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Operation Sahara

Operation Sahara

Titel: Operation Sahara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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von diesen beiden Gestalten, die auf der Kasematte stehen?« fragte Giordino.
    »Bei einem handelt es sich offensichtlich um einen Schiffsoffizier. Wahrscheinlich der Kapitän.«
    »Und der andere?« flüsterte Giordino. Seine Miene verriet Unglauben. Pitt musterte die Gestalt neben dem Kapitän von Kopf bis Fuß.
    »Was glaubst du denn, um wen es sich handelt?«
    »Ich traue meinen sonnengeschädigten Augen nicht. Ich dachte, du würdest es mir sagen.«
    Pitt hatte Schwierigkeiten, gedankliche Umstände zu verarbeiten, die ihm vollkommen abwegig erschienen.
    »Wer immer auch der Künstler war«, murmelte er fasziniert und völlig irritiert, »er hat zumindest jemanden gemalt, der eine erstaunliche Ähnlichkeit mit Abraham Lincoln hat.«
42
    Die Rast tagsüber in der Kühle der Höhle hatte Pitt und Giordino so weit erfrischt, daß sie sich körperlich in der Lage fühlten, einen letzten Versuch zu wagen und das öde, feindselige Land in einem einzigen Marschabschnitt zu durchqueren, um die Trans-Sahara-Straße zu erreichen. Sämtliche Gedanken und Mutmaßungen, die das legendäre Panzerschiff in der Wüste betrafen, wurden für den Augenblick beiseite geschoben, als sie sich innerlich auf die schier unmögliche Aufgabe vorbereiteten.
    Am späten Nachmittag trat Pitt aus der Höhle in die Feuerglut der Sonne, um sein Rohr wieder einmal als Kompaß zur Richtungsbestimmung einzusetzen. Er wählte einen großen Felsbrocken, der sich ungefähr fünf Kilometer genau östlich vom Horizont abhob, und als Ziel für die erste Marschstunde dienen sollte.
    Als er wieder in die angenehme Kühle der Höhle zurückkam, mußte er über die Erschöpfung, die Qual und auch über seine zunehmende Schwäche nicht nachdenken. Sein eigenes Elend spiegelte sich in den hohlen Augen Giordinos wider, in dessen verschmutzten Klamotten, doch vor allem in der Haltung eines Mannes, der nicht mehr konnte.
    Sie hatten zusammen unzählige Gefahren überstanden, doch noch niemals hatte Pitt einen Giordino gesehen, der so geschlagen aussah. Der psychische Streß überwog allmählich die körperliche Robustheit. Giordino war Pragmatiker bis in die Knochen. Rückschläge und Widrigkeiten steckte er mit einer charakteristischen Sturheit weg; immer ging er mit dem Kopf durch die Wand. Aber anders als Pitt vermochte er sich nicht in eine Traumwelt zu versetzen, in der Qual und Verzweiflung von den Gedanken an Swimmingpools, tropische Drinks und kalte Büffets mit den herrlichsten Delikatessen verdrängt wurden.
    Pitt erkannte, daß diese Nacht die letzte sein würde. Wenn sie die Wüste in ihrem tödlichen Spiel besiegen wollten, mußten sie ihren Überlebenswillen verdoppeln. Weitere 24 Stunden ohne Wasser würden sie erledigen. Er befürchtete stark, daß die Trans-Sahara-Straße gut 50 Kilometer zu weit entfernt lag. Er gewährte Giordino eine weitere Stunde Ruhe, bevor er ihn aus seinem todesähnlichen Schlaf wachrüttelte. »Wir müssen jetzt aufbrechen, wenn wir vor Sonnenaufgang ein gutes Stück weiterkommen wollen.«
    Giordino öffnete seine Augen nur halb und rappelte sich in Sitzposition auf. »Weshalb bleiben wir nicht einfach noch einen Tag hier und machen etwas langsamer?«
    »Zu viele Frauen, Kinder und Männer verlassen sich drauf, daß wir durchkommen, zurückkehren und sie retten. Jede Stunde zählt.«
    Das flüchtige Bild leidender Frauen und ängstlicher Kinder unten in den Goldminen von Tebezza genügte, um bei Giordino den dichten Nebel des Schlafes zu zerreißen und ihn taumelnd auf die Beine zu bringen. Dann machten sie auf Pitts Drängen ein paar Minuten Streckübungen, um ihre schmerzenden Muskeln und steifen Gelenke zu lockern. Sie warfen einen letzten Blick auf das Panzerschiff der Konföderierten und brachen dann über das riesige, leicht abfallende Plateau auf. Pitt ging voraus und steuerte den Felsen an, den er sich im Osten ausgesucht hatte.
    Kein Lufthauch wirbelte den Sand auf. Die Wüste lag ruhig und lautlos vor ihnen. Die öde Landschaft schien bis in die Ewigkeit zu reichen, und über den Felsen, die wie Knochen eines Dinosauriers aus dem flachen Boden ragten, schimmerte in Wellen die Hitze des Tages. Nirgends eine Bewegung, sah man von den Schatten ab, die sich hinter den Felsbrocken bildeten, wuchsen und wie Geister in der einfallenden Dämmerung zum Leben zu erwachen schienen.
    Sie marschierten sieben Stunden. Pitt und Giordino waren erschöpft und völlig geschwächt, sie zitterten unkontrolliert. Die extremen

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