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Operation Sahara

Operation Sahara

Titel: Operation Sahara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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nichts von alledem deutete auf einen Mann hin, der die sichere Niederlage vor sich sah und dem Tod ins Auge blickte.
    Er suchte den Boden der Schlucht in beide Richtungen ab, zögerte – und plötzlich schauten seine Augen, die durch den engen Schlitz seines Handtuchturbans blinzelten, völlig verwirrt.
    »Ich habe den Verstand verloren«, flüsterte er.
    Giordino hob den Kopf. »Ich habe meinen bereits vor zwanzig Kilometern verloren.«
    »Ich schwöre, ich sehe…« Pitt schüttelte langsam den Kopf und rieb sich die Augen. »Das muß ein Wunder sein.«
    Giordino warf einen Blick hinüber und sah nichts als einen riesigen, unendlichen Backofen. In der Ferne, unterhalb der flimmernden Hitzewellen, schimmerte ein See. Die Fata Morgana dessen, wonach er sich so sehnte, war mehr als Giordino ertragen konnte. Er wandte den Blick ab.
    »Siehst du es?« fragte Pitt.
    »Wenn ich die Augen schließe«, krächzte Giordino schwach, »sehe ich eine Kneipe mit Tänzerinnen vor mir, die riesige Humpen mit eiskaltem Bier schwenken.«
    »Es ist mein Ernst.«
    »Meiner auch, doch wenn du diesen See da draußen meinst, dann vergiß ihn.«
    »Nein«, erwiderte Pitt kurz, »ich meine das Flugzeug da unten in der Schlucht.«
    Zuerst dachte Giordino, sein Freund habe nicht mehr alle Tassen im Schrank, doch dann rollte er sich langsam auf den Bauch und starrte in die Richtung hinunter, in die Pitt blickte.
    Kein künstlich hergestellter Gegenstand wird in der Wüste zerstört oder verrottet. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, daß durch wehenden Sand Metall glattgeschliffen wird. Dort, unmittelbar am gegenüberliegenden Ufer des ausgetrockneten Flußbetts, stand blankgescheuert und völlig ohne Rost, wie eine außerirdische Erscheinung, ein Flugzeugwrack.
    »Siehst du es auch?« wiederholte Pitt. »Oder bin ich verrückt geworden?«
    »Nicht, wenn ich nicht auch verrückt geworden bin«, stellte Giordino vollkommen verblüfft fest.
    »Sieht tatsächlich aus wie ein Flugzeug.«
    »Dann existiert es wirklich.«
    Pitt half Giordino auf die Beine, und sie stolperten den Rand der Schlucht entlang, bis sie direkt über dem Wrack standen.
    Die Bespannung des Rumpfes war erstaunlicherweise unbeschädigt, und sie konnten die Registriernummer deutlich erkennen. Der Aluminiumpropeller war zerfetzt worden, als er sich in die Erde gebohrt hatte, der Sternmotor mit seinen vorspringenden Zylindern war beim Aufprall ein Stück nach hinten ins Cockpit geschoben worden und hing schief in der abgeknickten Aufhängung, und das Fahrwerk war gebrochen.
    Doch abgesehen davon schien das Flugzeug kaum beschädigt zu sein. Pitt und Giordino sahen auch die Einkerbungen im Boden, die das Flugzeug bei der Landung hinterlassen hatte, bevor es über den Rand auf den Grund des trockenen Flußbetts gestürzt war.
    »Wie lange, glaubst du, liegt das schon hier?« krächzte Giordino.
    »Mindestens fünfzig, vielleicht siebzig Jahre«, erwiderte Pitt.
    »Der Pilot muß den Absturz überlebt und sich zu Fuß gerettet haben.«
    »Er hat nicht überlebt«, erklärte Pitt. »Unter der Backbordtragfläche sieht man die Beine einer Leiche.«
    Giordinos Blick richtete sich auf den linken Flügel. Im Schatten darunter sah man einen altmodischen Schnürstiefel aus Leder und den Teil einer zerknitterten Khakihose. »Glaubst du, es macht ihm etwas aus, wenn wir ihm Gesellschaft leisten? Er liegt im einzigen Schatten weit und breit.«
    »Daran hab’ ich auch schon gedacht«, sagte Pitt, kletterte über den Rand und rutschte die steile Böschung auf dem Hintern runter, wobei er die Knie anzog und die Füße als Bremse benutzte.
    Giordino rutschte neben ihm her, und sie landeten gleichzeitig mit einer kleinen Lawine aus Kies und Staub unten im Flußbett.
    Ebenso wie bei der Entdeckung der Höhlenmalerei vergaßen sie auch jetzt jeglichen Durst, rappelten sich mühsam auf und gingen auf den toten Piloten zu.
    Der untere Teil der Gestalt, die mit dem Rücken am Rumpf lehnte, war sandbedeckt. Eine behelfsmäßige Krücke, aus einer Tragflächenstrebe gebastelt, lag neben einem ausgestreckten Bein, an dessen Fuß der Stiefel fehlte. Daneben, halb bedeckt vom Sand, lag der Kompaß des Flugzeugs.
    Der Pilot war erstaunlich gut erhalten. Hitze und Kälte hatten den Körper mumifiziert, so daß die Haut, die man sah, vollkommen glatt war und wie dunkles Leder wirkte. Das Gesicht zeigte deutlich erkennbar einen Ausdruck von Ruhe und Zufriedenheit, und die Hände, starr von 60 Jahren

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