuchse neben seinem Schreibtisch an, weil er damit E-Mails schicken, empfangen und sich dabei so sicher fühlen konnte, wie es in Moskau nur möglich war. Und da Operation Podstawa jetzt in die letzte Phase eintrat, war eine enge Zusammenarbeit mit den »Kameltreibern«, wie Truschenko die Araber ab-fällig

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