Operation Sahara
Rast machten, graute der Morgen.
Sie vergruben sich im Sand, so daß ihre Körper vor der Hitze des Tages und der brennenden Sonne geschützt waren und der Flüssigkeitsverlust minimiert wurde. Der sanfte Druck des Sandes linderte darüber hinaus den Schmerz ihrer überanstrengten Muskeln.
Nach dem ersten Marschabschnitt waren sie ihrem Ziel 48 Kilometer näher gekommen. Die tatsächlich zurückgelegte Wegstrecke war größer, weil sie auf dem Wüstenboden im Zickzack zwischen den Sanddünen hindurchmarschiert waren.
Am zweiten Abend brachen sie vor Sonnenuntergang auf, so daß Pitt das Rohr anbringen und ihre Marschrichtung bestimmen konnte. Bei Sonnenaufgang am nächsten Tag war die Trans-Sahara-Straße weitere 42 Kilometer näher gerückt. Bevor sie wieder unter die Sanddecke krochen, tranken sie die letzten Wassertropfen aus dem Kanister. Von jetzt an bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie neues Wasser bekommen würden, trockneten ihre Körper langsam aus.
In der dritten Nacht mußten sie eine Dünenbarriere überwinden, die sich nach links und rechts ausdehnte, so weit das Auge reichte. Die Dünen, obwohl gefährlich, waren traumhaft schön. Ihre feinen, glatten Oberflächen wurden vom rastlosen Wind zu fragilen kleinen Wellen geformt. Pitt begriff ihre Eigenheiten schnell. Nach einem sanften Anstieg fiel die Düne normalerweise auf der anderen Seite steil ab. Sie marschierten praktisch auf den rasiermesserscharfen Kämmen, um den Auf- und Abstieg im weichen Sand zu vermeiden. War dies zu schwierig, liefen sie durch die Senken, wo der Sand fester war.
Am vierten Tag wurden die Dünen allmählich niedriger und gingen schließlich in weite Sandebenen über, die vollkommen öde und ohne Wasser war. Obwohl sie dankbar waren, in flaches Gebiet zu kommen. empfanden sie den Marsch doch als überaus anstrengend. Der Boden war mit zwei Arten von Sandwellen bedeckt. Die einen waren kurze, flache Wellen, die kein Problem darstellten. Doch die anderen waren groß und lagen weit auseinander; sie türmten sich genau in Schrittweite auf und ermüdeten so, als marschierte man über die Schwellen eines Schienenstrangs.
Die Marschzeiten wurden kürzer. Sie legten mehr und längere Erholungspausen ein. Beim Gehen hielten sie die Köpfe schweigend gesenkt. Wenn sie redeten, trocknete das nur ihren Mund aus. Der Sand nahm sie gefangen. Die Entfernung war ihr Gefängnis. Es war eine Gegend, in der jeder Kilometer genauso aussah wie der vorherige und die Zeit zur Ewigkeit wurde.
Zwanzig Kilometer weiter erhob sich ein Plateau. Die Sonne ging bereits auf, als sie beschlossen, den steilen Hang zu erklimmen, bevor sie sich für den Rest des Tages ausruhten.
Vier Stunden später, die Sonne stand schon hoch über dem Horizont, kletterten sie schließlich über den Rand. Die Anstrengung hatte die wenigen Reserven, über die sie noch verfügten, völlig erschöpft. Nach der mörderischen Strapaze des Aufstiegs schlugen ihre Herzen wild, ihre Muskeln schmerzten, und sie keuchten, weil die Lungen nach mehr Luft verlangten.
Pitt war erschöpft und hatte Angst, sich zu setzen, weil er fürchtete, anschließend nicht mehr auf die Beine zu kommen.
Müde stand er da und schwankte hin und her wie der Kapitän auf der Brücke seines Schiffes. Wenn die Ebene unter ihnen eine konturlose Öde gewesen war, dann lag die Oberfläche des Plateaus als sonnenverbrannter, grotesker Alptraum vor ihnen.
Ein Meer unregelmäßig aufgetürmter, glühend heißer roter und schwarzer Felsen, dazwischen die rostübersäten obeliskartigen Auswüchse von Eisenerz, die sich nach Osten erstreckten, direkt in ihre Marschrichtung. Es war, als hätten sie eine Stadt vor sich, die vor Jahrhunderten von einer Atomexplosion zerstört worden war.
»Welcher Teil des Hades ist das?« keuchte Giordino.
Pitt zog Fairweathers Karte hervor, die inzwischen völlig verknittert war, faltete sie auseinander und strich sie auf seinem Oberschenkel glatt. »Er hat’s auf der Karte eingezeichnet, aber nicht näher bezeichnet.«
»Dann soll er von nun an als ›Giordinos Höcker‹ zu einem Begriff werden.«
Pitts trockene Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Wenn du willst, daß der Name eingetragen wird, wende dich an das Internationale Institut für Geographie.«
Giordino ließ sich auf den Felsboden fallen und warf einen ausdruckslosen Blick über das Plateau.
»Wie weit sind wir gekommen?«
»Ungefähr 120 Kilometer.«
»Noch 60 bis zur Trans-Sahara-Straße.«
»Außer
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