Operation Sahara
gibt. Die können nicht zulassen, daß auch nur ein einziger Gefangener entkommt und ihre unmenschlichen Aktivitäten anprangert.«
Levant wandte sich vom Anblick der Zerstörung ab und blickte Pitt mit glühendem Gesicht an. »Sie halten nichts von meinem Plan?«
»Ich habe eine Aversion gegen vorhersehbare Züge.«
»Tun Sie jetzt absichtlich geheimnisvoll, Mr. Pitt, oder sind Sie nur bescheiden?«
»Praktisch«, erwiderte Pitt kurz. »Ich habe allen Grund zur Annahme, daß Kazim vor der Grenze nicht zurückschrecken wird.«
»Was schlagen Sie vor?« fragte Levant geduldig.
»Nach Süden zu fahren, bis wir auf die Bahnlinie stoßen, die von Fort Foureau wegführt«, erwiderte Pitt. »Dann kapern wir einen Zug nach Mauretanien. Wenn wir unsere Karten richtig ausspielen, kommt Kazim nicht dahinter, bevor wir Port Etienne und das Meer erreicht haben.«
»In die Höhle des Löwen«, murmelte Levant skeptisch. »Aus Ihrem Mund klingt das recht einfach.«
»Das Gelände zwischen unserem Standort und der Müllverbrennungsanlage von Fort Foureau besteht größtenteils aus flacher Wüste, unterbrochen von vereinzelten Sanddünen.
Wenn wir eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 50 Kilometern in der Stunde halten können, erreichen wir die Bahnlinie vor Sonnenaufgang und hätten noch Benzin übrig.«
»Und dann? Wir wären nach allen Seiten weithin sichtbar.«
»Wir verstecken uns bis nach Einbruch der Dunkelheit in einem alten Fort der Fremdenlegion, bevor wir einen Zug anhalten und uns an Bord verstecken.«
»Im ursprünglichen Fort Foureau. Es wurde kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs aufgegeben. Ich habe es einmal besucht.«
»Genau da.«
»Ohne einen Führer, der uns durch die Dünen leitet, wäre das glatter Selbstmord«, gab Levant zu bedenken.
»Einer der geretteten Gefangenen organisiert Fahrten für Touristen. Er kennt die malische Wüste wie ein Nomade.«
Levant starrte noch einen Moment lang wieder auf den brennenden Airbus, während er in Gedanken das Für und Wider abwog. Wenn er sich in die Person General Kazims hineinversetzte, würde er auch annehmen, daß sein Opfer zur nächsten Grenze fliehen würde. Und auch er würde sämtliche mobilen Einheiten losschicken, um den Gegner abzufangen. Es bestand absolut keine Hoffnung, in nördliche Richtung nach Algerien zu entkommen. Wenn sie in die Gegenrichtung fuhren, dann konnte dieser Schachzug den General und Massarde zu einer wilden Jagd verführen, die gerade lang genug dauern mochte, daß die Einheit ungesehen verschwinden konnte.
»Ich hab’s Ihnen noch nicht erzählt, Mr. Pitt, oder? Ich habe acht Jahre in der Wüste verbracht, als ich bei der Fremdenlegion war.«
»Nein, Colonel, das haben Sie nicht.«
»Bei den Nomaden gibt es die Fabel von dem Löwen, der vom Speer eines Jägers an der Seite verwundet wird und aus dem Dschungel in Richtung Norden flieht. Er schwimmt durch den Niger, um im warmen Sand der Wüste zu sterben.«
»Steckt da irgendeine Moral hinter?« fragte Pitt, nicht sonderlich interessiert.
»Nein, eigentlich nicht.«
»Und was hat die Geschichte zu bedeuten?«
Levant drehte sich um, als sich die Mannschaftstransporter näherten und neben dem Buggy anhielten.
Dann sah er Pitt wieder an und lächelte verhalten. »Das bedeutet, ich vertraue Ihrem Urteil und wir fahren nach Süden, in Richtung Bahnlinie.«
48
Kazim betrat Massardes Büro nachts um elf. Er goß sich einen Gin on the rocks ein und setzte sich in einen Sessel, bevor Massarde aufzublicken geruhte und die Gegenwart des Generals zur Kenntnis nahm.
»Mir wurde Ihre unerwartete Ankunft gemeldet, Zateb«, sagte Massarde. »Was führt Sie zu dieser nächtlichen Zeit nach Fort Foureau?«
Kazim musterte seinen Drink und ließ die Eiswürfel klingen.
»Ich dachte, ich unterrichte Sie am besten persönlich.«
»Unterrichten, worüber?« fragte Massarde ungeduldig.
»Tebezza ist überfallen worden.«
Massarde runzelte die Stirn. »Was reden Sie da?«
»Ungefähr gegen 21 Uhr erhielt meine Kommunikationsabteilung eine Alarmmeldung von der Sicherheitsabteilung der Mine«, erklärte Kazim. »Ein paar Minuten später gab der Funker in Tebezza durch, alles sei in Ordnung und erklärte, der Alarm sei durch einen defekten Stromkreis ausgelöst worden.«
»Klingt plausibel.«
»Nur auf den ersten Blick. Offensichtlich plausiblen Situationen traue ich nicht. Ich habe einen meiner Jäger zu einem Aufklärungsflug über der Gegend losgeschickt. Der Pilot hat
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