Operation Sahara
Schiene, die drei Meter über den Bug hinausragte, und an deren vorderem Ende das Heckrad montiert wurde. Das Fahrzeug würde jetzt jeden, der alt genug war sich an so etwas zu erinnern, an einen Seifenkistenrennwagen aus den dreißiger Jahren erinnern.
Während Giordino den Rumpf zusammenschraubte, konzentrierte Pitt sich auf das Segel. Nachdem die Tragfläche vom Flugzeugrumpf abmontiert war, blockierte er Querruder und Klappen und zog den dicken Holm heraus, so daß er einen Mast bildete. Zusammen mit Giordino richtete er dann den Flügel in vertikaler Position aus und montierte den Mast in der Mitte des Rumpfes. Es war eine Arbeit, die durch das geringe Gewicht des von der Wüste ausgetrockneten Holzes und der Flügelbespannung erleichtert wurde. Am Ende stand ihnen ein Segel zur Verfügung, das sich drehen ließ. Als nächstes verwandte Pitt die Kontrollk abel, um Backstagleinen zu den von Giordino gebauten Auslegern und zum Bug zu führen, um den Mast abzustützen. Dann konstruierte er ein Steuer, das vom Innern des Rumpfes aus über die Flugzeugkontrollkabel mit der beweglichen Schiene verbunden wurde, an der das Bugrad montiert war. Zuletzt rüstete er das Segel mit einer Takelage aus.
Die letzten Feinheiten bestanden darin, die Pilotensitze aus-und im Cockpit des Strandseglers hintereinander einzubauen.
Pitt griff nach dem Kompaß vom Instrumentenbrett des Flugzeuges und baute ihn neben dem Ruder ein. Das Rohr, das er bisher als Kompaß benutzt hatte, band er als Glücksbringer an den Mast.
Um drei Uhr morgens hatten sie ihre Arbeit beendet und ließen sich völlig erschöpft in den Sand fallen. Zitternd lagen sie in der bitteren Kälte und starrten ihr Meisterwerk an.
»Das geht nie im Leben«, murmelte Giordino, vollkommen erledigt.
»Der Strandsegler muß uns lediglich über den See befördern.«
»Hast du dir mal überlegt, wie wir ihn aus der Schlucht bekommen?«
»Ungefähr 50 Meter weiter im Tal ist das Gefälle des Ostufers so gering, daß man ihn nach oben zum Bett des ausgetrockneten Sees ziehen kann.«
»Wir können von Glück sagen, wenn wir uns allein so weit schleppen können, vom Strandsegler ganz zu schweigen. Und übrigens, es gibt keine Garantien, daß er überhaupt funktioniert.«
»Wir brauchen nur ein bißchen Wind«, erwiderte Pitt mit kaum hörbarer Stimme. »Wenn man von den vergangenen sechs Tagen ausgeht, dann dürften wir uns darüber keine Sorgen machen.«
»Es geht doch nichts über die Erfüllung eines Traumes.«
»Das Ding wird funktionieren«, erklärte Pitt resolut.
»Was, glaubst du, wiegt es?«
»Ungefähr 160 Kilo.«
»Auf welchen Namen sollen wir es taufen?« fragte Giordino.
»Taufen?«
»Ein Name. Der Strandsegler muß einen Namen haben.«
Pitt nickte zu Kitty hinüber. »Wenn wir aus dieser Klemme rauskommen, verdanken wir das nur ihr. Wie wär’s mit
Kitty Mannock?«
»Einverstanden.«
Die ersten Sonnenstrahlen trafen schon den Boden der Schlucht, als sie endlich erwachten. Allein das Aufrappeln erforderte eine beträchtliche Willensanstrengung. Schweigend nahmen sie Abschied von Kitty und taumelten zum vorderen Ende des Gefährts, das ihre letzte Hoffnung verkörperte. Pitt befestigte zwei Kabel am Bug des Strandseglers und reichte eines Giordino.
»Bist du bereit?«
»Scheiße, nein«, Giordino spuckte trocken.
Pitt grinste trotz seiner schmerzenden, aufgesprungenen und blutenden Lippen. Seine Augen suchten die Giordinos, forschten nach dem Aufflimmern, dem Zeichen, daß sie es schaffen würden. Es war da, aber nur ganz schwach. »Wer als erster oben ist.«
Giordino schwankte wie ein Betrunkener im Sturm, doch mit einem Wink signalisierte er, daß er verstanden hatte und murmelte gut gelaunt: »Du wirst meinen Staub schlucken müssen.« Dann legte er sich das Kabel über die Schulter, beugte sich vor, um zu ziehen, und fiel hin.
Der Strandsegler ließ sich so leicht bewegen wie ein Einkaufswagen auf den Fliesen eines Supermarktes und rollte fast über ihn hinweg. Aus roten Augen blickte er überrascht zu Pitt auf.
»Mein Gott, der bewegt sich ja leicht wie eine Feder.«
»Natürlich, es waren ja auch zwei erstklassige Mechaniker am Werk.«
Schweigend zogen sie den Strandsegler die Schlucht entlang, bis sie an einen Hang kamen, der in einer Steigung von 30 Grad hoch zum Grund des ausgetrockneten Sees führte.
Der Aufstieg war nur sieben Meter weit, doch auf die beiden Männer übte der Kamm des Hanges die gleiche Wirkung aus wie der
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