Operation Sahara
seiner Maschinenpistole in die Erzlore.
»Wirf deine Kanone raus«, befahl er scharf.
Überrascht erhob sich der Tuareg langsam vom Boden des Wagens, die Maschinenpistole hoch über den Kopf gestreckt. Er sprach kein Englisch und verstand daher Giordinos Befehl nicht, doch ihm war blitzschnell klar geworden, daß er verloren hatte.
Seine Augen folgten dem Lauf von Giordinos Maschinenpistole.
Er verstand und warf seine Waffe über den Rand der Lore.
»Melika!« knurrte Giordino.
Der Wachposten schüttelte den Kopf, doch Giordino bemerkte den Ausdruck abgrundtiefer Angst in seinen Augen. Er drückte die Mündung seiner Waffe gegen die Lippen des Tuareg, dann in dessen Mund und krümmte den Finger um den Abzug.
»Melika!« murmelte der Wachposten erstickt und nickte in drohendem Ton.
Der Tuareg schien vor Melika ebenso viel Angst zu haben wie vor Giordino. Mit weitaufgerissenen Augen blickte er in die Richtung des Stollens. Giordino gab ihm mit einem Wink zu verstehen, er solle aus dem Wagen aussteigen und in den Hauptstollen kommen. Dann deutete er nach vorn.
»Geh zum Haupttunnel. Verstanden?«
Der Tuareg verbeugte sich, die Hände im Nacken verschränkt, und entfernte sich stolpernd über die Gleise. Er beeilte sich, dem Befehl Folge zu leisten. Giordino drehte sich um und setzte vorsichtig seinen Weg in den dunklen Stollen fort. Bei jedem Schritt erwartete er einen Feuerstoß.
Abgesehen vom Hallen seiner Stiefel auf den Gleisen, war es im Stollen totenstill. Zweimal blieb er stehen, und seine sämtlichen Sinne warnten ihn. Er gelangte an eine scharfe Biegung und hielt inne.
Von der anderen Seite drang ein Lichtschimmer zu ihm herüber. Er sah auch einen Schatten und hörte das Geräusch von Stein, der auf anderes Gestein traf. Giordino zog aus einer der vielen Taschen seines Kampfanzugs einen kleinen Signalspiegel und hielt ihn vorsichtig vor eine der Abstützungen.
Melika war am Ende des Stollens fieberhaft dabei, sich einen Wall zu bauen, hinter dem sie sich verbarrikadieren wollte. Sie hatte Giordino zwar den Rücken zugewandt, doch sie war noch gut zehn Meter entfernt und eine Maschinenpistole stand in Griffweite. Bei ihrer Arbeit ging sie keineswegs vorsichtig zu Werke. Sie vertraute auf den Wachposten, den Giordino bereits entwaffnet hatte und der sie eigentlich hätte warnen sollen.
Giordino hätte in den Stollen treten und sie erschießen können, bevor sie seine Gegenwart bemerkte. Doch ein schneller Tod war nicht das, was ihm vorschwebte.
Ganz leise schob er sich um die Biegung auf Melika zu. Jedes Geräusch, das er verursachte, wurde vom Krach der Steine übertönt, die sie übereinanderschichtete, um möglichst schnell ihr Versteck fertigzustellen. Als er nahe genug herangekommen war, griff er nach ihrer Waffe und warf sie über seine Schulter hinweg hinter sich in den Stollen.
Sie fuhr herum, erfaßte mit einem Blick die Lage und ging, den tödlichen Lederriemen schwingend, auf Giordino los.
Glücklicherweise war er darauf vorbereitet. Giordino zuckte mit keiner Wimper.
Sein Gesicht war eine Maske der Unerbittlichkeit, als er zweimal ruhig abdrückte und ihr die Kniescheiben wegschoß.
Rache beherrschte Giordinos ganzes Empfinden. Melika war unberechenbar wie ein tollwütiger Hund.
Aus schierem Vergnügen hatte sie gequält und gemordet.
Selbst jetzt, als sie mit grotesk verdrehten Beinen im Dreck lag, starrte sie ihn mit gebleckten Zähnen und haßerfüllten schwarzen Augen an. Ihr Sadismus brach sich Bahn und verdrängte die Schmerzen. Wie ein verletztes Raubtier kroch sie auf Giordino zu und versuchte, ihn mit dem Riemen zu schlagen. Dabei fluchte sie wild vor sich hin.
Giordino trat leichtfüßig zurück und beobachtete amüsiert ihren wütenden Angriff. »Die Welt ist grausam und unerbittlich«, sagte er langsam, »doch nun, da du sie verläßt, wird sie etwas weniger grausam und unerbittlich sein.«
»Du dreckiger kleiner Bastard«, keuchte sie. »Was weißt du schon von der grausamen Welt? Du hast niemals im Abschaum gelebt und Qualen und Grausamkeiten erlebt.«
Giordinos Miene war steinhart. »Das gibt dir nicht das Recht, andere zu quälen. Als dein Richter und Henker bin ich an deiner Lebensgeschichte nicht interessiert. Möglicherweise hast du Gründe für das, was du geworden bist. Wenn du mich fragst, wurdest du krank geboren. Du hast eine lange Spur von unschuldigen Opfern hinter dir hergezogen. Es gibt keinen Grund, dich am Leben zu lassen.«
Melika bat nicht um
Weitere Kostenlose Bücher