Operation Sahara
»Ungefähr hier. An der Mündung eines ausgetrockneten Flusses, der früher einmal in den Niger lief.«
Chip Webster betätigte ein paar Knöpfe auf einer Konsole und vergrößerte die von Gunn markierte Gegend. »Keinerlei Gebäude zu sehen. Sieht nicht bewohnt aus. Außerdem kann ich keine Ausbaggerung erkennen, die darauf hinweisen, daß hier Gräben gezogen wurden, um gefährliche Materialien zu vergraben.«
»Wirklich ein Rätsel«, murmelte Chapman. »Woher, zum Teufel, kann dieses gefährliche Zeug bloß stammen?«
»Pitt und Giordino sind noch vor Ort und suchen danach«, erinnerte Gunn die Anwesenden.
»Haben wir in letzter Zeit Berichte bekommen, wie es ihnen geht und wo sie sich aufhalten?« fragte Hodge.
»Nichts, seit Pitt von Yves Massardes Boot aus angerufen hat«, erwiderte Sandecker. Hodge blickte von seinem Notizblock auf.
»Yves Massarde? Ach Gott, doch nicht diese Ratte.«
»Kennen Sie ihn?«
Hodge nickte. »Ich bin ihm im Zusammenhang mit der chemischen Verunreinigung des Mittelmeeres vor der Küste Spaniens vor vier Jahren begegnet. Eines seiner Schiffe, das krebserzeugende Chemikalien, PCB’s, zur Endlagerung in Algerien bestimmt, transportierte, brach in einem Sturm auseinander und sank. Ich persönlich glaube, das Schiff wurde absichtlich versenkt, um sowohl die Versicherungssumme zu kassieren als auch die Ladung loszuwerden. Wie sich später herausstellte, hatte die algerische Verwaltung überhaupt nicht die Absicht, den Abfall zur Endlagerung anzunehmen. Dann fing Massarde das Lügen und Betrügen an und ließ sich jede nur denkbare juristische Finte einfallen, um sich der Verantwortung für die Beseitigung der Schweinerei zu entziehen. Wenn man dem Kerl die Hand schüttelt, zählt man am besten die Finger, bevor man ihn aus den Augen verliert.«
Gunn wandte sich an Webster. »Die Spionagesatelliten können doch vom All aus die Buchstaben in einer Zeitung erkennen.
Warum können wir nicht einen davon über der Wüste nördlich von Gao in der Umlaufbahn stationieren und nach Pitt und Giordino Ausschau hallen?«
Webster schüttelte den Kopf. »Negativ. Die Leute von der National Security Agency haben die leistungsfähigsten Satelliten über China im Einsatz und verfolgen dort die Raketenstarts. Außerdem werden der Bürgerkrieg in der Ukraine und die Grenzstreitigkeiten zwischen Syrien und dem Irak beobachtet. Sie sind nicht bereit, uns einen Satelliten zur Verfügung zu stellen. Das neueste Modell eines GeoSat steht mir zur Verfügung. Doch es ist die Frage, ob der Satellit einen Menschen vor einer unebenen Fläche, wie sie die Sahara aufweist, ausmachen kann.«
»Würden sich die beiden nicht gegen eine Sanddüne abheben?« fragte Chapman.
Webster schüttelte den Kopf. »Niemand, der die Sahara durchquert und noch seine fünf Sinne beisammen hat, würde über weichen Sand einer Düne marschieren. Selbst die Nomaden umgehen sie. Ein Marsch durch die Dünen bedeutet den sicheren Tod. Pitt und Giordino sind klug genug, das zu wissen.«
»Aber Sie werden doch eine Suche und Überprüfung durchführen?« insistierte Sandecker.
Webster nickte. Er war ziemlich kahl und hatte einen kurzen Hals. Mit dem mächtigen Bauch, der über seinem Gürtel lag, hätte er unter der Rubrik »vorher« in einer Diät-Reklame Modell stehen können.
»Ein enger Freund von mir ist als Analytiker und Experte für Wüstenbeobachtung im Pentagon beschäftigt. Ich glaube, ich kann ihn überreden, daß er sich unsere GeoSat-Photos mit seiner neuesten Vergrößerungstechnik einmal anschaut.«
»Ich danke Ihnen für Ihre Unterstützung«, sagte Sandecker ernst.
»Wenn Pitt und Giordino sich in der Wüste aufhalten, dann kann er sie, sofern das überhaupt möglich ist, aufspüren«, versprach Webster ihm.
»Hat Ihr Satellit eine Spur von dem Flugzeug mit den Seuchenexperten entdecken können?« fragte Muriel.
»Nein, bis jetzt noch nicht, leider. Beim letzten Überflug von Mali war nichts zu sehen außer einer kleinen Rauchwolke am Bildrand. Hoffentlich bekommen wir beim nächsten Umlauf ein detaillierteres Bild. Es könnte sich natürlich auch bloß um das Freudenfeuer von Nomaden handeln.«
»In diesem Teil der Sahara gibt es nicht genug Holz für ein Freudenfeuer«, stellte Sandecker nüchtern fest.
Gunn hatte der Unterhaltung nicht folgen können. »Um welche Wissenschaftler geht’s überhaupt?«
»Um eine Gruppe von der Weltgesundheitsorganisation, die in Mali eingesetzt wurde«, erklärte
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