Operation Romanow
Jekaterinburg verlassen«, fuhr Boyle fort. »Ich verspreche ihm, dass wir ihn und seine Tochter aus Russland herausbringen. Ich habe Leute in Moskau, die sich darum kümmern werden, sobald ich alles arrangiert habe. Sagen Sie ihm das.«
Andrew übersetzte.
Jakow stieß ungehalten ein paar russische Flüche aus.
»Was hat er gesagt?«, fragte Boyle.
»Dass Sie verrückt sind und es keine Hoffnung gibt.«
Boyle verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Dann packte er Jakow am Revers und starrte ihn an. »Sie könnten mit beidem recht haben. Trotzdem werden Sie genau das tun, was wir sagen, ob es Ihnen passt oder nicht!«
Andrew übersetzte wieder.
»Sagen Sie ihm, dass ich anderenfalls dafür sorge, dass er noch heute, bevor die Nacht zu Ende ist, dem Teufel Gesellschaft leisten wird!«
Jakow verzog keine Miene.
Boyle trat zurück.
»Was passiert jetzt?«, fragte Lydia.
»Sie, Markow und ich nehmen den Leichenwagen. Jakow fährt mit Juri im Lastwagen voraus, damit wir an allen Kontrollposten vorbeikommen.«
»Ich hoffe, Ihr Plan ist durchführbar, Boyle«, sagte Andrew.
Boyle stieß mit dem Finger auf das Pergament. »Er ist ganz einfach. An einem der hinteren Eingänge der Palisade rund um das Ipatjew-Haus ist laut Plan ein versteckter Tunneleingang. Wir schleppen die Leichen, das Petroleum und die Balsamierflüssigkeit durch das unterirdische System bis zum Keller des Hauses. Wenn wir den Tunnel später wieder verlassen, zünden wir die Flüssigkeiten an. In einem geschlossenen Raum müsste es eine starke Explosion geben.«
»Was ist mit den Wachen am Haupteingang?«, fragte Andrew.
»Dazu kommen wir später«, sagte Boyle. »Sie und Jakow müssen sich Zugang zum Haus verschaffen. Sie müssen den Kommandanten überzeugen, dass die Hinrichtungen wie geplant durchgeführt werden. Auf Befehl aus Moskau müssen Sie jedoch eine letzte Befragung der Familie durchführen.«
»Was für eine Befragung?«
»Am besten, Sie geben als Grund die vermissten Juwelen an. Erklären Sie Jurowski unmissverständlich, dass Lenin über den Verbleib sämtlicher Wertsachen der Romanows Rechenschaft verlangt. Sagen Sie dem Kommandanten, Sie verfügen über Informationen, dass Edelsteine zurückgehalten wurden und Sie vorhaben, sie zu finden. Sie müssen die Familie in den Keller bringen und dafür sorgen, dass die Wachen draußen bleiben. Nur so können wir versuchen, sie durch den Tunnel zu evakuieren.«
»Da verlangen Sie einiges, Boyle.«
Er lächelte und schlug Andrew auf die Schulter. »Natürlich, aber ich vertraue Ihnen und Ihren Fähigkeiten.«
»Und was machen wir?«, fragte Lydia.
»Wir bahnen uns durch den Tunnel einen Weg in den Raum im Keller und holen die Familie da heraus. Sobald alle in Sicherheit sind, sprenge ich den Tunnel in die Luft.« Boyle nahm den Vorschlaghammer und die Spitzhacke in die Hand. »Das Werkzeug brauche ich, falls wir noch mehr Steine aus der Mauer heraushauen oder die Kellertüren aufbrechen müssen.«
»Nach der Explosion wird es in dem Gebiet von Soldaten wimmeln. Was passiert, wenn sie die Leichen finden?«, fragte Lydia.
»Wenn die Explosion die gewünschte Wirkung hat, wird es nicht mehr viel zu identifizieren geben. Das müsste sie ablenken, während wir die Stadt verlassen.«
»Wie?«, fragte Sorg.
»Sie und Markow fahren zum Bahnhof. Sorgen Sie dafür, dass Jakows Zug angeheizt wird und jederzeit abfahrbereit ist.«
»Wie sollen wir das machen?«
»Sie haben einen schriftlichen Befehl von Jakow bei sich. Sobald wir können, stoßen wir zu Ihnen.«
Sorg schüttelte eigensinnig den Kopf. »Nein. Ich gehe mit Ihnen in den Tunnel.«
»Wir müssen alle unsere jeweiligen Aufgaben übernehmen, damit wir überhaupt eine Chance haben«, sagte Boyle verärgert. »Es ist von größter Bedeutung, dass der Zug abfahrbereit ist. Kann ich mich auf Sie verlassen oder nicht?«
»Ja«, murmelte Sorg mit unglücklicher Miene.
»Und wie geht es weiter, falls wir es wie durch ein Wunder alle schaffen, den Bahnhof zu erreichen?«, fragte Andrew.
»Wir fahren Richtung Süden, zu den Linien der Weißen. Und ich hoffe, wir haben anschließend freie Fahrt bis Bukarest.«
»Haben Sie die Maschinengewehrschützen auf dem Kirchturm vergessen? Und die am Haus?«
»Es ist dunkel, und wir werden uns außerhalb ihrer Schusslinie aufhalten. Daher dürften sie kein Problem für uns darstellen.«
Andrew dachte darüber nach. »Mir gefällt das trotzdem nicht. Es geht alles viel zu
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