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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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hängen, als würde urplötzlich ein tonnenschweres Gewicht auf ihnen lasten. »Sein Tod verfolgt mich. Er war erst sechzehn Jahre alt. Fast noch ein Kind, und ich habe ihn geliebt wie einen Bruder.«
    »Was haben sie mit deinen Kameraden gemacht?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe es mit meinem Unteroffizier bis Moskau geschafft, und dort trennten wir uns. Anschließend schlug ich mich bis Sankt Petersburg durch. Ich wollte unbedingt Nina und meinen Sohn sehen. Aber Jakow, Stanislaws Bruder, jagte mich für ein Verbrechen, das ich nicht begangen habe. Ich konnte nicht bleiben, sonst hätte ich das Leben meiner Familie gefährdet.«
    »Wie war das Wiedersehen mit deiner Frau?«
    »Sie hatte sich verändert. Wir waren so lange voneinander getrennt. Sie war nicht mehr die Frau, die ich kannte, und ich war nicht mehr der Mann, den sie geheiratet hat. Durch die Strapazen des Krieges und die lange Trennung standen wir uns wie Fremde gegenüber.«
    »Das muss schwierig gewesen sein, vor allem, weil auch ein Kind betroffen ist.«
    »Es zerriss mir das Herz. Ich weiß nicht, ob ich sie überreden kann, Russland zu verlassen. Ich muss es versuchen. Wenn ich Sergej verliere, weiß ich nicht, was ich tun soll.«
    Lydia sah Andrew an, dass ihn furchtbare Gewissensbisse quälten.
    »Ich hoffe für dich, dass sie dich begleiten, Juri. Ich hoffe es wirklich.«
    Sie strich ihm über die Hand. Ihre Blicke trafen sich. Lydias Herz pochte, und ihre Stimme bebte leicht. »Gute Nacht. Ich … ich hoffe, du kannst schlafen.«
    Andrew sah ihr noch immer in die Augen, und Lydia spürte, dass ihn noch mehr bewegte, viel mehr.
    »Gute Nacht.« Andrew warf ihr einen letzten Blick zu, ehe er hinausging und leise die Tür hinter sich schloss.
    Lydia lag mit klopfendem Herzen im Bett. Eine angenehme Wärme strömte durch ihren Körper, und die kam eindeutig nicht von dem Alkohol. Sie trank die Tasse aus und stellte sie neben sich auf den Boden.
    »Oh, du armer Dummkopf, Lydia Ryan! Lernst du denn nie dazu? Du legst es ja geradezu darauf an, dass dir wieder jemand das Herz bricht!«
    Mit diesem Gedanken knipste sie das kleine elektrische Nachtlicht aus, worauf die Kabine in Dunkelheit versank.

59. KAPITEL
    Über der Nordsee
    Andrew kehrte in das schwach beleuchtete Cockpit zurück, wo Posner an der Steuerung saß und kalten Tee aus einer großen Emailletasse trank. Der Kopilot lag unter einer rauen Wolldecke auf dem Kabinenboden und schlief trotz des dröhnenden Motorenlärms.
    Das trübe elektrische Licht reichte aus, um alles erkennen zu können, und es war angenehm warm. Am silbrig blauen Himmel kroch der Mond hinter den Wolken hervor. »Was ist los? Können Sie nicht schlafen?«, fragte Posner.
    »Leider nicht.« Andrew rieb sich die Augen.
    »Und Ihre Freundin? Schafft sie es, ein bisschen zu schlafen?«
    »Bisher hatte sie auch kein Glück.«
    »Die Anspannung?«
    »Ich nehme es an, aber man weiß nie.«
    Posner grinste. »So sind die Frauen. Eines der größten Rätsel des Lebens.« Er drehte sich wieder zu der Steuerung um, studierte die Karten und zeigte auf helle Punkte am Horizont. »Sehen Sie die Lichter in der Ferne? Das ist Norddeutschland. In zwei Stunden ungefähr versuchen wir zu landen, um aufzutanken.«
    »Versuchen? Das hört sich nicht gerade beruhigend an.«
    »Beim Fliegen gibt es keine Garantie, mein Freund. Eine Landung in der Dämmerung oder in der Dunkelheit ist immer eine heikle Sache.«
    Das Flugzeug schaukelte ein wenig hin und her, doch ansonsten verlief der Flug überraschend ruhig. »Und wo bleibt das schlechte Wetter, das Sie vorhergesagt haben?«, fragte Andrew.
    Posner trank einen Schluck Tee. »Eine Weile sind wir noch davor sicher. Aber die Wettervorhersage ist eine ebenso große Kunst wie eine Wissenschaft. Ich hoffe für Sie, dass ich mich geirrt habe. Darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen?«
    »Das hängt von der Frage ab.«
    »Mögen Sie die Frau?«
    Andrew runzelte die Stirn. »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Als Sie ihr vorhin im Hangar den Rücken zugekehrt haben, hat sie Sie angesehen wie einen Rettungsanker.«
    »Ist es eine Angewohnheit von Ihnen, die Menschen zu beobachten?«
    Posner lächelte. »Es ist ein interessanter Zeitvertreib. Sie mag übrigens aussehen wie jemand, der gut auf sich selbst aufpassen kann, doch das sind immer diejenigen mit den Herzen aus Glas. Das kann leicht brechen.«
    »Hört sich an, als wären Sie ein Experte auf diesem Gebiet, Kapitän.«
    »Sagen wir so,

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