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Operation Sahara

Operation Sahara

Titel: Operation Sahara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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stecken.«
36
    In Tebezza gab es diesmal kein Empfangskomitee. Pitt und Giordino waren offensichtlich nicht wichtig genug, um von den örtlichen Würdenträgern begrüßt zu werden. Zwei Tuaregs, die Gewehre im Anschlag, übernahmen sie schweigend, während ein dritter ihnen eiserne Fesseln anlegte. Dem Zustand der Ketten und Handschellen nach zu urteilen, hatten sie bereits verschiedenen Besitzern gedient.
    Pitt und Giordino wurden auf die Ladefläche eines kleinen Renault-Lastwagens verfrachtet. Einer der Tuaregs fuhr, die beiden anderen saßen ebenfalls hinten, die Gewehre quer über den Oberschenkeln, und hielten ihre Augen, die sich hinter dem indigoblauen Kopftuch verbargen, wachsam auf die beiden Gefangenen gerichtet.
    Während der Motor ansprang und der Lastwagen sich vom Landestreifen entfernte, beachtete Pitt die Wachen kaum. Der Hubschrauber, der sie von Fort Foureau hergeflogen hatte, stieg gleich wieder in die Backofenhitze auf. Pitt kalkulierte bereits die Chancen einer Flucht. Prüfend musterten seine Augen die umliegende Gegend. Nirgendwo waren Zäune zu sehen, auch keine Baracken für die Wachen. Jeder Versuch, gefesselt 400 Kilometer offene Wüste zu durchqueren, machte besondere Sicherheitsmaßnahmen überflüssig. Dennoch ließ Pitt sich nicht entmutigen. Die Fluchtaussichten mochten gering sein, doch ganz auszuschließen waren sie nicht.
    So weit das Auge reichte, gab es nichts als die reine, nackte Wüste. Nur im Westen überragte ein Felsenplateau die braunen Dünen. Es war ein heimtückisches Land und strahlte dennoch eine Schönheit aus, die sich nur schwer beschreiben ließ. Das Land erinnerte Pitt an die Hintergrundlandschaft des alten Films »Song of the Desert«.
    Er saß mit dem Rücken gegen das Seitenteil der Ladefläche gelehnt und reckte den Hals, um an der Fahrerkabine vorbei einen Blick nach vorne zu werfen. Die Straße, wenn man sie überhaupt so bezeichnen konnte, bestand nur aus Reifenspuren, die auf das Plateau zuliefen. Gebäude waren in der Einöde nicht zu sehen; auch keine Ausrüstungsgegenstände oder Fahrzeuge.
    Kein Anzeichen für ein Bergwerk. Er fragte sich schon, ob es sich bei der Mine von Tebezza um einen Mythos handeln mochte.
    Nach 20 Minuten wurde der Lastwagen langsamer und bog in eine enge Schlucht ein, die sich durch das Plateau fortsetzte. Der Sand, der in die Schlucht geweht worden war, war so weich, daß Gefangene und Wärter zusammen aussteigen und helfen mußten, den Lastwagen wieder auf festeren Grund zu schieben.
    Nach fast einem Kilometer bog der Fahrer in eine Höhle ein, deren Eingang gerade so groß war, daß der Lastwagen durchfahren konnte. Dann kamen sie in eine weite Halle, die aus dem Felsen geschlagen worden war.
    Der Fahrer hielt vor einem hell erleuchteten Tunnel an. Die Wachen sprangen ab. Pitt und Giordino gehorchten den stummen Gesten der Gewehrmündungen und stiegen, durch die Fesseln behindert, schwerfällig aus. Man gab ihnen mit Winken zu verstehen, sie sollten im Tunnel weitergehen, und das taten sie. Sie waren dankbar, der Sonne entronnen zu sein, und sich wieder in einer kühlen unterirdischen Atmosphäre zu befinden.
    Die Halle ging in einen Korridor mit kannelierten Wänden und gefliestem Boden über. Sie wurden an einer Reihe von Gewölben vorbeigeführt, die aus dem Felsen gehauen und mit alten, geschnitzten Türen verschlossen waren. Die Wachen blieben am Ende des Korridors vor einer großen Doppeltür stehen, öffneten sie, und schoben Pitt und Giordino hinein. Die beiden Männer waren völlig überrascht, als sie sich plötzlich auf einem dicken, blauen Teppich in einem luxuriösen Vorzimmer befanden, wie man es auch in den Vorstandsetagen in der Fifth Avenue in New York hätte finden können. Die Wände waren blaßblau gestrichen und mit Fotografien von atemberaubenden Sonnenauf- und untergängen dekoriert. Riesige Chromleuchten mit grauen Schirmen erhellten das Zimmer.
    Mitten im Raum befand sich ein Akazienschreibtisch mit passendem Sofa und Sesseln, die mit grauem Leder bezogen waren. In den hinteren Ecken standen, als bewachten sie das Allerheiligste, in stolzer Pose die Bronzestatuen eines Tuaregs und seiner Frau. Die Luft war kühl, aber nicht dumpf. Pitt hatte den Eindruck, als rieche er ein leichtes Orangenaroma.
    Hinter dem Schreibtisch saß eine sehr attraktive Frau mit hellgrauen Augen und langem, schwarzem Haar, das hinter der Lehne ihres Stuhls bis zur Hüfte herabwallte. Sie hatte mediterrane Gesichtszüge,

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