Operation Sahara
US-Regierung enthält.«
Die Stanton-Akten waren umfangreich und füllten zehn Schränke. Perlmutter machte sich an die Arbeit, die er nur einmal unterbrach, um das nächstgelegene Klo aufzusuchen. So schnell er konnte, arbeitete er sich durch die Unterlagen, doch er fand erstaunlich wenig über Stantons Beziehung zu Lincoln gegen Ende des Krieges. Es war historisch belegt, daß der Kriegsminister seinen Präsidenten nicht schätzte und eine Reihe von Seiten aus dem Tagebuch seines Attentäters, John Wilkes Booth, entfernt hatte. Desgleichen hatte er eine Anzahl von Dokumenten verschwinden lassen, die Booths Mitverschwörer betrafen. Um die Frustration der Historiker noch zu steigern, hatte Stanton absichtlich eine Menge Fragen unbeantwortet gelassen, die sich um das Attentat im Ford’s Theater rankten.
Als ihm nur noch 40 Minuten blieben, traf Perlmutter ins Schwarze.
Ganz hinten in einem Aktenschrank versteckt, stieß er auf ein vergilbtes Paket, dessen Siegel noch unerbrochen war. Er starrte auf die braune Tintenschrift, die als Datum 9. Juli 1865 angab, zwei Tage nachdem Booths Mitverschwörer Mary Surratt, Lewis Paine, David Herold und George Atzerodt im Gefängnishof des Washingtoner Arsenals gehängt worden waren. Unter dem Datum standen die Worte: »Erst hundert Jahre nach meinem Tod zu öffnen.«
Der Satz war mit Edwin M. Stanton unterschrieben.
Perlmutter setzte sich an den Lesetisch, erbrach das Siegel, öffnete das Paket und begann 31 Jahre nach der von Stanton angeordneten Frist die in dem Paket enthaltenen Papiere zu lesen.
Während er las, fühlte er sich in die Vergangenheit zurückversetzt. Trotz der Kühle in der unterirdischen Anlage glitzerten Schweißperlen auf seiner Stirn. Als er das letzte Blatt beiseite legte, zitterten seine Hände. Er atmete tief aus, seufzte und schüttelte langsam den Kopf.
»Mein Gott«, flüsterte Perlmutter.
Moore warf ihm über den Tisch hinweg einen Blick zu.
»Irgend etwas Interessantes gefunden?«
Perlmutter antwortete nicht.
Er starrte einfach auf den Stapel alter Papiere und murmelte in einem fort: »Mein Gott.«
50
Sie lagen hinter dem Kamm einer Düne in Deckung und musterten die verlassenen Gleise, die wie eine geisterhafte Spur den Sand zerschnitten und ins Nichts zu führen schienen. Die einzigen Lebenszeichen in der Dunkelheit, kurz vor Morgengrauen, waren die weit entfernten Lichter der Müllentsorgungsanlage von Fort Foureau. Auf der anderen Seite der Bahnstrecke, weniger als einen Kilometer weiter westlich, zeichneten sich die Umrisse des alten Legionsforts vordem dunklen Himmel wie ein finsteres Schloß in einem Horrorfilm ab.
Die Irrfahrt quer durch die Wüste war ohne technische Probleme und ohne daß sie entdeckt worden waren verlaufen.
Die Gefangenen hatten unter der harten Federung der Mannschaftswagen gelitten, doch sie waren zu glücklich, als daß sie sich beschwert hätten. Fairweather hatte die Gruppe zielsicher zur alten Kamelpiste gelotst, die von den früheren Salzminen in Taoudenni in südlicher Richtung nach Timbuktu führte. Seine Ortskenntnisse und ein Kompaß hatten ihm genügt, den Konvoi in Sichtweite des Forts zu den Gleisen zu bringen.
Während der Fahrt hatten Pitt und Levant nur einmal angehalten und gelauscht, als sie das ferne Motorengeräusch von Hubschraubern gehört hatten, die von einer Staffel Jagdflugzeuge begleitet wurden. Die Flugzeuge hielten nach Norden, in Richtung Tebezza auf die algerische Grenze zu, wie Pitt vorausgesehen hatte. Sie überflogen den Konvoi, ohne zu merken, daß sich das gejagte Wild direkt unter ihnen befand.
»Eine ausgezeichnete Leistung, Mr. Fairweather«, beglückwünschte ihn Levant. »Die beste Navigation, die ich je erlebt habe.«
»Instinkt«, lächelte Fairweather, »purer Instinkt mit einer Prise Glück.«
»Besser, wir beeilen uns, überqueren die Gleise und verstecken uns im Fort«, sagte Pitt. »In spätestens einer Stunde wird es hell.«
Wie geheimnisvolle Geschöpfe der Nacht fuhren der Buggy und die Mannschaftstransporter auf das Gleisbett und holperten über die Betonschwellen. Am Wrack des Renault-Lastwagens bog Pitt ab. Es war derselbe, hinter dem Giordino und er sich versteckt hatten, als sie auf den Zug nach Fort Foureau gesprungen waren. Die hohen Holztore waren noch genauso angelehnt, wie Giordino und Pitt sie vor mehr als einer Woche zurückgelassen hatten. Levant rief ein paar Männer herbei, die sie so weit aufstießen, daß der Konvoi auf den
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