Operation Sahara
Gnade. Haß und Bösartigkeit entluden sich in wilden Flüchen. Mit kalter Gleichgültigkeit schoß Giordino ihr zweimal in den Bauch. Die zornesblitzenden Augen brachen und das letzte, was sie wahrnahmen, war Giordinos unbewegte Miene. Dann schlug Melikas massiger Körper auf dem Gestein des Stollenbodens auf.
Giordino sah auf sie hinunter und murmelte: »Vorhang zu! Die Hexe ist tot.«
Melika hörte ihn nicht mehr.
47
»Insgesamt 25«, meldete Pembroke-Smythe an Levant.
»Vierzehn Männer, acht Frauen, drei Kinder. Alle halbtot vor Erschöpfung.«
»Das sind eine Frau und ein Kind weniger als damals, als Giordino und ich geflohen sind.«
Levant musterte die Mannschaftstransporter, in die gerade die befreiten Gefangenen einstiegen, und warf einen Blick auf seine Uhr.
»Wir haben das Zeitlimit um 16 Minuten überschritten«, stellte er ungeduldig fest. »Treiben Sie die Leute an, Captain.
Wir müssen aufbrechen.«
»Wir sind im Nu fertig«, erklärte Pembroke-Smythe aufgeräumt und eilte auf die Fahrzeuge zu.
»Wo steckt Ihr Freund Giordino?« fragte Levant Pitt. »Wenn er nicht bald auftaucht, müssen wir ihn zurücklassen.«
»Er mußte noch etwas erledigen.«
»Wenn er sich durch den Aufruhr in den oberen Ebenen seinen Weg bahnen, kann, hat er Glück. Nachdem die Gefangenen in die Nahrungslager und die Kammern mit den Wasservorräten eingebrochen sind, haben sie damit angefangen, an den Tuaregs Rache zu nehmen. Die letzte Gruppe, die sich von den unteren Ebenen zurückgezogen hat, meldete, daß dort ein Massaker im Gange sei.«
»Man kann ihnen kaum einen Vorwurf machen, nach allem, was sie durchgemacht haben«, sagte Pitt nachdenklich.
»Ich habe ein schlechtes Gefühl, sie zurückzulassen«, gab Levant zu, »doch wenn wir nicht bald abrücken, kommen sie mit den Aufzügen nach oben, und dann haben wir alle Hände voll zu tun, sie daran zu hindern, auf unsere Wagen zu steigen.«
Giordino kam im Laufschritt aus dem Gang mit den Büros und rannte an einer Gruppe von sechs Soldaten vorbei, die den Eingang zur Höhle deckten, in der die Fahrzeuge standen. Er wirkte hochzufrieden und grinste Pitt und Levant an. »Freut mich, daß ihr auf mich gewartet habt.«
Levant fand das gar nicht komisch. »Sie sind wohl kaum der Grund für unsere Verspätung.«
»Melika?« erkundigte sich Pitt.
Giordino hielt den Lederriemen in die Höhe, den er als Souvenir mitgenommen hatte. »Trägt sich in die Gästeliste der Hölle ein. Und O’Bannion?«
»Leistet seinen Opfern Gesellschaft.«
»Fertig zum Abrücken«, rief Pembroke-Smythe von einem der Mannschaftstransporter.
Levant nickte. »Mr. Pitt, würden Sie uns freundlicherweise zur Landepiste zurückfahren?«
Pitt sah kurz nach Eva und war erstaunt, wie schnell sie sich erholt hatte, nachdem sie mehrere Liter Wasser getrunken und eine schnelle Mahlzeit hinuntergeschlungen hatte, die die Sanitäter zubereitet hatten. Hopper, Grimes und Fairweather wirkten auch schon viel lebendiger. Dann lief er zum Buggy und schwang sich hinters Steuer.
Pitt hielt jede Vorsicht für überflüssig, als er durch die Schlucht raste. Er schaltete die Scheinwerfer ein und gab Vollgas. Auf Colonel Levants Drängen hin hatte er die Mannschaftstransporter weit hinter sich gelassen, um vorauszufahren und dafür zu sorgen, daß Vorbereitungen für schnelles an Bord Gehen und den sofortigen Abflug getroffen wurden. Giordino fuhr jetzt den ersten Mannschaftstransporter und konnte mühelos den Reifenspuren folgen, die Pitt mit der hinter ihm herwehenden Staubwolke verdeckt hatte, bevor er außer Sichtweite geraten war.
Während der Rückfahrt war Levant nervös. In böser Vorahnung blickte er immer wieder auf seine Uhr. Sie hatten den Zeitplan jetzt um 22 Minuten überschritten. Als nur noch fünf Kilometer zu fahren waren, wurde er allmählich zuversichtlicher. Der Himmel war klar und kein Flugzeug zu sehen.
Langsam stellte sich ein Gefühl von Optimismus ein.
Vielleicht hatte Sergeant Chauvels Erklärung, wieso der Alarm ausgelöst worden war, die Sicherheitskräfte Kazims doch beruhigt.
Die Enttäuschung folgte auf dem Fuß.
Plötzlich hörten sie das charakteristische Geräusch von Düsenmotoren, die das dumpfe Brummen des schallgedämpften Buggyauspuffs übertönten. Dann sahen sie die Positionslichter eines Flugzeugs, die sich am dunklen Himmel bewegten. Levant gab der Flugbesatzung und der Wacheinheit über sein Helmfunkgerät sofort Befehl, sich vom Airbus zu entfernen und
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