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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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hallte das Getrappel von Pferdehufen durch die nächtliche Stille. Markow fuhr in dem Leichenwagen auf sie zu. Sorg saß neben ihm. Auf der Ladefläche der Droschke lagen die Leichname, die in weiße Tücher gehüllt waren. Als der Leichenbestatter die Zügel anzog, blieben die Pferde stehen.
    Boyle verschwendete keine Zeit, kramte den Plan hervor und ging auf die Suche nach dem versteckten Tunneleingang. Nach wenigen Minuten hatte er ihn, verborgen hinter einem riesigen Gebüsch, im Mauerwerk der Palisade, die rings um das Ipatjew-Haus errichtet war, gefunden und schloss das rostige Eisentor auf. Er gab Sorg ein Zeichen. »Holen Sie ein paar Lampen. Dann laden wir die Leichen ab.«
    Sorg kletterte vom Kutschbock, nahm zwei Lampen von der Ladefläche des Leichenwagens und zündete sie an. So schnell sie konnten, schleppten die Männer die Leichen in den Tunnel. Markow zog die weißen Tücher weg, worauf der Leichengestank noch stärker wurde.
    Als sie fertig waren, faltete Markow die Tücher zusammen und warf sie auf die Ladefläche der Droschke. Er reichte Boyle ein Blatt mit einer Skizze. »Ich habe Ihnen den Weg aufgezeichnet. Es ist ganz einfach. Sie können sich nicht verirren. Über dem Eisentor finden Sie unser Zeichen.«
    Boyle nahm das Blatt entgegen. »Wenn alles gut geht, treffen wir uns am Bahnhof. Es dürfte nicht länger als eine Stunde dauern.«
    Markow stieg auf den Wagen und nahm die Zügel in die Hand.
    »Was passiert eigentlich, wenn Sie in einer Stunde nicht da sind?«, fragte Sorg, der ebenfalls auf den Kutschbock stieg.
    Boyle gab einem der Pferde einen leichten Schlag auf die Flanke. »Dann muss sich jeder von uns alleine durchschlagen. Fahren Sie!«
    Als das Getrappel der Pferdehufe verklungen war, sah Boyle auf die Uhr. In diesem Augenblick hörten sie das Rumpeln eines Wagens, der über das Kopfsteinpflaster fuhr. »Pünktlich auf die Minute«, sagte er zu Andrew.
    Der motorisierte Krankenwagen tauchte mit ausgeschalteten Scheinwerfern aus der Dunkelheit auf. Schwester Agnes saß am Steuer. Sie hielt unter dem Torbogen an und ließ den Motor laufen.
    Boyle sprach kurz mit der Nonne. Als er zurückkehrte, raunte er Andrew zu: »Es geht los.«
    »Viel Glück, Juri«, sagte Lydia.
    »Sei vorsichtig«, murmelte er.
    Boyle trieb sie zur Eile an. Ihnen blieb kaum Zeit für eine Umarmung. Er reichte Lydia eine Laterne und schob sie durch die Eisentür. Anschließend nahm er sich ebenfalls eine Laterne und folgte Lydia mit dem Vorschlaghammer und der Spitzhacke in der Hand.
    Bevor Boyle in den Tunnel eindrang, wandte er sich mit einem bedrohlichen Seitenblick auf Jakow noch einmal Andrew zu. »Sorgen Sie dafür, dass Jakow begreift, in welcher Lage er ist«, sagte er. »Und wenn er auch nur die geringsten Schwierigkeiten macht, erschießen Sie ihn!«
    Anastasia hörte, dass irgendwo vor dem Haus ein Lastwagen gestartet wurde. Das Getriebe knirschte, als der Fahrer schaltete, worauf der Motorlärm lauter wurde. Durch die starke Vibration begann das schmutzige, vergitterte Fenster zu klappern.
    Sie stellte fest, dass sie sich in dem Raum aufhielten, in dem Kasans Verhör mit ihr stattgefunden hatte und in dem nur ein Tisch und zwei Stühle gestanden hatten. Der Tisch war verschwunden, doch die beiden Stühle hatten die Wachen zurückgebracht.
    Alle waren angespannt und warteten ungeduldig – sogar ihr Vater. Niemand sprach ein Wort, nur ihre Mutter und der kleine Alexej flüsterten ab und zu. Sie hörten alle deutlich die gedämpften Stimmen hinter der Doppeltür, die sich anhörten, als wären die Wachen betrunken.
    »Wo ist der Fotograf, Papa?«, fragte Alexej zum dritten Mal.
    »Weiß der Himmel. Ich bin sicher, er kommt bald.«
    »Zuerst müssen wir uns beeilen, und dann lassen sie uns warten!«
    »Dafür gibt es bestimmt einen Grund, Anastasia. Es wird nicht mehr lange dauern.«
    Anastasia drückte Jimmy an ihre Brust. Der kleine Spaniel hatte sich beruhigt und freute sich, dass er gestreichelt wurde. Anastasia sah wieder zu ihrem Vater hinüber. Warum warf er Dr. Botkin immer wieder so eigenartige Blicke zu? Ihr Vater lächelte sie zuversichtlich an. Doch Anastasia hatte ein komisches Gefühl im Bauch, das sie sich nicht erklären konnte und das sich nicht vertreiben ließ. »Vielleicht sind sie betrunken und haben uns vergessen, Papa?«, sagte sie und guckte ihn fragend an.
    »Ich hoffe nicht, mein Schatz.«
    Anastasia bemerkte, dass alle mit ihrer Angst zu kämpfen hatten. Alexejs Augen waren

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